Zwischen Himmel und Erde

Nach Bürgermeister a.D Günter Thönnessen und Emil Schult hat in diesem Jahr Stefan Kaiser die Schirmherrschaft für das Kunstfestival „viersen°openart“ übernommen. Der Extra-Tipp hat den Viersener Künstler in seinem Atelier besucht.

„Das ist eine sympathische Truppe, der man keinen Wunsch abschlagen kann“, antwortet Stefan Kaiser schmunzelnd auf die Frage, wie er zur Schirmherrschaft für die „openart 2017“ gekommen sei. Im vergangenen Jahr hat er das Festival zum ersten Mal besucht, „eine tolle Veranstaltung“, sagt Kaiser. Nun freue er sich darauf, gemeinsam mit anderen „Kunstverrückten“ einen schönen Ausstellungstag zu erleben.

Die „Kunstverrückten“ sind zum einen die Mitglieder der Initiative „viersen°openart“, die Jahr für Jahr das kleine, aber feine Kunstfestival auf die Beine stellen. Und zum anderen die rund 40 Aussteller, die man mit den Worten „junge Talente und erfahrene Könner“ umschreiben könnte.

Stefan Kaiser, 1952 in Viersen geboren, ist Zeichner, Kupferstecher, Bildhauer, Fotograf und einer dieser erfahrenen Könner. Die Liste seiner Ausstellungen ist lang, als nächstes stellt er vom 10. November bis 9. Dezember im Kunst-Spektrum der Gemeinschaft Krefelder Künstler aus. Arbeiten von ihm befinden sich unter anderem im Museum Abteiberg in Mönchengladbach, im Museum Schloss Rheydt, im Steintormuseum Goch und in der Städtischen Galerie Viersen. Beispiele von Stefan Kaisers künstlerischem Wirken im öffentlichen Raum sind die Wappenstelen auf dem Remigiusplatz, die Gedenktafeln für die ehemalige jüdische Synagoge auf der Rektoratstraße oder das Dülkener Stadtmodell aus Bronze gegenüber dem Gefangenenturm.

Aufgewachsen in einer Künstlerfamilie - seine Mutter war die Fotografin Ruth Kaiser, sein Vater der Zeichner Hanns-Josef Kaiser - hat Stefan Kaiser schon früh seine Liebe zur Kunst entdeckt. Gerne erinnert er sich an gemeinsame Zeichenstunden mit den Eltern oder Ausstellungsbesuche, bei denen er seltsamerweise nach kurzer Zeit immer Hunger bekommen habe. Zur Erinnerung an die Eltern hat Kaiser in seinem Garten eine kleine Gedächtnisecke angelegt - mit Steinen, Kugeln, Windspielen, Skulpturen und teilweise skurrilen Exponaten. Hanns-Josef Kaiser sei ein Sammler gewesen, diese Leidenschaft teilten Vater und Sohn, was auch heute noch in jeder Ecke in Kaisers Atelier zu erkennen ist.

Auf seiner Staffelei steht aktuell eine Bearbeitung des Motivs „Glashaus, Landschaft 2 bis 3“ aus der Reihe der „Himmelsbilder“ – „eine eigenwillige Konstellation aus Wolkenformationen, Landschaft und Architektur“, beschreibt es der Kunsthistoriker Dr. Christian Krausch in seinem Begleittext zur Ausstellung „Firmamental“, die zuletzt im Kloster Kamp zu sehen war. 2012 hat Stefan Kaiser die digitale Fotografie für sich entdeckt. Dabei verfremdet er Szenen oder Landschaften am Computer, setzt auch fotografierte Zeichnungen und Textfragmente als gestalterische Mittel ein. Wie eine geheime Botschaft spiegeln die eingefügten Handschriften die Gedanken des Künstlers bei der Arbeit wider, quasi offen und doch verborgen zwischen Himmel und Erde.

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Bevor sich Kaiser an die Staffelei setzt, sammelt er seine Bilder im Kopf. „Irgendwann müssen diese Ideen aber mal raus, sonst werde ich unruhig,“ sagt er. Manche Motive entdeckt er zufällig, für andere fährt er tagelang durch die Gegend, bis sie seinen Vorstellungen entsprechen.

Vor den „Himmelsbildern“ hat sich der Joseph Beuys- und Erwin Heerich-Schüler intensiv mit den „Kopfbuchen“ auseinandergesetzt. