: „Memories“ von zart bis hart

„Memories“ heißt das Debutalbum von David Koebele, das Mitte Oktober auf den Markt kommt. Der Elmpter, der jetzt im Mönchengladbacher Stadtteil Giesenkirchen lebt, vollendet damit ein Projekt, das seine Anfänge vor bereits 15 Jahren hatte.

Er gründete und leitet das Sinfonische-Rock-Orchester in Schwalmtal, gibt in der Woche elf Stunden Cello-Unterricht, leitet das daraus entstandene Cello-Ensemble, arbeitet bei Scheidt Bachmann und ist dort für den Werkschor – inklusive Instrumentalbegleitung – verantwortlich. Ach ja, und ganz nebenbei hat er nun ein Album geschrieben, aufgenommen und produziert und dann gleich noch sein eigenes Label – David Koebele Records – gegründet.

Zugegeben, „gleich noch“ klingt, als wäre das im Vorbeigehen passiert. Es könnte jedoch nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Als das Album stand – den ersten Song „Disillusion“ schrieb er bereits vor 15 Jahren – wandte sich David Koebele an mehrere Labels. Außer Bergen von Papier in Form von verklausulierten Verträgen war dort aber nichts zu holen und so entschied er kurzerhand: „Ich gründe mein eigenes Label.“ Weder von bürokratischem Irrsinn, noch von diversen anderen Hürden ließ er sich abhalten und zog das „Projekt Label“ durch: „Es war enorm viel Arbeit, aber jetzt bin ich auch massiv hinterher, dass nach meinem Album weitere Projekte dazu kommen.“

Doch nicht nur der Weg zum eigenen Label war alles andere als einfach. „Mir war vorher überhaupt nicht klar, was alles dazu gehört, ein Album herauszubringen“, erklärt David Koebele lachend, „dieser Blick ’hinter die Kulissen’ der Musikindustrie war mehr als aufschlussreich.“ Man hört ihm die Erleichterung an, dass es jetzt endlich geschafft ist. Ab Mitte Oktober ist „Memories“ im Handel erhältlich.

Elf Songs finden sich auf David Koebeles Debut „Memories“. Allen gemein ist, dass sie bis auf ein kleines Gastspiel einer Opernsängerin, die ihm Produzent Wulf Hanses-Ketteler vermittelte (er ist für den Feinschliff des Albums – Mastering und Mischen – verantwortlich), rein instrumental sind.

Stilistisch ist die Bandbreite jedoch groß. Koebele kommt aus der Klassik, ist aber im Metal zu Hause. „Privat höre ich am liebsten Progressive Metal“, erklärt der Musiker. Stücke wie der Titeltrack „Memories“ oder „Golden Hours“ klingen, als könnten sie einem opulenten Filmsoundtrack entstammen, „Dark Dance“ wiederum hört man Koebeles Metal-Vorliebe an und man fühlt sich ein wenig an Apocalyptica oder Dream Theater erinnert. „Fight“ verquickt Metal und Klassik mit orientalischen Klängen.

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Zur musikalischen Unterstützung hat sich David Koebele mehrere Gastmusiker ins Boot geholt: Nick Scholl (Bass, Posaune, Tuba und Euphonium), Nathan Lange (Querflöte) und Hannah Lenz (Geige) ergänzen Koebeles Cello, Kontrabass und Sansula. Produzent „Diggi“ griff zu E-Bass und -Gitarre.

„Auch wenn ich ’nur’ Cello, Kontrabass und Sansula auf dem Album spiele: pro Instrument und Stück habe ich teilweise acht bis zwölf Stimmen eingespielt“, erklärt David Koebele und fügt grinsend hinzu: „Damit und mit meinen sehr ungewöhnlichen Rhythmen habe ich meinen Produzenten ’Diggi’ und auch meine Mitmusiker ganz schön gequält, glaub ich. Die haben zum Teil mächtig geflucht.“

Man merkt ihm an: er ist Perfektionist. „Ich hätte das Album mit wesentlich weniger Aufwand produzieren können, aber ich wollte einfach, dass es gut wird.“ Das Album ist im Studio in Essen und – was die Melodien angeht – in der Martin Luther Kirche in Giesenkirchen aufgenommen worden. Auch wenn das erste Stück bereits vor 15 Jahren entstanden ist, so richtig konkret wurden die Albumpläne des Musikers und Komponisten erst 2016. Vor zweieinhalb Jahren dann begann er mit den ersten Aufnahmen.

Fürs Komponieren braucht David Koebele Zeit und Raum: „Ich stehe auf und habe Ideen, ich gehe abends ins Bett und habe Ideen. Sich bewusst hinzusetzen und zu sagen ’jetzt musst du ein Stück schreiben’ funktioniert selten.“

Manchmal ist Musik und Komponieren für ihn auch eine Form von Therapie. Ein Erlebnis vor ein paar Jahren – auf einer Firmenfeier verstarb ein Mann plötzlich an einem Herzinfarkt – traf ihn bis ins Mark. An jenem Wochenende setzte er sich mit Cello hin und spielte einfach los: „Es sprudelte nur so aus mir heraus. Die Energie, die dabei durch mich floss, war gar nicht mehr zu stoppen“ – die Geburtsstunde des Titeltracks „Memories“.

Für das Albumcover gab David Koebele bei Mona Oates, einer Künstlerin aus New York, eine Arbeit in Auftrag. Ihr schickte er vorab Aufnahmen der Songs, von denen sie sich hat inspirieren lassen. Die Fotografin Miriam Kirchner aus Iserlohn machte mit ihm die restlichen Albumfotos und Miriam Stahlschmidt aus Brüggen gestaltete Cover und Booklet: „Ich kann es kaum erwarten, die fertigen CDs in Händen zu halten“, sagt David Koebele. Nicht, dass er sich dann Zeit nehmen würde, Luft zu holen: Die ersten Fensterkonzerte für das Cello-Ensemble seiner Schüler sind schon in Planung.