Und jetzt? Olivenbäume!

Sie kommen ja zurück, immer mal wieder: Nur nicht als Köchin und Wirt. Rolf Hammanns, Inhaber des "Intermezzo" in Nettetal, und seine Ehefrau Ilse zieht es nach Kreta. Mit ihnen geht die besondere Stimmung einer Kneipe, einer Gaststätte.

Ein neues "Intermezzo" an der Niedieckstraße wird es nicht mehr geben.

Was soll ich sagen? Ilse und Rolf Hammanns, ehemalige Inhaber des "Intermezzo", machen sich Anfang September auf nach Kreta. Für länger. Was soll ich sagen? Klaus hatte es vor Wochen, als die Entscheidung in Stein gemeißelt wurde, auf den Punkt gebracht: "Sie haben immer davon geredet, und jetzt machen sie es auch noch wirklich." Er muss sich jetzt zusammen mit seinen Kumpels für den Tuppabend eine neue Gaststätte suchen. Auch Walter weiß nicht recht weiter. Er und sein Klassentreffen-Stammtisch brauchen ein neues Domizil. So geht es vielen: Stammgäste, die ihren Feierabend genossen haben, kleine Gruppen, die sich regelmäßig im "Intermezzo" getroffen", Gesellschaften, die etwas Rundes gefeiert haben. "Wir würden es schon bedauern, wenn wir keine Lücke reißen würden", sagt Rolf Hammanns

Zweifelsfrei: Ilse und Rolf Hammanns haben genau diese Lücke in die Nettetaler Kneipenlandschaft gerissen. Nichts mehr mit knochen-trockenem Humor hinter der Theke, nichts mehr mit diesen gezauberten Delikatessen aus der Küche.

Was soll ich sagen? Da wo sie jetzt hingehen, in den Süden Kretas, gibt es einen Metzger, einige Lebensmittelgeschäfte, einen Friseur, und im Sommer vielleicht 20 Tavernen. "Das Kafénion hat auch im Winter auf, und das ist dann unser Pendant zum Intermezzo", sagt Rolf.

Da wo sie jetzt hingehen, finden sie Ruhe, Frieden, Bodenständigkeit, Strand und Olivenbäume. "Ich möchte mich nicht mit 75 Jahren fragen, warum ich das Wagnis nicht eingegangen bin. Wenn nicht jetzt, wann dann?", sagt Ilse. Seit 20 Jahren kennen sie Kreta, seit zehn Jahren schmieden sie konkrete Pläne. Jetzt ist es soweit. "Das wird ein ganz schön langer Urlaub", sagt Rolf. Und doch werden sie immer wieder zurückkehren nach Deutschland, wohnen dann bei der Tochter.

Und was ist jetzt mit all den Stammkunden vom Intermezzo? "Natürlich werden wir sie vermissen", sagt Rolf, aber er schaut auch nach vorn: "Unsere Freunde in Kreta vermissen wir auch, wenn wir nicht da sind." Ilse ergänzt: "Noch hatten wir gar keine Zeit, traurig zu sein." Nachdem sie die Türen des "Intermezzo" für immer geschlossen hatten, gab es jede Menge zu erledigen. Räumen, packen, regeln, schieben, tragen. Rund 90 Jahren haben Rolf und Ilse in ihrem Leben bislang gearbeitet. Zusammengerechnet. Es wird Zeit für Ruhe und Gelassenheit. "Ich kann endlich die Dinge tun, die ich schon immer machen wollten. Lesen beispielsweise", sagt Ilse. Rolf wird der neuen Nachbarbarschaft mit Hausmeistertätigkeiten unter die Arme greifen. In erster Linie werden sie Land und Leute und das Leben genießen. Was soll ich da noch sagen?

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Bei der Abschiedsparty wurde aber noch einmal richtig gefeiert. Mit allem Drum und Dran. Auf der aufblasbaren Gitarre wurden alle derzeit bekannten Rocksoli nachgespielt, und Ilse rückte doch noch das Bifteki-Rezept raus. Graubrot sei das Geheimnis, munkelt man jetzt. Denn das Rezept gilt auch weiterhin gut behütet. Ralf hatte schließlich als Letzter die Klinke in der Hand. "Unser letzter Gast", sagt Ilse. Ein bisschen Wehmut schwingt in der Stimme mit. Was soll ich sagen? Tschüss, bis die Tage dann. Rolf presst die Lippen ein bisschen zusammen: "Mhmm", sagt er, "lott jonn."

(Report Anzeigenblatt)