Ansporn, weiter zu machen

Jedes Jahr reisen Ehrenamtler der Aktionsgemeinschaft Viersen-West-Afrika (AWA) nach Togo und Benin, um die geförderten Projekte zu besuchen, aber auch um den 520 Kindern in den vielen armen Dörfern die Päckchen der Paten zu übergeben.

Die Arbeit der AWA ist Hilfe zur Selbsthilfe.

 Eines der Hilfsprojekte: die Nähschule in Agbodrafo, in der 22 junge Frauen ausgebildet werden.
Eines der Hilfsprojekte: die Nähschule in Agbodrafo, in der 22 junge Frauen ausgebildet werden.

Die Betreuungsreise in Togo und Benin liegt zwar schon einige Wochen zurück, doch die Erfahrungen und Erinnerungen, die die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft Viersen-West-Afrika (AWA) gesammelt haben, sind noch ganz frisch. „Wir haben ein kleines vier Jahre altes Mädchen getroffen, das keiner haben wollte und überall um Essen bettelte“, berichtet Marina Hammes. Die Vorsitzende des Vereins erinnert sich noch gut an den Kloß in ihrem Hals. „Das sind Erlebnisse, die weh tun“, sagt sie sichtlich gerührt. Doch die AWA konnte helfen und hat das Kind in Patenschaft genommen. So erhält es jeden Monat 18 Euro von seinen Paten, damit eine Schule besucht werden kann.

 Bei der feierlichen Einweihung der Schulen durch die AWA-Vorsitzende Marina Hammes und die Dorfältesten sind alle Bewohner auf den Beinen.
Bei der feierlichen Einweihung der Schulen durch die AWA-Vorsitzende Marina Hammes und die Dorfältesten sind alle Bewohner auf den Beinen. Foto: AWA

Bereits zum 19. Mal ist die frühere Bürgermeistern Marina Hammes diesmal nach Westafrika gereist, um mit ihren Kollegen von der AWA die initiierten Hilfs-Projekte vor Ort zu kontrollieren – natürlich ist die Reise eigenfinanziert. 40 Grad und einem Tropengewitter trotzten die reisenden Ehrenamtler Katja Poxleitner-Beckers, Malin Beckers, Cilly Weuffen-Laubach und Marian Hammes.

„Leider waren die zwei schon im November auf die Reise geschickten Container mit den Hilfsgütern, Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Paten-Päckchen noch nicht im Hafen von Lomé angekommen“, erklärt Hammes. Erst nach zehn Tagen kam der erste an, erst kurz vor Abreise der zweite. „Natürlich haben wir vorher schon die Patenkinder besucht und dann die Päckchen nachgereicht. In drei Tagen haben wir 1.000 Taschen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln gepackt“, berichtet Katja Poxleitner-Beckers.

„Wichtig ist ihnen, dass mit unserem Besuch gezeigt wird, dass die Hilfe, die sie bitter nötig haben, weiter geht und wir sie nicht im Stich lassen“, ergänzt Cilly Weuffen-Laubach. Und die AWA packt richtig was an in Westafrika.

Im Dorf Agbodrafo werden mehrere Projekte betreut. In der Schreinerei gibt es fünf Auszubildende, in der Nähschule werden 22 junge Frauen vom Schneidermeister unterrichtet. 2017 haben drei ihre staatliche Prüfung bestanden. „Die Krankenstation, die wir seit vielen Jahren mit Medikamenten und Krankenhauszubehör unterstützen, wird renoviert“, sagt Hammes. Auch das Studentenwohnheim, in dem fünf Mädchen und neun junge Männer in separaten Häusern leben, machte einen guten Eindruck.

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In der Schule Nyékonakpoé, Partnerschule des Erasmus Gymnasiums in Grevenbroich, begeisterte die AWA-Mitglieder die neue „Wasserstraße“, die es nun dort für die Reinigung der Schüler nach dem Sportunterricht gibt. Vorher gab es einen einzigen Wasserhahn für mehr als 800 Schüler.

Erfreulicherweise konnten zwei weitere Schulen, die im letzten Jahr mit Hilfe des Entwicklungsministeriums gebaut wurden, beim Besuch eingeweiht werden.

Im Dorf K’Pime Woume wurde die Grundschule mit namen „Anna Maria“ dem Dorf übergeben. „Hier gilt ein besonderer Dank an die Viersener Familie Ivangs, die den Bau der Schule ermöglicht hat“, erklärt Marina Hammes. Auch die Einweihung des Gymnasiums in Yokélé fand unter Beteiligung des ganzen Dorfes statt. Ein neues Projekt, ein Neubau des Kindergartens in Yokélé, wurde vor Ort besprochen. „Das ist gar nicht einfach, die entsprechenden Anträge nach den erforderlichen Richtlinien beim Ministerium zu stellen“, weiß Brigitte Kamps-Kosfeld, Geschäftsführerin der AWA. „Da klaffen dann schon internationale Kriterien und Vorschriften mit der Realität vor Ort auseinander.“ Ziel für die 75-prozentige Förderung durch das Ministerium soll immer sein, dass Synergieeffekte weiterführend von den Dorfbewohnern aktiviert werden. Und auch ohne eine Partnerorganisation vor Ort fließen keine Fördergelder.

Und die sind für Togo bitter nötig. „Vielen Togoern geht es immer schlechter, die politische Situation im Land ist deshalb sehr angespannt, es gibt Demos gegen die Regierung“, berichtet die AWA-Vorsitzende. Bildung sei dabei Segen und Fluch zugleich, denn dann erst gehen die Togoer auf die Straße.

„Es ist immer noch Ansporn weiter zu machen mit unserer Arbeit, denn Bildung ist das wichtigste“, sind sich die Ehrenamtler einig. „Und wir verhindern Flucht mit unserer Arbeit“, ergänzt Kamps-Kosfeld.

(Report Anzeigenblatt)