1. Viersen
  2. Meine Heimat
  3. Viersen

: Virtuelle Gedenkstätte geht online

: Virtuelle Gedenkstätte geht online

Am 18. November wird im Rahmen einer Ausstellung im Foyer des Stadthauses die „Virtuelle Gedenkstätte Viersen 1933-45“ online gehen. Interessierte Bürger können so virtuell auf einem Stadt-Rundgang die Geschichte sowie Schicksale vor Ort während der Nazizeit erfahren.

Viersen. Was ist hier vor Ort während der Nazizeit passiert? Die virtuelle Gedenkstätte www.vg-viersen.de ist mehr als ein Stadtrundgang. Die Website, die am 18. November online geht, befasst sich mit Einzelschicksalen von Opfern, aber auch Beteiligten wie Täter, Mitläufer und Verstrickte. „Wir haben versucht, möglichst viel abzudecken. Das ist untypisch und selten, dass wir neben den Opfern auch auf andere Beteiligte hinweisen“, erklärt Mirko Danek vom Verein „Förderung der Erinnerungskultur Viersen 1933-45“.

Rund acht Monate Arbeit, Recherche, Datensammlung und Eingabe, steckt in der „digitalen Gedenkstätte“, an der neben dem Verein auch die Kreis-Volkshochschule (technische Umsetzung), die Johannes-Kepler-Schule (Hörspiele und Datenbank), die Lebenshilfe Kreis Viersen mit Bewohnern mit Unterstützung des Kreisarchivs beteiligt war. „Wir waren auch in anderen Archiven, haben alte Zeitungen und Gefängnisakten gesichtet, mit Zeitzeugen gesprochen und im Internet recherchiert. Bei einem Fall hat sich das über ein Jahr hingezogen“, berichtet Manfred Budel vom Verein „Förderung der Erinnerungskultur“. So wurden rund 800 Datensätze von Opfern und 1.400 von Beteiligten zusammen getragen, die sich nun in einer interaktiven Karte wiederfinden. Zudem gibt es Fotos aus dem Kreisarchiv, die noch nie veröffentlicht wurden. Interessante Biografien, historische Orte, Zeitzeugen-Interviews und Hörspiele sind auch auf der neuen Website abzurufen – vieles nach Stadtteilen unterteilt und oder nach anderen Aspekten gegliedert. „Das sind Geschichten, die unter die Haut gehen“, sagt Ulrich Steinsiepe von der Kreis-VHS, der zu jedem Namen in der Datenbank einen klickbaren Standort auf der Karte angelegt hat. „Ein Kraftakt, aber auch ein wertvolles Ergebnis, das wir der Stadt gerne quasi überreichen möchten.“ Diese „Online-Bibliothek“, abrufbar auf Handy oder Laptop, soll Interessierte vom Schüler bis zum Rentner ansprechen. Den Schülern der Johannes-Kepler-Schule habe die Mitarbeit in Form von Hörspielen sehr viel Spaß gemacht. „Die Erinnerungskultur ist auch Schwerpunkt unserer Arbeit, wir möchten bei den Schülern das Bewusstsein für Vielfalt und Toleranz wecken und zeigen, dass auch in Viersen viel passiert ist“, sagt Lehrer Patrick Diekmann. Ein solches Gemeinschaftsprojekt gebe es so in der Art noch nicht, stimmt auch André Sole-Bergers von der Lebenshilfe Kreis Viersen mit ein. Auf kommunaler Ebene sei wenig über die Zeit zu finden, doch auch vor der Haustür sei viel passiert.

„Unsere Arbeit wird nie ein Ende haben“, sagt Manfred Budel. Die Website ist in sich nicht abgeschlossen, die Datensammlung ist dauerhaft erweiterbar. Weitere Zeitzeugen können sich beim Verein über die Homepage www.erinnerungskultur-viersen.de melden.