Wer ist denn nun der Mörder?

Das Nettetaler „Theater unterm Dach“ führte Agatha Christies Krimi „Die Mausefalle“ auf. Alle Vorstellungen waren restlos ausverkauft, das Publikum begeistert.

Molli Ralston richtet gemeinsam mit ihrem Gatten das gerade erst geerbte Haus zu einer Pension mit dem Namen Monkwell Manor ein. Die junge Frau hat ihren Blick stets auf den Boden gerichtet. Ihre Stimme schwach, ihre Worte zögerlich. Durch Gang und Körperhaltung ahnt das Publikum mit dem ersten Schritt von Monique Kaiser, die die Rolle der Molli Ralston spielt, dass sie ein schweres Schicksal trägt.

Als das Geheimnis endlich ans Licht gerät und die junge Pensionsbesitzerin in große Gefahr bringt, ist es ein Genuss, was Kaiser auf die Bühne bringt und wie sich Molli Ralston von ihrer jahrelang getragenen Last befreit.

Und was soll man noch zu Axel Dammer, der ihren altbackenen Ehegatten spielt, sagen? Seit Jahren überzeugt die künstlerische Leitung des Theaters unterm Dach mit auf den Punkt gebrachten Ausführungen seiner Rollen. Nebenbei gelingt es Dammer, mit Hilfe der atemberaubenden Requisite unter der Leitung von Elfriede und Dieter Fackendahl und dem Theatervorsitz eines Jürgen Boyxen, der sich auch nicht zu schade ist, seine Stimme für einen Nachrichtensprecher herzugeben, für junge Schauspieler eine wunderbare Theaterplattform in Nettetal zu bereiten. Junge „Theater-Nerds“ aus unserer Region begeisterten ihr Publikum mit der Initiierung des Agatha-Christie-Klassikers „Die Mausefalle“ restlos. Neben Schule, Beruf und Familie bietet die Theatercombo Überdurchschnittliches.

Agatha Christies Theaterstück soll auf Geheiß der damaligen Königinmutter Mary, die sich ein Stück Christies zum Geburtstag wünschte, entstanden sein und wurde 1952 in Nottingham uraufgeführt.

Die englische Krimiautorin zeigt sich mit diesem Stück wieder als Meisterin des Spannungsaufbaus und serviert immer nur kleine Häppchen, mit denen sie den quälenden Hunger auf die Antwort, wer denn wohl der Mörder sein könnte, steigert.

Der Start in das Leben eines Pensionsbesitzers wird, nicht nur für das Ehepaar Ralston während eines Schneesturms, der am Ende alle Gäste des Monkwell Manor unter meterhohen Schneewehen einschneit und von der Außenwelt abschneidet, zur sprichwörtlichen Mausefalle.

Die illustre Schar von Pensionsgästen, die gerade noch die rettende Herberge erreicht, bevor nichts mehr geht, erfährt übers Radio, dass im nahen London ein Mord geschehen ist. Natürlich gibt es eine Verbindung zwischen dem Mord in London und den Gästen des Monkwell Manor. Die Unterhaltungen der Gäste sind heiter und spritzig, doch von Minute zu Minute wird die Stimmung beklemmender. Erst recht als sich der Polizist, Sergeant Trotter, mit Skiern in die Pension vorkämpft. Trotter, gespielt von Wybke Reuter, informiert die Eingeschlossenen, dass die Adresse der Pension sich im Notizbuch des flüchtigen Londonmörder befand und er noch weitere Morde angekündigt habe. Wybke Reuter und Monique Kaiser, die neben ihren Rollen auch für die Regie verantwortlich sind, besetzen in ihrer Oldschool-Initiierung viele ursprüngliche Männerollen mit Frauen, was einer klaren Zeichnung der Charaktere nicht im Wege stehen muss.

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Frederick Derendorf, der seinen Rücken fortwährend zu einem Buckel biegt, näselnd den bissigen und schrulligen Architekten Christopher Wren verkörpert, ist einfach wunderbar. Hilke Dusen spielt die Lebedame Mrs. Paravicini und reist mit treffsicherer Ironie und bitterem Sarkasmus das Publikum mit.

Auch Pidi Höckels weiß als gestrenge besserwisserische und altjungferliche Mrs. Boyel mit einer Penetranz, der niemand im Alltag begegnen will, zu überzeugen. Der pensionierte Offizier Major Meclaf von Patrick Viets gespielt, an manchen Stellen für einen Offizier vielleicht eine Spur zu leger, befindet sich auch unter den Gästen. Viets weiß aber im Verlauf der Aufführung mit seinen Einsätzen humorvolle Akzente zu setzen. Ms. Casewell, verkörpert durch Yvonne Gut, bringt ihre Rolle leicht, ohne Anstrengung und wohltuend natürlich ans Publikum. Reuter als Trotter ermittelt seinen Fall mit Süffisanz und einem unterschwelligen Sadismus, da er sich gewiss zu sein scheint, bald schon den/die Täter/in zu überführen. Im englischen Theater gibt es eine alte Tradition, dass das Publikum nach einer Krimiaufführung nicht verrät, wer der Mörder ist. Dieser Tradition sieht sich selbstverständlich auch der Extra-Tipp verpflichtet.

Das nächstes Stück: „Der letzte der feurigen Liebhaber“ von Neil Simon am 5. bis 7. April und 12. und 13. April, Einlass jeweils 19.30 Uhr im Pavillon des Theater unterm Dach, An den Sportplätzen 7 in Nettetal-Lobberich. Karten gibt es wie immer in der Buchhandlung Matussek, Marktstraße 13, Nettetal-Lobberich, 02153/ 916430.

(Report Anzeigenblatt)