1. Viersen
  2. Meine Heimat
  3. Viersen

Tag des offenen Denkmals am 14. September mit dem Motto „Farbe“ / Bustour durch das Viersener Stadtgebiet: „Geschichte zum Anfassen“

Tag des offenen Denkmals am 14. September mit dem Motto „Farbe“ / Bustour durch das Viersener Stadtgebiet : „Geschichte zum Anfassen“

Historische Gebäude und Stätten, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, öffnen am 14. September wieder ihre Türen. Dann sind Architektur- und Geschichtsliebhaber zu spannenden Streifzügen in die Vergangenheit eingeladen.

Der Tag des offenen Denkmals bietet den Besuchern dabei „Geschichte zum Anfassen“ in wohl einmaliger Weise.

In fachkundigen Führungen berichten Denkmalpfleger an konkreten Beispielen über die Aufgaben und Tätigkeiten der Denkmalpflege. Archäologen, Restauratoren und Handwerker demonstrieren Arbeitsweisen und -techniken und lenken den Blick auf Details, die einem ungeschulten Auge sonst verborgen bleiben würden. In diesem Jahr lautet das Motto „Farbe“; so auch beim Streifzug in die Vergangenheit der Stadt Viersen.

Ein Abstecher führt zum Beispiel zu den Boisheimer Flachrösten am Waldweg, die der Viersener Denkmalpflege bislang völlig unbekannt waren. Damit aus Flachs ein buntes Leinenhemd genäht werden kann, sind 72 Arbeitsschritte notwendig. Einer davon ist das „Rösten“, das Lösen der Faser von seinem Stängeln. Da dieses Rösten nicht sehr angenehm roch, lagen die Gruben außerhalb der Wohnbebauung in der feuchten Bruchlandschaft und gerieten nach Niedergang der Textilindustrie am Niederrhein in Vergessenheit. Norbert Gielen hat sich für ihren Schutz und Erhalt stark gemacht. Daher beginnt der Tag des offenen Denkmals am 14. September um 10.30 Uhr zunächst mit der Verleihung der Stadtplakette in Bronze an Norbert Gielen und der Einweihung einer Informationstafel des Bürgervereins von Boisheim über die Flachskuhlen im Boisheimer Bruch.

Am Nachmittag können die Besucher entscheiden, ob sie zwischen 13 und 17 Uhr die geöffneten Denkmäler im Stadtgebiet individuell ansteuern oder an einer der beiden organisierten Bustouren teilnehmen möchte. Die Bustouren starten um 12.30 Uhr in Süchteln an der Haltestelle Westring in Fahrtrichtung Viersen oder um 13 Uhr an der Bushaltestelle Remigiuskirche in Viersen (Zusteigemöglichkeiten in Dülken am Busbahnhof). Wer am Vormittag nicht dabei sein konnte, hat jetzt noch mal die Gelegenheit, sich den Weg des Flachs zu den Flachsgruben und seiner weiteren Verarbeitung erläutern zu lassen.

Das kleine Flankhäuschen hintern dem Kirchhof der Süchtelner Pfarrkirche St. Clemens, Propsteistraße 10, war lange Zeit unbewohnt. Zu alt, zu klein, zu niedrige Decken, kein Garten – nichts sprach eigentlich für das einfache Wohnhaus mit mittelalterlichem Grundriss bis Linus Weber es entdeckte. Erfahren im Umgang mit schützenswerter Bausubstanz wird er den Besuchern zeigen, wie schön Wohnen in einer historischen Innenstadt sein kann.

  • Die Viersener Zontians Stefanie Woitschig, Dr.
    Engagement : Zonta packt 700 Pakete für die Tafel
  • Bei der Übergabe, neben den Schulkindern
    Digitalisierung : Ein Active Panel für Boisheim
  • In der Viersener Festhalle gibt es
    Jugend : Azubimesse: Was bist Du für ein Arbeitstier?

