Zutiefst besorgt

Beim Neujahrsempfang der Stadt Viersen vor wenigen Wochen hatte Fritz Meies über die aktuelle Situation in der ukrainischen Partnerstadt Kanew berichtet. Der Extra-Tipp lud den Vorsitzenden der "Freunde von Kanew" jetzt zu einem ausführlichen Gespräch in die Redaktion ein.

Er gab dabei Einblicke in eine Stadt, in der er Angst und Verzweiflung erlebt.

Über 60 mal hat Fritz Meies in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Viersens ukrainische Partnerstadt Kanew besucht. Der Verein "Freunde von Kanew", dessen Vorsitzender er ist, setzt sich dort für die Menschen ein. Zu den Hauptprojekten gehören das Reha-Zentrum für geistig und/oder körperlich behinderte Kinder, das Krankenhaus und eine Altenstube. "Vier bis fünf mal pro Jahr reise ich hierhin. Außerdem telefoniere ich fast täglich mit der Ukraine", erzählt Meies.
Beim Gespräch merkt man, wie besorgt er ist. Zwar liegt Kanew nicht an der Front - bis dahin sind es rund 650 Kilometer. Trotzdem ist die Krise bis dort spürbar. "200 Männer aus dem Kreis wurden mobilisiert", berichtet Meies nachdenklich. Sie kämpfen nun im Osten des Landes. Zurück bleiben die Familien der Soldaten. Erst gerade kam die Nachricht, dass ein junger Familienvater an der Front getötet wurde.
Die Menschen in Kanew kennt Fritz Meies als herzlich, freundlich und gesellig. Nun sei aber vor allem Angst zu spüren. "Die Stimmungslage hat sich sehr gedreht. Bei meinem letzten Besuch sagte mir einer: 'Fritz, es ist Krieg'". Er betont, dass die Menschen sich hier Europa zugehörig fühlen. "Sie vertrauen auf uns. Die Menschen zählen auf Europa", so Meies.
Besonders wichtig sei für die Familien in der ukrainischen Stadt, dass sie den Alltag meistern. Denn auch darauf bezogen habe sich die Situation generell verschlechtert. Fritz Meies zählt auf: "Alle drei Tage steigen die Preise, der Benzinpreis hat sich verdoppelt, die Inflationsrate liegt zwischen 60 und 80 Prozent." Er berichtet weiter: "Dreimal pro Tag wird für je drei Stunden der Strom abgestellt." Es sei mittlerweile so, dass sogar die Kerzen knapp werden.
Um die Bürger von Kanew weiterhin so gut es geht zu unterstützen, haben die "Freunde" einen Transport organisiert, der sich im März von Deutschland aus in Richtung Ukraine in Bewegung setzen wird. Es wird der 74. Auf den Lkw werden beispielsweise neue Betten für das Krankenhaus geladen.
Besonders gefragt sei in der Einrichtung für Kinder mit Behinderung derzeit vor allem Bekleidung. Sachspenden sowie finanzielle Unterstützung nehmen die "Freunde von Kanew" gerne an. Kontakt aufnehmen kann man unter Ruf 02162/ 1 69 14 (Fritz Meies).