: „Dreistadt“ oder Viersen?

Die neue und bereits zwölfte Ausstellung des Vereins für Heimatpflege wird am heutigen Sonntag im „Viersener Salon“ um 11 Uhr eröffnet. Passend zum Jubiläum der Stadt sind Exponate zum Thema „50 Jahre kommunale Neugliederung“ zu sehen.

Viersen. „Die neue Ausstellung bietet viel Lokalkolorit und viele Exponate, die wir vorher nicht kannten. Also, es gibt neue Dinge zu entdecken“, lädt Dr. Albert Pauly, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege Viersen zum Besuch im „Viersener Salon“ ein. Kuratiert ist die multimediale Show mit dem Titel „50 Jahre kommunale Neugliederung – statt Grenzbrück oder Dreistadt dann doch Viersen – Wie es dazu kam und was daraus geworden ist“ von Dr. Alexander Grönert vom Schloss Moyland. Im Mittelpunkt steht die spannende, an Wendungen und Überraschungen reiche, Geschichte der Kommunalen Neugliederung 1966–70, die im Gegensatz zu einem ersten Versuch im Jahre 1928 dann letztlich erfolgreich war.

„Das war damals ein richtig umkämpftes Thema mit viel Dramatik, Widerspruch und Streit“, erklärt Albert Pauly die Vereinigung der Städte Dülken, Süchteln und Viersen sowie der Gemeinde Boisheim zur neuen Stadt Viersen. Zahlreiche Zeitungsartikel mit entsprechenden Schlagzeilen bringen den Prozess der „Eingemeindung“ sehr gut zum Ausdruck.

Prunkstücke der Ausstellung sind für den Vereinsvorsitzenden die zwei Amtsketten des Oberbürgermeisters Dr. Zevels und der nachfolgenden Bürgermeister, sowie auch die Glocke, mit der Zevels die Stadtratssitzungen eröffnete. Pauly: „Auf der alten Kette steht das Kürzel ’HW’, vielleicht finden wir auch heraus, was damit gemeint war.“

Über dem „Goldenen Buch der Stadt“ präsentiert anschaulich ein sechs Meter langer Zeitstrahl die wichtigen Schritte des Zusammenschlusses mit den handelnden Personen. Beginnend mit dem Vorschlag von Innenminister Willi Weyer, Viersen, Dülken und Süchteln zusammenzulegen, über die Abstimmung der jeweiligen Stadträte, bis hin zum gemeinsam gewählten Namen „Dreistadt“, der jedoch von Weyer mit der Bemerkung abgelehnt wird: „Mir gefällt der Name Dreistadt nicht. Er ist lieblos und leblos“. Daraufhin entschied die Landesregierung, dass die neue Stadt „Viersen“ heißen soll.

Dass die Vereinigung gerade in Dülken die Bevölkerung bewegt und gespalten hat, belegen viele Exponate der Ausstellung, unter anderem auch Bildmaterial vom Rosenmontagszug 1970 in Dülken. „Viersen ist ja heute noch Opfer im Dülkener Karneval“, schmunzelt Albert Pauly und freut sich: „Wir dürfen einige Exponate aus der Narrenmühle ausstellen.“

  • Bei der Übergabe (v.l.): Dr. Michael
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  • Stellten den Kalender vor (v.l.): Beatrix
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  • Freuen sich auf „Weihnachtsgebimmel“ (v.l.): Susanne
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Zu sehen sind auch zwei Stadt-Modelle, die kleinteilig und originalgetreu die Innenstädte von Dülken und Süchteln zeigen, Haus für Haus, Straße für Straße.

Viersen, Süchteln und Dülken werden in der Ausstellung vorgestellt. Boisheim wird bei allem oft vergessen, weswegen die KG Ki-KA-KaI-A als Orden ein neues Wappen kreiert hat, das vier Mispelblüten zeigt. Albert Pauly: „Aber die Frage bleibt: Was macht Boisheim aus?“

Ein „Hingucker“ ist der Stummfilm von 1928 „Der schöne Kreis-Kempen-Krefeld“, der auf dem großen Bildschirm gezeigt wird. Auf den Touchscreens werdenalte Filme gezeigt, so wie das „Radrennen rund um Kaiser’s“ und der Abbruch der Schokoladenfabrik. „Das sind tolle historische Szenen“, schwärmt Pauly.

Die Ausstellung sei schon lange zum Stadt-Jubiläum geplant gewesen. „Mit Unterstützung der Stadt haben wir dies trotz Corona auch geschafft, das sind wir unserem Publikum schuldig“, schließt der Vereins-Vorsitzende.