Das große Eckhaus an der Süchtelner Straße 2 ließ Metzgermeister Wilhelm Mintmanns 1912 für sich als Wohn- und Geschäftshaus errichten. Leider „verschönerte“ er später die Fassade im Erdgeschoss mit einer pflegeleichten Wandfliese. Davon ist zum Glück nichts mehr zu sehen; historische Aufnahmen halfen beim Rückbau. Die dezente Farbgebung unterstreicht die Eleganz des Hauses. Wo früher das Schwein zu Wurst verarbeitet wurde, arbeitet jetzt Franz-Heinrich Busch als Fotograf.

Vor zwei Jahren konnte bereits einmal die ehemalige katholische Jungenbewahranstalt Petersraße 7a besichtigt werden. Zwei Säle mit jeweils 200 Quadratmetern Nutzfläche beeindruckten die Besucher, ließen sie aber auch bezüglich einer möglichen Nutzung etwas ratlos zurück. Zwischenzeitlich ist es ein „Haus der Farben“ geworden. Im Erdgeschoss lädt Susanne Löhnig im MalOrt und WerkOrt zur kreativen Entfaltung ein. Im Obergeschoss haben sich fünf Malerinnen zum „Atelierwerk“ zusammengeschlossen.

Viele werden sich die Augen gerieben haben, als in die ehemalige katholische Volksschule Beberich an der Gladbacher Straße 297/299 anstelle der zugemauerten Öffnungen wieder Fenster eingebaut wurden. Nadine Ingenbleek aus Rheudt gab dem lange vernachlässigten Gebäude sein Ansehen zurück. Hinter dem Lehrerwohnhaus unmittelbar an der Straße erstreckte sich das Schulgebäude, dessen vier Klassen jeweils zu einer Loftwohnung umgebaut werden. Am Tag des offenen Denkmals wird Nadine Ingenbleek eine Auswahl ihres Angebotes aus „der fliese – mediterrane keramik“ präsentieren

Das Farbhaus und das Kesselhaus der Gerberei und Lederriemenfabrik August Henrichs an der Eichenstraße 73 warten auch auf bessere Tage. Bereits 1853 hatte Thomas Rath die Erlaubnis erhalten, eine Lohgerberei an dieser Stelle zu errichten. Als Lieferant der für die Textilindustrie wichtigen Lederriemen erweiterte August Henrichs die Produktpalette. Aber auch hier führte der Niedergang der Textilproduktion am Niederrhein zur Liquidation des Unternehmens. Übrig blieben neben dem Wohnhaus industriell genutzte Gebäudeteile, die jetzt eine neue Nutzung erfahren dürfen. Die Baupläne zum Wohnen im Farbhaus und im Kesselhaus werden am 14. September vorgestellt.

Als erfolgreicher Kaufmann und Gründer der Viersener Feuerwehr war August von Jüchen ein hoch geschätzter Viersener Bürger. Während sein stattliches Wohnhaus an der Königsallee 51 immer bekannt war, versank sein imposantes Gartenhaus in einen Dornröschenschlaf. Daraus hat es die Familie Kehren geweckt. Der nicht unerhebliche finanzielle Aufwand hat sich gelohnt, entstanden ist ein echtes Schmuckstück.

Nachdem die Teilnehmer der Bustour immer nur kurze Stippvisiten zur ersten Bauhausvilla und dem dazugehörigen Garten des Unternehmers Walter Kaiser Burgstraße 4 machen konnten, gibt es dieses Jahr die Gelegenheit zu einem längeren Aufenthalt. Gerda-Marie Voß hat die „Villa V“ zu einem Haus der Kunst gemacht. Der wunderbare Einklang von Architektur, Kunst und Natur kann auch am Tag des offenen Denkmals genossen werden. Die Leipziger Künstlerin Ute Haring zeigt ihre Werke unter dem Titel „Übergang / Transition“, Gerda-Marie Voß lädt zur Abschlussveranstaltung ein.

(Report Anzeigenblatt)