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Neujahrsrede von Sabine Anemüller: Sie machen einen verdammt guten Job

Neujahrsrede von Sabine Anemüller : Sie machen einen verdammt guten Job

Rede der Bürgermeisterin der Stadt Viersen, Sabine Anemüller, beim Neujahrsempfang der Stadt Viersen am 8. Januar 2016.

Liebe Viersenerinnen und Viersener, sehr geehrte Gäste von außerhalb, meine Damen und Herren!

Als Sie die Einladung zu diesem Neujahrsempfang erhalten haben oder spätestens als Sie sie irgendwann im Laufe des heutigen Tages nochmals hervorholten, werden Sie festgestellt haben: Das Motto unserer Veranstaltung besteht aus einem einzigen Wort: willkommen!

Willkommen sagen wir, wenn wir Menschen gerne sehen, wenn sie uns sympathisch sind, wenn wir uns freuen, Zeit mit ihnen zu verbringen. Es ist genau die Haltung, die ein Sprichwort aus dem Burgenland so beschreibt: "Fünf sind geladen, zehn sind gekommen, gieß Wasser zur Suppe, heiß' alle willkommen."

Liebe Gäste, machen Sie sich keine Sorgen, ich bin sicher, dass wir ausreichend Getränke zur Verfügung haben und kein Wasser in den Wein gießen müssen. Aber wir würden es tun, wenn's nötig wäre. In diesem Sinne sage ich zu Beginn dieses Abends Ihnen allen von Herzen: willkommen!

Willkommen bei Ihrer Stadt Viersen, willkommen in der Festhalle, willkommen im neuen Jahr. Ich freue mich sehr, dass Sie sich die Zeit genommen haben und heute hier sind. Ich sehe viele bekannte Gesichter, aber auch zahlreiche Gäste, die ich gerne noch kennenlernen möchte. Bei uns sind Abgeordnete aus Bundestag und Landtag, Vertreter unserer Nachbarstädte und viele engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Wirtschaft, Politik, Vereinen und Organisationen. Im Namen des Rates und der Verwaltung unserer Stadt begrüße ich Sie alle sehr herzlich.

Ein besonderes Willkommen sage ich dem ersten stellvertretenden Bürgermeister aus unserer Nachbarstadt Mönchengladbach, Herrn Michael Schroeren, und dem Landrat des Kreises Viersen, Herrn Dr. Andreas Coenen.

Lieber Herr Schroeren, lieber Herr Dr. Coenen, ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen in den kommenden Jahren. Und ich bin sicher, dass wir gemeinsam gute Projekte für unsere Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger auf die Beine stellen werden. Schön, dass Sie heute bei uns sind!

Als neue Bürgermeisterin ist es mir eine besondere Ehre und gleichzeitig ein Vergnügen, mit Marina Hammes und Günter Thönnessen meine beiden Vorgänger in diesem Amt heute begrüßen zu dürfen. Bei uns ist auch der ehemalige Stadtdirektor und Landrat Dr. Hans-Christian Vollert. Auch Ihnen ein herzliches Willkommen! Danke sage ich allen, die diese Veranstaltung vorbereitet und einen tollen Rahmen geschaffen haben. Apropos "toller Rahmen": Rudi Linges und sein Quartett haben uns schon musikalisch perfekt bisher eingestimmt. Herzlichen Dank auch dafür!

  • Bürgermeisterin Sabine Anemüller überreichte Manfred Budel
    Bronzene Stadtplaketten verliehen : Einsatz für Erinnerungskultur
  • Die Veranstalter von Grenzgold 2023 (v.l.):
    Kulturwoche : Grenzgold: Acht Tage Kultur
  • Kinder und Jugendliche können sich mit
    „Nummer gegen Kummer“ : Ausbildung für Hilfe-Telefon

Liebe Gäste, das Motto des heutigen Abends gefällt mir deshalb so gut, weil es meiner persönlichen Gefühlslage der vergangenen rund zweieinhalb Monate entspricht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Viersen haben mich offen und herzlich willkommen geheißen, und darüber bin ich sehr froh.

Seit meinem Amtsantritt im Oktober war ich in nahezu jeder Abteilung unserer Verwaltung und habe zahlreiche Gespräche geführt. Als Ergebnis kann ich zusammenfassen: Ich habe mich vorher schon auf dieses Amt gefreut — aber es macht umso mehr Spaß, gemeinsam mit einem kompetenten und motivierten Team für diese Stadt zu arbeiten. Dafür bin ich überaus dankbar.

