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Zwischen Streihähnen schlichten

Zwischen Streihähnen schlichten

Bei Gertrud Pot d’Or-Schneiders aus Kaldenkirchen kommt es bei rund 80 Prozent der Fälle zu einer gütlichen Einigung. Sie ist zuständig für Kaldenkirchen, Leuth und Hinsbeck. Ihre Aufgabe ist es, zu schlichten, zu vermitteln, für Recht zu sorgen, ob zwischen Nachbarn, Eheleuten oder anderen Kontrahenten, die sich untereinander nicht einigen können.

Dieses Ehrenamt als Schiedsfrau für den Nettetaler Bezirk II, zu dem Kaldenkirchen, Leuth und Hinsbeck gehören, übt Gertrud Pot d’Or-Schneiders nun schon 20 Jahre lang aus.

„Ein vertrauensvoller und gerechter Umgang miteinander, das sind Prinzipien, die mir wichtig sind, privat, aber auch früher im Berufsleben“, sagt die Kaldenkirchenerin, die auch lange Schöffin an Gerichten in Krefeld und Kempen war. Als Schiedsfrau hat sie durchschnittlich zwei bis drei Fälle pro Woche, in rund 80 Prozent der Verfahren bringt sie eine Einigung zustande.

Eine Schiedsperson wird für fünf Jahre vom Rat der Stadt gewählt, die Wahl muss vom Amtsgericht bestätigt werden, das manch einen Fall zunächst an die Schiedsperson verweist: Körperverletzung oder Hausfriedensbruch gehören dazu, aber auch Beleidigungen. „Wenn allerdings das außergerichtliche Schlichtungsverfahren nichts bringt, dann verweise ich einen Fall zurück ans Gericht“, erläutert Pot d‘-Schneiders.

Die Schiedsfrau ist zur Verschwiegenheit verpflichtet, deutet über ihre Fälle höchstens an, dass bei Nachbarschaftsstreitigkeiten mal ein zu großer Baum zum Ärgernis werde, mal ein störender Zaun. Objektiv und sachlich müsse sie sein, sagt Pot d‘-Schneiders: „Doch wenn zwei Männer jahrzehntelang Freunde waren und plötzlich wegen einer Nichtigkeit nicht mehr miteinander reden, sich aber nach dem Verfahren bei mir wieder in den Armen liegen, das geht mir schon nahe.“

Wer bei ihr einen Antrag auf ein Schlichtungsverfahren stellt, muss eine Gebühr von 50 Euro bezahlen, die Verhandlung findet bei ihr zuhause statt. Streithähne weist die ruhige, freundliche Dame bei Bedarf zurecht: „Krach gibt’s bei mir im Wohnzimmer nicht“, stellt sie klar.

Mit ihren 77 Jahren hat sie eigentlich die Altersgrenze für eine Schiedsperson überschritten, aber wegen ihrer Erfahrung und ihrer Erfolgsquote wurde sie jetzt noch einmal gewählt. Und im Rathaus kündigte man an, für das 20-jährige ehrenamtliche Engagement und ihre Verdienste wollen Stadt und Amtsgericht die Schiedsfrau „in einer kleinen Feierstunde würdigen“.

(StadtSpiegel)