: Der letzte Überlebende

Das goldene Videothekenzeitalter ist längst vorbei, eine Videothek schließt nach der nächsten. Doch da gibt es diesen einen Mann, der sich wacker schlägt: Hartmut Richter. Er ist der letzte Videothekar im Kreis Viersen. In „guten Zeiten“ hatte er 30 Videotheken, mittlerweile nur noch eine.

„Früher, das waren andere Zeiten“, sagt Hartmut Richter. „Doch das ist nun mal der Lauf der Zeit.“ „Früher“, das war in den 80er- und 90er-Jahren, als Videotheken nur so wie Pilze aus dem Boden schossen. Der 67-Jährige hat das Geschäftsmodell frühzeitig erkannt und 1982 aus einem Erotikshop eines Bekannten am Remigiusplatz seine erste Videothek gemacht. „So nah an der Kirche kamen Videos sowieso besser an“, erinnert sich Hartmut Richter und muss dabei schmunzeln.

Von da an sei das Geschäft steil bergauf gegangen. Etwa 30 Läden verteilt über den Kreis Viersen und auch in Mönchengladbach und Umgebung hatte der Videothekar in „guten Zeiten“. Fünf davon waren Großraumvideotheken mit rund 600 Quadratmetern. „Da lief es richtig gut“, erinnert er sich.

Vor etwas mehr als zehn Jahren kam die Wende. „Von da an ging es langsam bergab“, erinnert er sich. Der Pay-TV-Anbieter „Sky“ wurde immer populärer, über das Internet gelangte man an Filme jeden Genres – wenn auch mehr oder weniger zwielichtig.

Nach und nach schrumpfte Hartmut Richter sich „überlebensfähig“. „Ich habe einige Filialen schließen müssen, denn die Nachfrage seitens der Kunden war einfach nicht mehr da.“

Früher hatte der Videothekar pro Top-Film 100 Exemplare in seinen Läden, die aufgrund der hohen Nachfrage auch benötigt wurden. Aktuell bietet er die „guten“ Filme höchstens in 15-facher Ausführung an.

Um dem Videothekensterben entgegenzuwirken und weiterhin der letzte „Überlebende“ zu bleiben, musste Hartmut Richter kreativ werden: In seinem Lager hat er etwa 100.00 Filme, die er über das Internet verkauft. „Nur mit dem Verleih und dem Verkauf vor Ort weiterhin existieren? Das ist nicht möglich!“, betont Hartmut Richter.

Auch mit sogenannten „Sommer-Aktionen“, im Internet und in der Filiale, hält er sich wacker. Dann gibt es Filme zum halben Preis.

Mindestens drei weitere Jahre oder länger möchte der Videothekar seine Filiale an der Dülkener Straße noch halten. Denn auch wenn eine Videothek für die neueren Generationen wohl eher ein kryptischer Begriff ist, hat der Bari Videofuchs Stammkunden, die mindestens einmal pro Woche auf der Matte stehen. „Diese Kunden kommen schon seit Jahren zu uns und sind meist 40 Jahre oder älter“, erklärt er. Und diese Kunden wohnen lange nicht alle „um die Ecke“. „Die kommen aus dem ganzen Kreis Viersen, aus Mönchengladbach oder sogar aus Neuss, teilweise seit 38 Jahren. Mit Streaming-Diensten wollen die einfach nichts zu tun haben. “