Liebe Gäste, vor einer Woche haben wir das Jahr 2015 verabschiedet. Es war ein erfolgreiches Jahr für Viersen. Denn trotz der knappen Kassen haben wir mit Projekten wie dem Inneren Erschließungsring, dem neuen Bahnhofsvorplatz, dem umgestalteten Gereonsplatz, der neuen Passage zwischen der Dülkener Fußgängerzone und dem Edeka-Markt oder dem DORV-Projekt in Boisheim Zeichen gesetzt für einen Fortschritt, der auf dem Bewährten aufbaut und zugleich neue Perspektiven eröffnet. Heute heißen wir gemeinsam das Jahr 2016 sozusagen offiziell willkommen. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen: Für die Stadt Viersen wird es ein Jahr mit großen Herausforderungen. Denn nach wie vor kommen viele Flüchtlinge aus den Kriegs- und Krisengebieten der Welt zu uns. Im vergangenen Jahr haben wir rund tausend Ankömmlinge in unserer Stadt aufgenommen und aktuell rechnen wir mit weiteren 50 pro Woche.

Das sind beeindruckende Zahlen. Aber es sind zunächst einmal nur — Zahlen. Hinter jeder einzelnen dieser Zahlen steht eine Geschichte, ein Schicksal. Und bei allen berechtigten und notwendigen Diskussionen darüber, ob wir den Zustrom begrenzen und wie wir ihn bewältigen können, dürfen wir eines nicht vergessen: Wir haben es im realen Leben nicht mit Zahlen zu tun, sondern mit Menschen! Es sind Menschen, die ihre Heimat verloren haben, Menschen, die viel durchmachen mussten und bei uns Obdach suchen. Und wir haben bisher in Viersen etwas Bemerkenswertes geschafft: Wir haben diesen Menschen gezeigt, dass sie bei uns willkommen sind.

Ich danke allen, die daran beteiligt waren und sind: den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, insbesondere im sozialen Bereich und im Gebäudemanagement aber auch bei der Feuerwehr und vor allem bei den Hilfsorganisationen, die alle oft am Anschlag arbeiten, eine Reihe von organisatorischen Meisterleistungen vollbracht haben und dafür sorgen, dass wir die Ankömmlinge vernünftig aufnehmen und betreuen. Und insbesondere danke ich den vielen, vielen Viersenern, die den Flüchtlingen helfen. Dieses ehrenamtliche Engagement unserer Bürgerinnen und Bürger bedarf einer besonderen Anerkennung.

Sie alle machen einen verdammt guten Job!

Zeitweise konnten keine Kleiderspenden mehr angenommen werden, weil die ehrenamtlich Engagierten mit dem Sortieren nicht mehr nachkamen. Ich weiß von Bürgern, die Deutschunterricht geben wollten und dann erfuhren, dass es bereits mehr ehrenamtliche Deutschlehrer gibt, als benötigt werden. Ganz ganz viele Frauen und Männer engagieren sich in ihrer Freizeit für die Flüchtlinge in Viersen. Viele ältere Menschen sind dabei, unsere älteste Helferin ist über 82 Jahre alt. An dieser Stelle möchte ich gerne und ausnahmsweise etwas ganz Persönliches erwähnen, nämlich dass ich unsagbar stolz bin auf meine eigene Mutter, die ebenfalls mit ihren 72 Jahren gerne und oft in der Kleiderkammer in ihrem eigenen Wohnort aushilft und mit Sicherheit einen ganz anderen Blick auf die Flüchtlinge gewonnen hat, den sie sonst nicht erhalten hätte. Wir können davon ausgehen, dass gerade bei den älteren Jahrgängen eigene vergangene Flüchtlings-Erinnerungen eine Rolle spielen, denn ob aus Schlesien, Ost-Preußen, dem Sudetenland und später auch aus Russland, viele von ihnen, von uns waren auch mal Flüchtlinge. Meine Damen und Herren, was Viersen leistet, was wir hier in Viersen leisten, ist großartig! Ich bin absolut begeistert von dieser fantastischen Hilfsbereitschaft, von dem großen Verantwortungsgefühl und dem hohen Maß an Mitmenschlichkeit. Ich möchte aber auch bezogen auf die aktuellen Geschehnisse in Köln und anderswo auf die immer mal wieder ausgesprochenen oder gedachten Ängste von Menschen eingehen, hinsichtlich Ihrer Befürchtungen, dass christliche Werte oder althergebrachte Traditionen oder aber erkämpfte Rechte und Freiheiten der Frauen in unserer Gesellschaft gefährdet seien. Wir sollten eins unbedingt tun: Wir sollten pauschale Vorverurteilungen vermeiden. Kriminelle Taten gehören geahndet und verfolgt — immer, das muss klar sein, aber unabhängig von der persönlichen kulturellen Herkunft, diese darf nicht zum pauschalen Beleg für Gewaltbereitschaft gemacht werden.

