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Tat aufgeklärt, Täter schweigt

Tat aufgeklärt, Täter schweigt

Der Mord an der 15-jährigen Iulia ist aufgeklärt. Ihr Mörder, der 17-jährige Matyu K., schweigt jedoch nach wie vor zu den Vorwürfen. Die Polizei gab nun Details zum Tathergang und zu den Ermittlungen bekannt.

Es war ein ungewöhnlicher Einstieg in eine Pressekonferenz dieser Art: Polizeipräsident Mathis Wiesselmann nutzte den Auftakt der Konferenz im Polizeipräsidium dazu, die Hasspostings in den Sozialen Medien anzusprechen, die sich seit Bekanntwerden der Tat am vergangenen Montag wie ein Lauffeuer auf Facebook verbreitet haben: „Der Grad an Vorverurteilung – gegen ganze Bevölkerungsgruppen und besonders Flüchtlinge, Hass, Herabwürdigung der Polizei und Angriffe auf die Behörde, die Verunglimpfung der Bundeskanzlerin, Aufrufe zu Selbstjustiz und mehr sind ein Alarmsignal.“

Als Folge seien bereits Ermittlungen gegen diverse Kommentatoren in die Wege geleitet worden. Wiesselmann betonte, „diese Hasskommentare unterhöhlen unsere Gesellschaft“ und appellierte an die Bürger: „Vertrauen Sie der Arbeit der Sicherheitskräfte. Wir ermitteln neutral in alle Richtungen und informieren die Öffentlichkeit so früh wie möglich.“

Hauptkommissar Ingo Thiel, Leiter der Mordkommission Casinogarten, gab Details zum Tathergang und zu den Ermittlungen der Polizei bekannt, die zur Festnahme von Matyu K. führten. Der 17-jährige gebürtige Bulgare, der seit zehn Jahren mit seiner Familie in Deutschland lebt, hatte mit der 15-jährigen Iulia seit zwei Jahren eine Beziehung geführt. Diese hatte Iulia in der Vorwoche beendet und jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen.

Matyu K. drohte im Vorfeld der Tat mehrfach gegenüber Freunden damit, Iulia im Falle einer Trennung umzubringen. Die Verläufe dieser Chats liegen der Polizei vor. Iulia hingegen war ahnungslos.

Staatsanwalt Stefan Lingens erklärte: „Für Iulia war das Treffen am Montag zufällig. Sie war arg- und wehrlos.“ Matyu K. passte sie in der Nähe des Parks ab. Gemeinsam betraten die beiden den Casinogarten. Kurz darauf stach Matyu K. zu. Sechsmal traf er Iulia in den Oberkörper. „Vier der sechs Stiche wären für sich schon tödlich gewesen“, verdeutlichte Ingo Thiel die Schwere der Wunden und ergänzte sichtlich betroffen: „Weitere Details möchte ich Ihnen jetzt ersparen.“ Die Tatwaffe, ein Küchenmesser mit 15 Zentimeter langer Klinge, wurde von der Polizei sichergestellt.

Der heimtückische Charakter der Tat sei Grund für die Einstufung als Mord. Staatsanwalt Stefan Lingens: „Als 17-Jähriger fällt Matyu K. unter das Jugendstrafrecht. Dieses sieht eine Strafe von zehn Jahren vor.“

Durch Hinweise aus dem direkten Umfeld von Iulia waren die Ermittler schnell auf Matyu K. als möglichen Täter gekommen. Seine Wohnung wurde seit Montag Abend beobachtet. „Letztendlich hatten wir ihn dann bei einem Freund verortet“, erklärt Ingo Thiel, „hätte er sich nicht gestellt, hätten wir ihn eine halbe Stunde später selbst verhaftet.“

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Da Matyu K. zu den Vorwürfen nach wie vor schweigt, musste die Kripo schnell arbeiten und Beweise präsentieren. „Das LKA hat da ganze Arbeit geleistet“, lobt Thiel. Über Nacht sei die Kleidung Matyu K.’s untersucht und Spuren ausgewertet worden. Blutspuren, die eindeutig von Iulia stammten, brachten schließlich den nötigen Beweis, um einen Haftbefehl wegen Mordes erlassen zu können.

Mit Bedauern stellte Thiel fest, dass die ursprünglichen Zeugenaussagen – an denen sich die Täterbeschreibung der Polizei zunächst orientierte – gänzlich falsch waren. Zur Verhaftung eines 25-jährigen Türken am Montagabend ergänzte der Hauptkommissar: „Es stellte sich schnell heraus, dass er nichts mit dem Fall zu tun hatte, doch da rollte die Maschine auf Facebook schon.“

Polizeipräsident Mathis Wiesselmann zeigte sich erleichtert, dass die Tat so schnell aufgeklärt werden konnte, erklärte aber auch, welch großes Entsetzen und welche Betroffenheit der Fall ausgelöst habe: „Unsere Gedanken sind bei Iulias Familie, ihren Freunden und

ihren Mitschülern.“

(Report Anzeigenblatt)