: Mit Rentieren durch Weinberge

Rentiere gibt es nur in nordischen Ländern nahe dem Polarkreis, dort wo der Weihnachtsmann wohnt. Denken Sie?! Aber auch im Nahetal fühlen sich die sanftmütigen Fellnasen wohl – dort kann man mit den Gefährten von Santa Claus auch durch die Weinberge wandern. Redakteurin Claudia Ohmer hat sich gleich schockverliebt.

. Diese sanften braunen Kulleraugen und das weiche Fell haben es mir sofort angetan. Nicht scheu, sondern sofort schmusig und interessiert begrüßen uns die tierischen Bewohner der Rentieralm im Nahetal.

In der Nähe von Bad Kreuznach in Niederhausen können Natur- und Tierfreunde eine außergewöhnliche Wanderung erleben. Auf Tour mit Eseln oder Lamas war gestern, bei Sonja Persch-Jost kann man sanftmütige Rentiere an die Leine nehmen und mit ihnen durch wunderschöne Weinberge an der Nahe wandern. Füttern, streicheln, und Picknick inklusive. Für den „Rentier-Führerschein“ bin ich mit meiner Freundin Marion die etwas mehr als 200 Kilometer vom Niederrhein angereist.

Holly, Finn, Blitzen, Buddy, Lou, Mari, Lissi, Mika und Co. – die kleine Herde um Leit-Hirsch Dancer bekommt erstmal ein paar Leckerchen von uns Besuchern. „Ihr könnt euch erstmal beschnuppern und dann spürt ihr auch, welches Tier zu wem passt“, weiß „Rentier-Mama“ Sonja Persch-Jost, die zusammen mit Ehemann Stefan, Dogge Emmi und Mischling Peppi-Lotta mit uns auf Wandertour geht. Mich hat Finn, mit seiner süßen hell-gefleckten Schnauze schon angestupst und auserwählt als „Gassigeher“. An die Leine gelegt, möchten die Vierbeiner auch schon starten. „Die möchten am liebsten den ganzen Tag gefordert werden, sich bewegen, und einige lieben es auch in der Nahe zu schwimmen“, berichtet Sonja Persch-Jost von ihren verspielten Lieblingen. Auch ganz besondere Tricks haben sie drauf. Wünscht man „Frohe Weihnachten“ geben sie Pfötchen, respektive ihre Hufe, und drehen sich zum Tanz leichtfüßig im Kreis. „Bei den jungen Renis haben wir das gar nicht trainiert, die haben sich das bei den älteren abgeschaut.“

Überhaupt sind einige der Renis echte Shooting-Stars auf Filmsets, in Werbespots und bei verschiedenen Events zur Weihnachtszeit. Wie der zur Weihnachtszeit viel besungene Rudolph hat Rentier Dancer zwar keine rote Nase und fliegt auch nicht, zieht jedoch das Gefährt des „singenden Weihnachtsmannes“ (in diesem Fall Ehemann und Schlagersänger Stefan Persch im Santa Claus-Outfit).

Unsere Wandergruppe mit der eher ungewöhnlichen Begleitung setzt sich in Bewegung. Durch blühende Wiesen und idyllisch gelegene Weinberge laufen wir. Öfter stehen wir auch – wenn Flechten, Kräuter, Blätter und Gräser appetitlich am Wegesrand stehen und die Renis ihre Nase heben. Rentier Finn liebt besonders frische Eichenblätter, die ich ihm auf Knabberhöhe runter drücke, denn der „Kleine“ reicht mir gerade mal bis zur Hüfte.

„Momentan haben die Renis, weil sie ihr Geweih abgeworfen haben, auch wenig Selbstbewusstsein.“ (auch die Weibchen tragen normalerweise ein stattliches Geweih!). Davon merke ich bei meinem nichts. Nach dem kurzen Snack legt er einen kleinen Sprint mit seinen langen Beinen ein und visiert wieder „Pole Position“ an. „Ihr könnt sie auch mit Namen ansprechen und auffordern, langsam oder schneller zu laufen“, gibt Sonja weitere Tipps. Nach fast drei Stunden Wanderung und Entschleunigung vom Alltag erreichen wir mit unseren neuen liebgewonnenen Gefährten wieder die Alm.

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Doch wie kommen eigentlich die Rentiere nach Rheinland-Pfalz? Für Sonja Persch-Jost, die schon immer ein Herz für Tiere hatte, hat sich 2012 ein Traum erfüllt, als ihr Mann Stefan ihr vier Rentierdamen schenkte. „Vorher hatte ich eine Reportage über die Tiere gesehen und bin lange Zeit mehrmals die Woche in einen Wildzoo gefahren, um die Renis kennen zu lernen.“

Zurück zum Picknick – unsere beiden zutraulichen Renis Finn und Edda haben es sich schon vor der Bierzeltgarnitur bequem gemacht. Während wir uns an leckeren Kleinigkeiten laben, streckt auch der vorwitzige Finn seinen Kopf vor und natürlich fallen bei mir noch ein paar Möhrenspalten ab.

Der kleinste in der Herde ist etwas ganz besonderes. Mika ist wie seine Mama Mari schneeweiß und eine Rarität in der Rentierwelt. „Weniger als drei Prozent der Rentiere sind weiß und gelten als Glückstiere in Skandinavien“, erklärt Sonja Persch-Jost. Und wenn man sie streichelt, soll das Glück bringen. Also bleibe ich noch etwas hier und streichle, streichle, streichle...