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Serie: Mein Ehrenamt: Ein kleines Lächeln als schönster Lohn

Serie: Mein Ehrenamt : Ein kleines Lächeln als schönster Lohn

Ohne sie funktioniert unsere Gesellschaft einfach nicht: Ehrenamtler. Der StadtSpiegel stellt in einer losen Serie Menschen vor, die sich in ihrer Freizeit für andere engagieren. Heute beginnen wir mit Brigitte Herfs, die StadtSpiegel-Reporter Ralf Groschopp besuchte.

An den Fenstern hängen bunte Schmetterlinge, farbenfrohe Bilder schmücken die Wände, auf dem Flur zieht Golden Retriever Charlie gemütlich seine Runden. Die Atmosphäre ist fröhlich, nichts deutet darauf hin, was sich hinter den Zimmertüren verbirgt. Dennoch betrete ich das Viersener Kinderhaus mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Hier haben 14 schwerst mehrfach behinderte Kinder ein Zuhause gefunden. Für einige ist es nach einem langen Klinikaufenthalt die Durchgangsstation auf dem Weg ins elterliche Heim. Für andere ist es ein friedlicher Ort zum Sterben.

Den Kindern Zeit schenken

Freundlich werde ich von Ingrid Koenen, der pflegerischen Leiterin der Einrichtung begrüßt. Sie stellt mir Cordula Harberding und Brigitte Herfs von der Initiative Schmetterling vor. Der Verein aus Neuss unterstützt das Kinderhaus dort, wo dem hauptamtlichen Pflegepersonal Grenzen gesetzt sind. "Wir schenken den Kindern vor allem Zeit", berichtet Harberding. Die Diplom-Sozialpädagogin koordiniert die Einsätze der ehrenamtlichen Schmetterlinge und ist auch für deren psychologische Betreuung zuständig. "Die Komplexität und die Emotionalität des Themas machen eine Begleitung unabdingbar", so Harberding.

Bei der Auswahl der Helfer stellt die Initiative hohe Anforderungen. In intensiven Gesprächen werden persönliche Erfahrungen mit Krankheit, Tod und Verlust beleuchtet. Nicht selten stelle sich heraus, dass vermeintliche Helfer eher auf der Suche nach einer Selbsttherapie seien. Diese seien dem psychischen und emotionalen Druck dann nicht gewachsen. Erst nach einer 100-stündigen Schulung kommen die Schmetterlinge zum ersten Mal zum Einsatz. Im Viersener Kinderhaus wechseln sich sieben ehrenamtliche Helfer ab.

"Etwas vom eigenen Glück zurück geben"

Eine von ihnen ist Brigitte Herfs. Die Heilpraktikerin betreibt eine eigene Praxis in Schwalmtal-Waldniel. Ihr Mann ist seit vielen Jahren in der Hospizarbeit tätig. In diesem Zusammenhang hörte Brigitte Herfs erstmals von der Arbeit der Schmetterlinge. Ihre Reaktion kam aus vollem Herzen. "Ich hatte in meinem Leben so viel Glück. Davon möchte ich nun etwas zurückgeben", so Herfs. Einmal pro Woche macht sie sich auf den Weg ins Kinderhaus. "Ich schaue jedes Mal, wo meine Hilfe am dringendsten gebraucht wird", erklärt sie. Ihre Aufgaben reichen vom Spazieren gehen im Garten, über Vorlesen und Vorsingen bis hin zum Einfach-Nur-Kuscheln.

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In diesen Genuss kommt auch der kleine Christos. Der Zweijährige leidet an einer Muskelerkrankung, die ein dauerhaftes, selbstständiges Atmen unmöglich macht. Für kurze Zeit kommt er ohne Beatmungsgerät aus. Bevor er bei Brigitte Herfs auf den Schoß darf, saugt Ingrid Koenen noch einmal die Atemwege frei. Christos windet sich auf seinem Bett, die Herzfrequenz steigt, der Atem geht unruhig. Man kann deutlich spüren, wie unangenehm die Prozedur für ihn ist. Fünf Minuten später bietet sich mir ein völlig anderes Bild. Brigitte Herfs hält Christos liebevoll in den Armen, kuschelt mit ihm, streichelt ihm den Kopf. Die Herzfrequenz sinkt, das beweist die grell leuchtende Anzeige. Auch sein Atem wird spürbar ruhiger und gleichmäßiger. Christos genießt den Augenblick, er fühlt sich geborgen. Und auch Brigitte Herfs Augen strahlen. "Ganz selten lassen sich die Kinder ein Lächeln entlocken. Das ist dann der schönste Lohn", flüstert sie mir zu.