Zu den besonderen Momenten des Jahres 2015 gehörte für mich auch die unmissverständliche Absage, die Viersen im Spätsommer den fremdenfeindlichen Parolen der NPD erteilt hat. Viele hundert Bürgerinnen und Bürger haben sich damals buchstäblich quer gestellt. Erst in Dülken, dann in Viersen. Sie sind auf die Straße gegangen und haben damit klar gemacht: Wir in Viersen stehen für ein friedliches Zusammenleben von Menschen aus aller Welt. Wir haben in unserer Stadt keinen Platz für blinden Hass und dumpfe Hetze. Und wir begegnen anderen Menschen mit Respekt — egal woher sie kommen und wie lange sie bei uns bleiben. Und Respekt dürfen wir auch umgekehrt erwarten.

Respekt, ein wichtiger Begriff — und das Motto der Sternsinger in diesem Jahr, die in dieser Woche überall umherziehen und Spenden für Kinder in Bolivien sammeln. "Respekt für dich, für mich und für andere", heißt es. Ich war beeindruckt von dem Motto, welches wohl nicht ohne Grund gerade in diesem Jahr für die Sternsinger ausgesucht worden ist. Denn Respekt ist Fairness, Achtung vor dem Leben und der Natur, Anerkennung der Würde des Gegenübers und Höflichkeit im alltäglichen Umgang. Damit haben sich die Sternsinger-Kinder befasst und ich meine, dies sollten wir alle tun.

Walter Jens, der unvergessene Philologe und Schriftsteller, hat einmal gesagt: "Wir haben aus der Geschichte gelernt. Wir, die wir für das friedliche, urbane und menschliche Deutschland stehen, machen der Welt deutlich: Jedermann, der um Leib und Leben fürchten muss, ist bei uns willkommen. Liebe Gäste, trotz aller Probleme, denen wir uns im Zusammenhang mit dem derzeitigen Zuzug stellen müssen: Dieser Satz gilt nach wie vor! Und zu all dem Positiven, das in unserer Stadt derzeit im Zusammenhang mit den Flüchtlingen geschieht, möchte ich aus ganzem Herzen zwei Worte sagen: Danke, Viersen! Unsere Stadt wird sich durch die zahlreichen Neubürger verändern. Sie wird bunter werden, sie wird jünger werden. Sie wird wachsen. Ich glaube, darin liegen aber auch große Chancen. Diese Veränderungen werden Viersen gut tun. Und wir werden sie gemeinsam gestalten.

Natürlich sind damit auch schwierige Aufgaben verbunden. Wir brauchen mehr modernen und bezahlbaren Wohnraum. Wir müssen über die Kinderbetreuung nachdenken, über die Ausstattung der Schulen und darüber, wie wir die Menschen fit machen für den Arbeitsmarkt. Denn nur so wird es gelingen, die Flüchtlinge von heute dauerhaft und gut in unsere Gesellschaft zu integrieren.

Viele der angesprochenen Themen standen und stehen ohnehin schon auf der Tagesordnung. Das Thema "Wohnen" ist dabei ganz wichtig. Viersen ist hier auf einem guten Weg. Schauen Sie sich nur einmal um in der Stadt: An vielen Stellen stehen Kräne — das sichtbare Zeichen dafür, dass gebaut wird. Erst kurz vor Weihnachten hat die VAB den Startschuss für ihr Neubauprojekt an der Scheldefahrt hinter dem Bahnhof mit 47 Wohnungen gegeben, die gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Viersen baut an der Oststraße, im Robend geht es weiter und die Planungen an der Brüsseler Allee und im Burgfeld schreiten voran. Ebenfalls auf der Löh und am Hüsgesweg. Auch in Dülken nehmen die letzten Abschnitte am Burgacker und das Burgquartier konkrete Formen an, in Süchteln ist das Neubauwohngebiet im Bruch quasi schon ausverkauft und am Höhenbad stehen die Interessenten Schlange. Gemeinsam mit Genossenschaften und Wohnungsgesellschaften bauen wir und planen wir auch weitere neue und schöne Wohnungen für Familien mit Kindern, für ältere Bürger, für Wohngemeinschaften und für allein lebende Menschen.

