Schwerer Raub und Einbrüche

Ein Brüggener (39) steht seit Montag vor dem Landgericht in Mönchengladbach. Ihm werden versuchter schwerer Raub, Körperverletzung, diverse Einbrüche und ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz vorgeworfen.

Der schwerwiegendste Vorwurf, nämlich der versuchte Raub mit der Körperverletzung, scheint nach dem ersten Prozesstag schon fast entkräftet zu sein. Während der Angeklagte die Einbruchsvorwürfe und auch den Besitz von Amphetamin einräumte, widersprach er bei dem Raub ganz deutlich – das sei er nicht gewesen. Nach einer kurzen Besprechung mit seinen Richterkollegen erklärte auch der Vorsitzende Richter, für eine Verurteilung werde es in diesem Punkt wohl nicht ausreichen.

Auf die Spur des Brüggeners gekommen war die Polizei, weil sich an einem Kabelbinder, der bei dem Überfall in Dülken im März 2016 als Fessel benutzt worden war, die DNA des Mannes befand, der bereits polizeibekannt ist und aktuell auch gerade eine Haftstrafe verbüßt.

Das ist allerdings das Einzige, das für seine Täterschaft spricht. Der inzwischen 75-jährige Mann, der zum Opfer wurde, erinnerte sich beim Prozessauftakt in Teilen anders als unmittelbar nach der Tat bei der Polizei. Seine Aussage, mit Hilfe eines Dolmetschers übersetzt, entlastet aber den Angeklagten. Am Nachmittag des 24. März 2016 hätten zwei maskierte Männer, die mit Pistolen bewaffnet waren, an seiner Tür geklingelt und sich Zutritt zur Wohnung verschafft. Drinnen hätten sie nach seinem Sohn gefragt, er habe aber nicht verraten, dass dieser gerade zum Einkaufen gefahren sei. Dann hätten sie ihn mit Kabelbindern gefesselt und ihm als Knebel ein Papiertaschentuch in den Mund gestopft. Sie hätten auch nach Geld gefragt und die Wohnung durchsucht. Er habe versucht, den Knebel loszuwerden und dabei irgendwann festgestellt, dass die Täter die Wohnung verlassen hätten. Sie hätten sich auf Deutsch mit hörbarem Akzent verständigt und ihn auch so angesprochen. Bei der Polizei hatte er noch gesagt, dass sie sich zwischenzeitlich auch in einer anderen, ihm unbekannten Sprache, unterhalten hätten. Daran konnte er sich jetzt nicht mehr erinnern. Entlastend ist nicht nur die Sprache – der Angeklagte besitzt zwar die portugiesische Staatsangehörigkeit, ist aber in Deutschland geboren und spricht akzentfrei Deutsch, sondern auch die Statur. Das Opfer beschreibt einen Täter als etwa 1,90 Meter groß und schlank. Der zweite Täter sei nicht ganz so groß, aber doch noch deutlich größer als er selbst mit 1,70 Meter und von kräftiger Statur gewesen.

Der Angeklagte misst nur 1,63 Meter. Aktuell ist er kräftig, erklärte aber, er habe in der Haft 18 Kilo zugenommen. Das glaubten ihm die Richter auch, denn schließlich hat er einen der Einbrüche, nämlich in einem Blumengeschäft in Viersen, durch ein Oberlicht begangen – durch das er aktuell nur noch schwer hindurchpassen würde.

Durch sein ganzes Leben ziehen sich Einbruchsdelikte. Mit Drogen kam er nach eigener Aussage ab dem 16. Lebensjahr in Berührung, war demnach auch einige Jahre heroinabhängig. Die 60 Gramm Amphetamin, die bei ihm gefunden worden waren, seien für den persönlichen Gebrauch gewesen, zwischen sechs und zehn Gramm pro Tag sei da der Verbrauch gewesen.

Der gerichtlich bestellte Gutachter bescheinigte dem Angeklagten eine starke Abhängigkeit und befürwortete deshalb seine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt, dann soll auch bereits das Urteil gesprochen werden.

(StadtSpiegel)