: Triumph der Maschine

Der Kreis Viersen widmet sich in der neuen Sonderausstellung im Niederrheinischen Freilichtmuseum einem Kernthema des Museums: dem landwirtschaftlichen Leben am Niederrhein. Die Ausstellung „Triumph der Maschinen“ zeigt die Technisierung der Landwirtschaft in der Region.

Rund 30 Ausstellungsstücke, überwiegend größere Geräte, dokumentieren den Wandel Ende des 19. Jahrhunderts – von der Feldarbeit mit Muskelkraft, kleinem Gerät und Tieren hin zum stetigen Einsatz immer effizienterer Maschinen.

„In der Ausstellung zeigen wir, wie der Einsatz der Maschinen die Feldarbeit erleichterte. Interessant ist vor allem der Aspekt, wie die technische Entwicklung zu starken Veränderungen im landwirtschaftlichen Arbeitsleben geführt hat“, sagt Ingo Schabrich, Kreisdirektor und Kulturdezernent des Kreises Viersen. Der technische Fortschritt wirkte sich beispielsweise auf Arbeitsabläufe, Berufszweige und Arbeitsplätze aus. Die neue Sonderausstellung führt die bestehende Dauerausstellung in der Hofanlage Rasseln fort. Dort ist das traditionelle Leben der niederrheinischen Bauernfamilien ausgestellt.

Die Sonderausstellung findet in der Hofanlage Waldniel statt. Die Anlage mit Baujahr 1785 ist der jüngste der Höfe des Niederrheinischen Freilichtmuseums. Der Beginn der Technisierung begann nur wenige Jahrzehnte nach Baubeginn des Hofes. Er bietet sich somit als Standort geradezu an. Die landwirtschaftlichen Geräte stammen aus dem späten 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts, überwiegend aus dem Bestand des Museums.

Der Einsatz moderner Maschinen führte zur Arbeitserleichterung bei gleichzeitiger Steigerung des Ertrags. „Das war auch nötig – allein schon, weil die Bevölkerung Ende des 19. Jahrhunderts stetig anwuchs“, sagt Anke Petrat, Leiterin des Niederrheinischen Freilichtmuseums und Kuratorin der Ausstellung. Bis zu diesem Zeitpunkt lebten bis zu 80 Prozent der Bevölkerung auf dem Land. Um 1900 ernährte ein Landwirt noch vier Menschen, um 1950 waren es schon 19 und inzwischen sind es 155 Menschen.

Die Sonderausstellung
findet in der Hofanlage Waldniel statt

Die Maschinen waren zudem nötig, weil es an Arbeitskräften in der Landwirtschaft fehlte: Im Zuge der Industrialisierung zog es viele Arbeiter in die Fabriken der Städte, wo sie für die umfangreiche Produktion von Waren benötigt wurden. Ein gutes Beispiel für Technisierung in der Landwirtschaft ist der Mähbinder – eine Landmaschine, die das Getreide nicht nur schnitt, sondern auch zu Garben bündelte. In den 1870er-Jahren in den USA erfunden, war der Mähbinder um die Jahrhundertwende dort etabliert und kam auch nach Deutschland. Mit der Maschine ernteten die Landwirte dreimal so schnell wie von Hand. „Der Einsatz war aber nicht unumstritten“, erklärt Petrat.

  • DJV-Medien-Preis für zwei Pfarrer: Armin Kaumanns,
    Auszeichnung für fairen und offenen Umgang mit den Medien : Niederrhein-Leuchte für zwei Pfarrer
  • Auf einem Feldweg bei Nierst musste
    Feuerwehreinsatz auf Feldweg : Transportgefährt in Brand
  • Das Foto zeigt eine Sau mit
    Projekt zur Tierhaltung geht in die nächste Runde : Wieder „Schwein gehabt“

„Neben den Investitionskosten kamen kritische Worte vor allem von vielen Berufstätigen, die um ihre Anstellung fürchten mussten, da der Mähbinder die Muskelkraft vieler Arbeiter ersetzte.“ Dies betrifft etwa die Schnitter: Als Wanderarbeiter zogen sie in der Erntezeit von Hof zu Hof und halfen bei der Ernte. Bei Höfen mit Mähbinder gab es für sie keine Arbeit mehr. Verstärkt wurde dies durch die immense Kraft der Maschinen. Auch Frauen oder Kriegsversehrte konnten viele der neuen Maschinen bedienen. Das eröffnete den Familien neue Möglichkeiten.

Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts kamen immer mehr Maschinen auf den Markt, die den Einsatz der menschlichen Muskelkraft in der Landwirtschaft verringerten. Die neuen Geräte konnten walzen, Stroh häckseln, Säen, Kartoffeln sortieren oder Milch entrahmen. Der Einsatz der Dampfmaschinen, Lokomobile und später des Traktors verstärkte dies.

Die Ausstellungstexte veranschaulichen, wie die einzelnen Maschinen zum Einsatz kamen und funktionierten. „Viele Besucher, gerade die jüngere Generation, kennt viele der ausgestellten Maschinen überhaupt nicht. Gerade sie lernen in der Ausstellung, wie sich die Landwirtschaft in nur wenigen Jahrzehnten komplett gewandelt hat“, sagt Herbert Kättner, Vorsitzender des Museumsvereins Dorenburg. Der Förderverein unterstützt die Ausstellung finanziell.

Damit auch die Kleinsten verstehen, wie Mähbinder, Kartoffelsortierer und Lokomobile funktionieren, gibt es eine Kinderebene. Dort bekommen sie auf Augenhöhe Informationen zur Funktionsweise der Maschinen in kindgerechter Sprache.