1. Viersen
  2. Meine Heimat
  3. Viersen

Emil Schult: Macher und Visionär

Emil Schult: Macher und Visionär

as Kunstfestival „viersen°openart 2016“ am 21. August von 10 bis 17 Uhr im Lyzeumsgarten wartet in diesem Jahr mit einer ganz besonderen Aktion auf: Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule und des Erasmus von Rotterdam-Gymnasiums stellen das Geld der Zukunft aus.

Zustande kam die Aktion auf Initiative des renommierten Künstlers Emil Schult. Wir haben ihn in seinem Atelier auf der Berliner Höhe besucht.

Der rote Backsteinbau vis-a-vis der Bushaltestelle wirkt von außen eher unscheinbar. Nur ein kleines Namensschild neben der Tür weist den Weg. „Schön, dass Sie da sind“, begrüßt mich Emil Schult herzlich. Gespannt betrete ich sein Atelier - und bin beeindruckt. Bilder wohin man auch schaut: an jedem freien Fleckchen an den Wänden, gestapelt in Regalen, aufgereiht auf dem Boden, dazwischen Kisten und Kartons. In der Mitte des Raumes ein überdimensionaler Tisch, links daneben Computer und Bildschirm. Eine karibische Insel springt mir als Hintergrundbild ins Auge. „Die Bahamas“, sagt Emil Schult „hier habe ich einige Jahre gelebt. Auf einer kleinen Insel mit 500 Einwohnern, ich war der einzige Weiße.“

Türkisblaues Meer, weißer Sand, strahlender Sonnenschein, ein Postkartenidyll. „Wie verschlägt es jemanden ausgerechnet nach Viersen?“, frage ich. Die Mutter habe auf der Berliner Höhe gelebt und ihre Kinder gebeten, das Häuschen nach ihrem Tod nicht zu verkaufen, erzählt Emil Schult. „Meine Geschwister wollten nicht, also bin ich hierhergezogen.“ Dass die Berliner Höhe den Ruf eines „schwierigen Viertels“ habe, will er so nicht gelten lassen. Gerade wegen des hohen Ausländeranteils seien die Menschen gelassener, „die Integration funktioniert“, meint der 69-Jährige.

Besonders am Herzen liegen ihm die Kinder, die gerne und oft in sein Atelier kommen. Mit ihnen gemeinsam malt er Minions und die Borussen-Raute, räumt den Müll an der Bushaltestelle weg und hübscht auch gleich den Papierkorb mit einem neuen Anstrich auf.

Als sehr inspirierend habe er die Zusammenarbeit mit den jungen Leuten für die Aktion „Das Geld der Zukunft“ empfunden. Emil Schult erzählt, wie es dazu gekommen ist: „Alles in der Welt hat der Mensch mit seinen Händen und seiner Kreativität erschaffen. Diese Kulturgüter hat man früher getauscht, somit sind sie eine Urform des Geldes.“ Er habe die Schüler aufgefordert, Geldscheine zu entwerfen, „wie ihr sie euch vorstellt“. Ganz erstaunliche Ergebnisse seien dabei herausgekommen, die am 21. August bei der „viersen°openart“ zu sehen sein werden.

  • Spendenübergabe von viersen°openart an den Kinderschutzbund
    Kunstaktion : viersen°openart: Spende für Kinder
  • Die drei 2. Klassen der GGS
    Kultur für Kinder : Kulturstrolche legen los
  • Ein Kleinbus ist am Samstagabend in
    Kleinbus fährt in Menschengruppe - 56-jährige Frau verstirbt : Fahrer wird vermutlich am Steuer bewusstlos

Emil Schult ist gleichzeitig Macher und Visionär. Das Bahnhofsgebäude ist im Inneren ziemlich heruntergekommen - also warum nicht einfach eine Wand anstreichen, statt lange mit der Deutschen Bahn über Eigentumsverhältnisse zu diskutieren. Viersen hat einiges an Kunst und Kultur zu bieten - also warum nicht einfach am Bahnhofsvorplatz einen Pavillon aufstellen, in dem sich Besucher über die Angebote in der Stadt informieren können. Die junge Generation hat jede Menge kreatives Potenzial - also warum nicht einfach eine Halle bauen, in der sich Kinder und Jugendliche von moderner Kunst inspirieren lassen können. Die Frage nach der finanziellen Machbarkeit solcher Projekte ist für ihn eher Ansporn statt Hinderniss, Kultur kann eben auch Wirtschaftsmodell sein.

Wenn Emil Schult über seine Heimat spricht, gerät er fast ein bisschen ins Schwärmen. „Die Menschen können stolz sein auf ihre Stadt, Viersen braucht sich auch im Vergleich zu Großstädten wie Köln oder Düsseldorf nicht zu verstecken.“ Die „viersen°openart“ möchte er nutzen, die Schönheiten der Stadt mehr in das Bewusstsein der Bürger zu rücken. Bildlich gesprochen natürlich - mit verändertem Blickwinkel und abstrakter Farbgebung. Denn wie sagte schon Picasso: „Wenn ich kein Blau habe, dann nehme ich eben Rot.“

(Report Anzeigenblatt)