Bezahlbare Wohnungen machen unsere Stadt zukunftsfähig. Wir werden in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren aus Politik, Verwaltung und Wohnungsbaugesellschaften dafür Sorge tragen, dass Viersen auch in Zukunft ein breites Wohnungsangebot für ganz unterschiedliche Lebensentwürfe und Lebenssituationen liefert. Im Übrigen glaube ich nicht, dass wir dafür immer wieder neue Baugebiete auf der grünen Wiese ausweisen müssen. Mir gefällt das Konzept einer Verdichtung nach innen: Wir können und sollten auch in der Stadt die vorhandenen und die neu entstandenen Baulücken schließen und den bestehenden Wohnraum ansprechender gestalten. Wie das gehen kann, zeigen zahlreiche Projekte, sei es am neuen Erschließungsring, an der Gereonstraße, am Ostgraben in Dülken, an der Brabanter Straße oder am Kampweg, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Mit dem Handlungskonzept Wohnen haben wir in den vergangenen zwei, drei Jahren die Basis geschaffen, um Viersen als Wohnstandort weiter nach vorne zu bringen. Wir werden dieses Konzept auch mit Blick auf den Zuzug von Flüchtlingen fortschreiben und aktualisieren. Aber klar ist: Die Richtung stimmt. Darauf können wir aufbauen. Viersen wird so nochmals ein ganzes Stück attraktiver und signalisiert damit den bisherigen und neuen Bürgerinnen und Bürgern: Ihr seid willkommen in dieser Stadt!

Meine Damen und Herren, besonders am Herzen liegt mir die Familie. Wobei ich den Begriff weit fasse: Für mich ist überall dort Familie, wo Menschen im privaten Umfeld langfristig und verbindlich Verantwortung für andere übernehmen. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob Frauen und Männer verheiratet sind oder nicht, ob sie Kinder haben, ob sie alleinerziehend sind, ob sie in Patchwork-Familien oder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben. Ich möchte für und in einer Stadt arbeiten, die Familien signalisiert: Ihr seid willkommen!

Daher ist es unsere Aufgabe in Politik und Verwaltung, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich die Bürgerinnen und Bürger wohl fühlen und all das in unserer Stadt vorfinden, was für ihre Lebenssituation richtig und wichtig ist. Mir liegt daran, Mütter und Väter zu unterstützen, damit sie Familie und Beruf gut vereinbaren können. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, Kinder und Job miteinander zu verbinden, und wie viele Nerven das kosten kann. Ich weiß aber auch, wie wichtig es ist, auf eigenen Beinen zu stehen oder Zufriedenheit in der beruflichen Erfüllung zu finden — und zwar unabhängig vom Geschlecht. Ich bin froh, dass es mittlerweile gesellschaftlich anerkannt ist, wenn Mütter arbeiten und dass es genauso gesellschaftlich anerkannt ist, wenn Väter ihre Erziehungszeiten in Anspruch nehmen oder Teilzeit arbeiten und ihre Erfüllung in der Ausübung ihrer Elternzeit finden.

Dazu gehört, dass wir die Kinderbetreuung — auch der unter Dreijährigen — weiter ausbauen und dies möglichst wohnortnah. Genauso wichtig ist die Qualität der Betreuung — mit kleinen Gruppen, qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und flexiblen Öffnungszeiten. Und sinnvoll ergänzen und stärken lässt sich das Angebot der Betreuung durch Tagesmütter und Tagesväter.

Damit keine Missverständnisse entstehen — ich sage nicht: Jedes Kind muss so früh wie möglich in eine Betreuung. Aber Eltern wollen die Wahl haben und sich nicht entscheiden müssen zwischen Berufstätigkeit oder Familie, sondern beides gut unter einen Hut bringen können. Und dafür müssen wir das in den vergangenen Jahren bereits deutlich gewachsene Angebot noch weiter ausbauen.

Kinder und Jugendliche brauchen jedoch nicht nur Betreuung. Sie brauchen auch Angebote und Platz für die Ausübung ihrer Vorlieben: Spielplätze, Bolzplätze, Skater- oder Mountain-Bike-Anlagen. Platz zum Spielen, Toben, Spaß haben, Platz zum Treffen, Chillen, zum Tanzen und Musik hören.

