Ein Koffer hält Viersen auf Trab

Großeinsatz der Polizei, der Feuerwehr und des LKA – und das am vergangenen Mittwochmorgen in Viersen. Der Grund: Ein herrenloser Koffer.

„Es ist gut und richtig, dass man hier so gründlich vorgeht“, sagt ein älterer Mann, der am Mittwochmorgen an einer Polizeiabsperrung an der Lindenstraße steht und in Richtung Busbahnhof schaut.

„Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.“ Die Polizei hat an diesem Vormittag gezeigt, wie schnell sie reagieren kann. Um kurz nach 8.30 Uhr hatten Passanten gemeldet, dass am Busbahnhof am Bussteig drei ein herrenloser weißer Koffer stehe. Außerdem sollen zwei Personen ihn dort abgestellt und sich zügig entfernt haben. Für solche Szenarien gibt es Notfall-Pläne. Zügig war die Lindenstraße zwischen Hauptstraße und Königstraße gesperrt, Anwohner mussten in ihren Häusern und Büros bleiben.

Aus Düsseldorf kamen Sprengstoff-Experten des Landeskriminalamts mit einem Roboter. Mit dessen Hilfe untersuchten sie den verdächtigen Koffer, unter anderem durch Röntgen. Schon dabei zeichnete sich ab, dass sich wohl nichts Gefährliches darin befindet. Ein Experte untersuchte den Koffer dann per Hand, öffnete ihn – und er war leer. Entwarnung.

Die Polizei geht nicht davon aus, dass es sich um eine Straftat handelt – dass jemand bewusst habe „testen“ wollen, wie so ein Einsatz abläuft.

Wenn das jemand täte und würde ermittelt, dann müsste er damit rechnen, dass ihm möglicherweise die Kosten für den Einsatz in Rechnung gestellt würden. So, wie es sich jetzt darstellt, werden die Steuerzahler dafür aufkommen müssen. Möglicherweise war der Koffer dort gedankenlos abgestellt worden. Am Mittwochmorgen stand im südlichen Viersen Sperrmüll zur Abholung bereit. Denkbar, dass jemand dort einen Koffer mitnahm, ihn eigentlich behalten wollte und am Busbahnhof dann doch wieder entsorgte.

Viele der Menschen, die an den Absperrungen stehen geblieben sind, haben Verständnis für den Einsatz. Einige fürchten, dass der Terror nach Paris und Brüssel auch nach Deutschland schwappen könnte. „Ich kann mir schon vorstellen, dass hier auch etwas passiert“, sagt eine Frau und schaut zu dem Koffer hinüber. „Ja, aber doch nicht in Viersen“, hält eine andere dagegen. „Mönchengladbach vielleicht, aber wahrscheinlicher sind doch die großen Städte wie Köln, Berlin oder München.“

(Report Anzeigenblatt)