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: Der Kreis ist sicherer, aber...

: Der Kreis ist sicherer, aber...

Der Kreis Viersen ist sicherer geworden – das ist das Fazit von Landrat Dr. Andreas Coenen angesichts der Kriminalitätsstatistik für den Kreis Viersen für das Jahr 2019. Den gesunkenen Zahlen bei etwa Einbrüchen, Körperverletzungen und Straftaten insgesamt steht jedoch der deutliche Anstieg von Taschendiebstählen und die gestiegene Anzahl von angezeigten Sexualdelikten gegenüber.

Aufgrund kontinuierlich steigender Einbruchzahlen hatte es sich die Polizei vor einigen Jahren zur besonderen Aufgabe gemacht, dem entgegen zu wirken – mit Erfolg. Seit 2015 haben sich die Fallzahlen praktisch halbiert. Von 907 auf 469 um genau zu sein, von 2018 auf 2019 sank die Fallzahl um 56 Fälle. „Um das aber ganz deutlich zu sagen: jeder Einbruch ist einer zu viel“, so Kriminaldirektor Uwe Fahlbusch bei der Vorstellung der Kriminalstatistik.

In diesem Kontext appellieren Landrat Dr. Andreas Coenen und Uwe Fahlbusch gemeinsam an die Bürger des Kreises Viersen, „das Auge für Nebenan“ offen zu halten und Verdächtiges der Polizei zu melden. „Nur durch eine funktionierende Gemeinschaft und aufmerksame Bürger haben wir eine gute Chance, die Taten aufzuklären, wenn nicht sogar die Täter vor Ort zu stellen“, erklärt Uwe Fahlbusch, „da geht es manchmal um Sekunden. Zögern Sie also nicht, die 110 zu wählen.“ Auch der Schutz der eigenen vier Wände sei hier immens wichtig. Die Versuchsquote ist leicht auf 42 Prozent gefallen, dies bedeute jedoch nicht, dass man den Einbruchschutz vernachlässigen sollte. Die Polizei bittet darum, regelmäßig zu checken, ob Sicherungen an Türen und Fenstern noch ausreichend hohen Standards genügen.

Die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen und schweren sexuellen Nötigungen ist derweil wieder auf das Niveau von 2017 gestiegen. Nachdem die Zahl im Jahr 2018 auf 15 fiel, steht sie nun wieder bei 32 – aufgeklärt wurden 29 dieser Fälle.

Die Kreispolizei widmet diesem Bereich und speziell Fällen von Kinderpornografie und Kindersexualdelikten besondere Aufmerksamkeit. „Lügde war da schon eine Zäsur“, erklärt Fahlbusch. Unter anderem als Folge von Lügde wurde die Zahl der Kollegen der zuständigen Abteilung auf sechs verdoppelt. „Wir setzen hier ganz klar auf Freiwilligkeit“, erklärt Dr. Andreas Coenen. Die Arbeit in diesem Bereich sei besonders hart und bedrückend, dazu könne man niemanden zwingen. „Wir stehen den Kollegen mit jedweder Unterstützung zur Seite. An dieser Stelle möchte ich mich besonders für ihren Einsatz bedanken.“ Doch auch wenn die Fallzahlen wieder gestiegen sind: „Ich würde mir eher Sorgen machen, wenn sie fallen, denn machen wir uns nichts vor: wie hoch die Dunkelziffer ist, mag man sich nicht ausmalen“, fügt Uwe Fahlbusch hinzu.

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Besonders erschreckend: bei vielen Fällen von Kinderpornografie, die die Polizei bearbeitet, sind die Tatverdächtigen Jugendliche. „Kinder und Jugendliche werden unfreiwillig zu Tätern, wenn sie Nacktfotos von sich verschicken“, macht Uwe Fahlbusch deutlich und fügt hinzu: „Natürlich sprechen wir hier eigentlich von Opfern, aber bis die Kollegen herausgefunden haben, wer da die Bilder verschickt hat, muss man zunächst von Tätern ausgehen.“

In diesem Zusammenhang richtet Fahlbusch deutliche Worte an die Eltern: „Es ist für mich absolut ein Skandal und mehr als erschütternd, was da passiert. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über die Gefahren im Netz, haben Sie ein Auge auf das, was Ihre Kinder online tun.“

Sorge bereitet der Polizei des Kreises Viersen die gestiegene Zahl von Taschendiebstählen in Viersen. Seit September gibt es hier einen Anstieg von 14 Prozent zu verzeichnen. Besonders auf der Hauptstraße und den anliegenden Geschäften seien die Diebe aktiv. „Wir sind hier besonders präsent. Kollegen in zivil halten die Situation im Auge, um sofort reagieren zu können“, erklärt Uwe Fahlbusch.

Die Internetkriminalität mag mit 3,7 Prozent Anteil an allen Straftaten nicht zu sehr ins Gewicht fallen, jedoch ist sich die Polizei Viersen auch sehr bewusst, dass die Dunkelziffer an nicht angezeigten Fällen wahrscheinlich riesig ist. Sie appelliert an die Bürger, Vorsicht walten zu lassen – besonders wenn es um vermeintliche Schnäppchen und Gewinne geht. „Wählen Sie sichere Bezahlmethoden und fallen nicht auf betrügerische E-Mails herein. Ihre Bank wird Sie niemals per Mail um Ihre Zugangsdaten bitten“, betont Kriminaldirektor Fahlbusch.

Die Anzahl der Gewaltdelikte insgesamt ist von 579 auf 544 gesunken – Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung besonders stark (2018: 453, 2019: 382). Dem gegenüber steht jedoch auch die gestiegene Fallzahl bei den Sexualdelikten und der Fälle von Raub und räuberischer Erpressung (104 auf 120). Auch wenn hier der Anstieg um 15,4 Prozent erheblich ist, ist festzustellen, dass die Gesamtzahl der Fälle niedrig ist.

50 Prozent der Raube ereigneten sich in Viersen. „Hier – wie auch bei anderen Arten von Delikten – bestätigt sich die Prämisse: wo viele Menschen leben, ereignen sich auch die meisten Fälle“, resümiert Uwe Fahlbusch. Lediglich bei den Einbrüchen – wenn man die Zahl der Einwohner ins Verhältnis zu den Fällen setzt (Häufigkeitszahl) – sieht es anders aus. Hier sind Niederkrüchten und Grefrath am stärksten belastet. Im Verhältnis am wenigsten eingebrochen wird in der Gemeinde Schwalmtal.

Die Zahl der Tatverdächtigen ist im Jahr 2019 um 182 Personen gesunken. Bei Männern, Frauen und Tatverdächtigen unter 21 Jahren sind die Zahlen durchgängig gefallen. Lediglich bei nichtdeutschen Tatverdächtigen hat es einen leichten Anstieg gegeben, der sich aber in etwa mit dem Anstieg der Taten deckt, die nur diese Bevölkerungsgruppe begehen kann: Straftaten gegen das Aufenthalts-, Asyl- oder Freizügigkeitsgesetz.

Die Anzahl der Straftaten insgesamt ist im Vergleich zum Vorjahr um 6,19 Prozent gefallen. Die Aufklärungsquote ist um 2,2 Prozent gefallen. Nach wie vor wird aber mehr als jeder zweite Fall (52,4 Prozent) aufgeklärt.