Helfen, wo es nötig ist

In Viersen ist die Hilfsbereitschaft für die vielen Flüchtlinge enorm. Viele Menschen haben in den vergangenen Wochen Kartons gepackt, den Asylsuchenden kostenlos die Haare geschnitten oder sie beim Schwimmen begleitet.

Jetzt sucht der „Runde Tisch Flüchtlingshilfe Viersen“ ganz konkret ehrenamtliche Sprachhelfer und Flüchtlingsbegleiter.

Mehrere hundert Flüchtlinge leben derzeit in Viersen, rund 200 in dem Heim an der Süchtelner Schmiedestraße, weitere 150 kommen im ehemaligen Kaisers-Hochhaus am Lichtenberg unter, 60 leben in angemieteten Wochnungen des Bistums Aachen - „doch für all diese Menschen gibt es bislang nur einen einzigen Sprachkurs“, sagt Peter Hohlweger von der Diakonie Krefeld-Viersen und gleichzeitig Sprecher des „Runden Tisches Flüchtlingshilfe Viersen“.

Reinhard Flimmers ist der Ehrenamtler, der derzeit zweimal wöchentlich Deutschkurse anbietet: „Mittwochabends unterrichte ich die Fortgeschrittenen, Samstagsnachmittags diejenigen, die gar keine Deutschkenntnisse haben“, sagt Flimmers, der eigentlich als Büroleiter in einem Notariat arbeitet. Spezielle Vorkenntnisse brauchte er für seine ehrenamtliche Tätigkeit nicht: „Es reicht, wenn der Mensch sein Herz am rechten Fleck hat und helfen will“, sagt Peter Hohlweger. Es gehe in einem Deutschkurs für Flüchtlinge eben darum, erst einmal die rudimentären Form der Verständigung beizubringen: „Ja, Nein, Hallo, Danke, Mein Name ist - damit fange ich einen Kurs an“, sagt Reinhard Flimmers.

Master-Absolventen

und Analphabeten

Bis zu 16 Flüchtlinge kommen zu seinem „Unterricht“, darunter sowohl Analphabeten, als auch studierte Ingenieure mit Master-Abschluss. „Ein junger Afghane spricht bereits sechs Sprachen und brennt nur darauf, besser deutsch zu sprechen“, berichtet Flimmers, der mit dem „Unterrichten“ gar nicht mehr nachkommt. „Die Nachfrage unter den Flüchtlingen ist enorm, und daher suchen wir nun nach neuen Ehrenamtlern, die sich diese Aufgabe zutrauen“, erklärt Hohlweger.

Doch nicht nur Sprachlehrer werden gesucht. Einen dringenden Hilfsbedarf haben vor allem auch junge, unbegleitete Flüchtlinge. „In Viersen betreuen wir derzeit acht Jugendliche, die ohne Eltern oder Verwandte zu uns gekommen sind“, sagt Simone Wagner-Breuer, Koordinatorin der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe“. Diese Jugendlichen leben in angemieteten Wohnungen und werden von der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe intensiv begleitet. „Sobald die Jugendlichen 18 Jahre alt werden, müssen sie aber in eine der Sammel unterkünfte in Viersen oder eben in eine andere Wohnung, unsere Betreuung wird dann weniger.“ Und hier sollen ehrenamtliche Flüchtlingsbegleiter ins Spiel kommen. Diese sollen langsam an die jungen Flüchtlinge herangeführt werden, bei Behördengängen helfen, aber auch einfach das „Leben in unserer Gesellschaft näher bringen“, sagt Simone Wagner-Breuer. „Falls jemand zum Beispiel ein besonderes Hobby hat, könnte er einen der Jugendlichen mitnehmen. Oder man geht gemeinsam ein Eis essen oder aufs Stadtfest. Bei solchen Aktionen blühen die jungen Flüchtlinge regelrecht auf.“

(Report Anzeigenblatt)