Stolpersteine sind mehr als Gedenken

Stolpersteine in Vi

ersen, ohne Wenn und Aber – mit der Abgabe des Antrags auf ein Bürgerbegehren bei Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller hat die Initiative Stolpersteine für Viersen den Versuch gestartet, den Beschluss des Rates aufzuheben, wonach bei der Verlegung von Stolpersteinen auf öffentlichen Flächen das Einverständnis der Eigentümer der jeweiligen Häuser notwendig ist.

Viersen.

Gelingt es der Initiative in der gesetzten Frist, rund 4.000 Unterschriften in Viersen wahlberechtigter Bürger (ab 16 Jahre, Wohnsitz in Viersen) zu sammeln, muss ein sogenannter Bürgerentscheid durchgeführt werden, bei dem die Bürger über die Frage, ob die Verlegung von Stolpersteinen einer duldenden Zustimmung der Hauseigentümer bedarf, abstimmen. Damit könnte der Ratsbeschluss gekippt werden. Es sei denn, der Rat entscheidet sich zwischenzeitlich anders.

Im April hatte der Rat nach emotionaler Diskussion einen alten Beschluss aus dem Jahr 2004 mit knapper Mehrheit bestätigt, wonach das Einverständnis der Hauseigentümer bei der Verlegung von Stolpersteinen vorliegen muss. In vielen anderen Städten ist ein Einverständnis der Eigentümer nicht notwendig.

Für Uwe Thomas Micha, den Sprecher der Initiative, war dieser Ratsbeschluss eine große Enttäuschung: „Die Verlegung von Stolpersteinen ist von allgemeinem Interesse. Sinn und Zweck der europaweiten Stolpersteinverlegung ist das Gedenken an die jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Regimes. Der Rat der Stadt Viersen stimmt dieser Absicht zwar grundsätzlich zu, macht aber das Verlegen von Stolpersteinen weiterhin von der Einwilligung der jeweiligen Hausbesitzer abhängig. Das führt dazu, dass in der Stadt Viersen nur ein Teil der eigentlich erforderlichen Stolpersteine verlegt werden kann.“

Für die Initiative, die laut Micha inzwischen eine große Unterstützung erfährt, ist diese Praxis falsch. Das Gedenken an unsere ermordeten jüdischen Mitbürger sei wichtiger als die Befindlichkeiten von Eigentümern. Zudem erfolge die Verlegung im öffentlichen Raum, welcher der Stadt und damit allen Bürgern gehöre.

Insgesamt 214 Menschen jüdischen Glaubens fielen im heutigen Viersener Stadtgebiet dem NS-Terror zum Opfer. Bisher gibt es allerdings nur 28 Steine in Alt-Viersen und Dülken, die auf Wohnorte der damals vom nationalsozialistischen Regime verfolgten, vertriebenen und ermordeten Bürger hinweisen. 26 Stolpersteine sollten zwar in Süchteln im Dezember hinzukommen, doch nur etwas mehr als die Hälfte wird bislang mit Sicherheit verlegt. „Bei den zehn anderen haben Anwohner sich trotz aller Gesprächsangebote dagegen ausgesprochen, die Steine auf der Straße zu verlegen“, erklärte Micha.

  • Bürgermeisterin Sabine Anemüller überreichte Manfred Budel
    Bronzene Stadtplaketten verliehen : Einsatz für Erinnerungskultur
  • Die Veranstalter von Grenzgold 2023 (v.l.):
    Kulturwoche : Grenzgold: Acht Tage Kultur
  • Kinder und Jugendliche können sich mit
    „Nummer gegen Kummer“ : Ausbildung für Hilfe-Telefon

Für Uwe Micha und die gesamte Initiative gibt es jetzt viel Arbeit: „4.000 Unterschriften sind kein Pappenstiel. Wir werden auch mit Hilfe der sozialen Medien versuchen, dieses Ziel zu erreichen. Deshalb sind wir auch bei Facebook präsent (Initiative Stolpersteine für Viersen) und bieten in Kürze die Unterschriftenlisten im Web zum Download an (www.sozialknoten.de).“

(Report Anzeigenblatt)