Sprache ist das A und O

Die Arbeit des Fördervereins der Nettetaler Flüchtlingshilfe trägt zwei Jahre nach der Gründung bereits reife Früchte. Flüchtlinge haben Arbeit in Nettetal gefunden und bewähren sich in Praktika in den ortsnahen Unternehmen.

Das freut den zweiten Vorsitzenden Ralf Schröder. "Auch in den Nettetaler Sportvereinen können sich die Flüchtlinge beweisen und werden gut aufgenommen", sagt er. Ein Beispiel? Eine Tanzschule startet nach den Ferien mit einem Hip-Hop Programm für Kinder von acht bis 16 Jahren. Dieses Projekt ist eine der vielen Aktionen, für die der Förderverein die Flüchtlinge und die Nettetaler unbedingt begeistern möchte, damit Flüchtlinge gemeinsam mit Kindern aus Nettetal nicht nur tanzen, sondern auch spielerisch Deutsch lernen können.

Die Unterstützung der Kirchen und der Stadt kann der Förderverein nicht hoch genug anrechnen. "Die Stadt Nettetal arbeitet eng mit dem Förderverein Flüchtlingshilfe Nettetal zusammen. Der Unterstützung der Flüchtlinge durch das Ehrenamt wird ein hoher Stellenwert zugeschrieben", lobt Silke Büstgens, bei der Stadt Nettetal für die Themen Integration, Asyl und Obdachlosigkeit zuständig, die Arbeit des Fördervereins.
Derzeitig befinden sich insgesamt 412 Flüchtlinge in den zwölf Unterkünften in Nettetal: 278 Asylbewerber und 134, die bereits anerkannt sind.
Die Vereinsarbeit sei sehr intensiv und zeitaufwendig, sagt Schröder, "es ist ganz wichtig, dass die geflüchteten Menschen soziale Kontakte pflegen und nicht nur in ihren Unterkünften hocken."

Die Spendenbereitschaft habe merklich nachgelassen, jetzt da, die Flüchtlingskrise allmählich aus dem Fokus der Öffentlichkeit gerückt sei, berichtet Sandra Breuer, die jüngst das Amt der Vorsitzende von Beate Engelke übernommen hat. Aber Geld alleine ist nicht alles. "Wer über ein Talent verfügt, egal welches, und über Zeitressourcen, kann sich gerne bei uns melden", sagt Sandra Breuer.

"Das A und O ist natürlich die Sprachförderung", bemerkt Ralf Schröder, die den wesentlichen Teil der Flüchtlingshilfe darstellt und aus Spendeneinnahmen finanziert wird. Bis zu zwei Deutschlehrer wurden vom Förderverein unterhalten. Eine pensionierte Deutschlehrerin bietet den Flüchtlingen weiter ihre Hilfe an. "Aber man muss kein Deutschlehrer sein, um den Flüchtlingen helfen zu können", versichert Carolin Linde, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr dem Förderverein widmet, "ich mache gerne etwas mit Kindern, und es ist schon eine große Hilfe, wenn ich ihnen Bücher vorlese."

Wo bereits für Bürger ohne Migrationshintergrund Schwierigkeiten bestehen, sich auf den verschlungenen Pfaden der deutschen Bürokratie zurecht zu finden, bieten die knapp Hundert Vereinsmitglieder ihre ehrenamtlichen Dienste an. Wie wichtig diese Hilfe ist, erklärt Sandra Breuer: "Wenn ein Formular falsch oder nicht richtig ausgefüllt ist, gibt's kein Geld, und die Leute haben nichts zu essen." Es wäre schön, wenn es weiter gelänge, gemeinsam mit den Behörden, Formulare in einfacher, verständlicher Sprache und unbürokratische Lösungsansätze zu entwickeln.
Sollten Flüchtlinge eine Wohnung gefunden haben, sind beispielsweise Handwerksarbeiten und das Bereitstellen von Werkzeug eine große Hilfe. "Auch bei der Berufsfindung greifen wir den Flüchtlingen unter die Arme", erklärt Sandra Breuer weiter. "Ein Patensystem wäre, aus unserer Sicht, ein Traum. Wenn Menschen aus der Bevölkerung sich für einen bestimmten Flüchtling einsetzten und diesen als Pate betreuten", wünscht sich Ralf Schröder.

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Der Förderverein würde es begrüßen, wenn die zuständigen Behörden schnell für klare Verhältnisse sorgen könnten und den Status der Flüchtlinge klären. "Es nützt niemanden, wenn Menschen, weit über ein Jahr in Deutschland bleiben, und bereits große Fortschritte erzielen, und dann doch abgeschoben werden", meint Schröder. Zu großen Irritationen und Ängsten bei den Flüchtlingen führen natürlich kurzfristige Abschiebungen. Kinder können nicht begreifen, warum Familien durch die Polizei abgeholt werden und befürchten, dass vielleicht am nächsten Tag das Gleiche mit ihnen passieren könnte. "Der Vorgang einer Abschiebung ist einfach sehr belastend", sagt Sandra Breuer.

Unter der Führung von Andreas Goßen, dem hauptamtlichen Ehrenamtkoordinator der Diakonie Krefeld-Viersen, finden Runde Tische statt, in denen die Sozialarbeiter der Stadt, unter der Leitung von Ina Prümen-Schmitz, gemeinsam mit der Flüchtlingshilfe die facettenreichen Aktionen und Hilfsprogramme festlegen. Ein Netzwerk, in dem auch der "Integration Point Viersen" involviert ist, wird in Zukunft jede helfende Hand und jeden gespendeten Cent gut brauchen können, sollten die derzeit stagnierenden Flüchtlingszahlen wieder steigen, sobald die, durch die Bundesregierung in Aussicht gestellte, Entlastung Italiens erfolgen wird.

Landesfahnen im Hintergrund: Der Förderverein Nettetaler Flüchtlingshilfe kümmert sich insbesondere um die Sprachförderung (von links): Carolin Linde (freiwilliges soziales Jahr), Ralf Schröder (zweiter Vorsitzender) und die Vorsitzende Sandra Breuer.