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Unsere Meinung: Wenn das helle Licht blendet

Unsere Meinung : Wenn das helle Licht blendet

Der Scheich ist längst wieder weg. Geblieben von seinem Picknick im Naturschutzgebiet in der Nähe von Schloss Krickenbeck ist eine Polarisierung: Die eine Seite ärgert sich über eine vermeintliche Bevorzugung eines Scheichs, die andere Seite könnte sich ernsthaftere Probleme vorstellen, die in Nettetal zu lösen sind.

Doch wer lässt die Suppe weiter köcheln? Ein Kommentar.

37 Fragen hat Hajo Siemes, Vorsitzender der Fraktion "Wir in Nettetal" (WIN) gestellt. 37 Fragen, deren Antworten Licht in das Dickicht eines Picknicks bringen sollen. Wir erinnern uns: Der Scheich Mohammed Bin Raschid al-Maktum aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte ganz in der Nähe vom Krickenbecker Schloss für einen 75-minütigen Imbiss Halt gemacht. Im Naturschutzgebiet. Geht eigentlich gar nicht. "Eine einmalige Duldung", hatte es bei der Stadt Nettetal geheißen. Der Baubetriebshof hatte den Platz mit Hilfe von Flüchtlingen hergerichtet. Ein Häppchen hier, ein Schlückchen da — und schon war der Scheich wieder weg. Längst ist alles wieder aufgeräumt, der Anglersteg, der bei dieser Aktion beschädigt wurde, wird repariert. Die Kosten trägt der Scheich.

Alles und alle hätten wieder Normaltemperatur messen können. Wenn da nicht Hajo Siemes wäre. Er machte Informationen aus dem Ältestenrat öffentlich, die vertraulich waren. In diesem Gremium hatte der Erste Beigeordnete Armin Schönfelder die politischen Fraktionen über den Scheichbesuch informiert. Nach dem Besuch. Vor dem Besuch des Scheich war das nicht möglich. Für alle Fragen der Politik übrigens, nicht nur für diese 37, hätte der Erste Beigeordnete Armin Schönfelder zur Verfügung gestanden.

Seine 37 Fragen stellte Hajo Siemes offensichtlich lieber öffentlich. Die Verwaltung wird diese 37 Fragen nun beantworten — und muss dafür Kräfte bündeln. Manch einer wird sagen, dass Politik genau dafür da ist: Der Verwaltung auf die Finger zu schauen und kritisch nachzufragen. Das ist auch gut so. Andere aber fragen tatsächlich, ob man nichts Besseres zu tun hätte, als diese 37 Fragen zu stellen und sogar noch zu beantworten.

Warum wählte Hajo Siemes also diesen Weg, den Weg der Pauke? Wollte er seine Fraktion in ein besonderes Licht stellen? Dort, wo man WIN sieht und erkennt? Hätte man sagen dürfen: Ok, nicht optimal gelaufen, sorry, kommt nicht wieder vor, Schwamm drüber? Sicher nicht.

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Aber: Beim Thema Flüchtlingsunterkünfte in Hinsbeck-Glabbach ging Hajo Siemes ähnlich vor. Kaum hatten sich die Gemüter dort einigermaßen beruhigt, führte die Reise von "WIN on tour" ausgerechnet nach Glabbach. Die Interessensgemeinschaft, die eingeladen hatte, stellte dann auch genau die Fragen, die schon im Rat diskutiert worden waren. Das Fass "Glabbach" ist jedenfalls wieder geöffnet. Und das ohne Not. Fakt ist: Auch hier hält WIN die Verwaltung auf Trab. Kann man machen, muss man aber nicht. Man kann eine Idee, einen Vorschlag, eine Bitte, eine Anregung oder auch einen Hinweis auf einen Fehler auf kurzem Weg beschreiben, besprechen und lösen. Man kann jeden Weg über die Öffentlichkeit gehen, muss man aber nicht.

Denn um was geht es unter dem Strich? Immer um das beste Ergebnis für Nettetal, nicht um die möglichst größte Wahrnehmung einer Wählergemeinschaft. Nun hat sich Hajo Siemes und seine Wählergemeinschaft wieder ins Licht gestellt. Schade, wenn er sich blenden ließe.

(StadtSpiegel)