Und auch hier hat Viersen viel erreicht in den letzten Jahren. Die große Spielwiese am Hohen Busch, das Basketballfeld, das Beachvolleyballfeld, die BMX- und Dirt-Bike-Anlage, die Graffiti-Galerie an der Eisenbahnbrücke, die Young-Life-Disco, der Bandcontest "Young Talents". Das sind alles tolle Projekte für junge Menschen in unserer Stadt. Trotzdem heißt Viel nicht immer genug. Und deshalb bleiben wir dran, weiter innovative und jugendgerechte Angebote für die Kids und Jugend in unserer Stadt zu schaffen. Ähnliches haben wir vor mit dem Landesprogramm "Starke Quartiere, starke Menschen", an dem sich Viersen in diesem Jahr beteiligen möchte. Hier geht es auch darum, Familien besser zu unterstützen und zwar Familien, die zugewandert sind oder Sozialhilfe beziehen. Dabei konzentrieren wir uns auf die Innenstadt, auf Dülken und auf das Quartier "Berliner Höhe". Sozialforscher haben dort die Situation der Familien untersucht. Sie sehen Verbesserungspotenziale bei der Ganztagsbetreuung in Schulen, bei der Hausausgabenbetreuung und Sprachförderung und auch bei den Freizeitangeboten für Jugendliche. Diese und andere Themen werden wir mit Hilfe der Fachleute in der Verwaltung und des Landes zeitnah anpacken! Das ist für mich ebenfalls ein weiterer Baustein, um junge Menschen und Familien in Viersen zu fördern und zu unterstützen.

Die Wissenschaftler haben uns auch gesagt: Neu-Viersener brauchen Bezugspersonen und Kontaktmöglichkeiten. Jemand, der sie an die Hand nimmt. Jemand, der ihnen hilft, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Jemand, der ihnen sagt: willkommen! Auch darum finde ich die Idee, ehrenamtliche Lotsen für diese Aufgaben zu gewinnen, absolut großartig und bin mir sicher, dass wir das hinkriegen. Meine Damen und Herren, ob es um ausgewählte Viertel oder die gesamte Stadt geht, ob wir von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf sprechen oder von Familien generell, ob wir Neubürger im Blick haben oder Viersener, Dülkener, Süchtelner und Boisheimer, die schon seit Generationen mit ihrer Stadt tief verwurzelt sind: Viersen soll eine Wohlfühlstadt sein.

Eine soziale und familienfreundliche Stadt mit Bildungschancen, mit Wohnraum, mit Freizeitangeboten, eine Stadt mit Arbeitsplätzen für viele. Eine Stadt, in der Kinder genauso gerne leben wie ältere Menschen. Eine Stadt, die sich weiterentwickelt und positiv in die Zukunft blickt. Und eine starke Stadt mit einer starken Gemeinschaft von Bürgerinnen und Bürgern, die sich engagieren und so für ein gutes emotionales Klima sorgen.

Liebe Gäste, ich lade Sie ein, weiter aktiv emotionalen Klimaschutz in Viersen zu betreiben und an der — an unserer Wohlfühlstadt mitzuwirken: in Ihren Parteien, an Ihrem Arbeitsplatz, in Ihren Vereinen und Organisationen, in Ihren Unternehmen und auch ganz privat. Jedem, der sich einbringt und sich für unser Gemeinwesen verantwortlich fühlt, das Leben in unserer Stadt mitgestaltet und öffentliche Aufgaben übernimmt, sage ich heute und in Zukunft: willkommen!

Meine Damen und Herren, ich komme zum Ende meiner ersten Neujahrs-Rede als Bürgermeisterin und ich hoffe, Sie ein bisschen mitgenommen zu haben. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen ein frohes neues Jahr sowie einen entspannten Abend und interessante Gespräche.

Ich darf Sie jedoch noch um einen kleinen Moment Aufmerksamkeit bitten. Denn zwei junge Mädchen, Aleyna und Angelina, haben sich bereit erklärt, nein, sie sind sogar unglaublich mutig, denn ich habe sie gebeten, heute Abend hier aufzutreten und zwei Lieder zu singen. Sie haben mich im Rahmen einer Weihnachtsfeier im Dezember mit ihrer Stimme restlos begeistert. Und sie haben sich alles zu meinem großen Erstaunen selber beigebracht. Bitte hören Sie ihnen einen Moment zu, ich bin sicher, Sie bereuen es nicht.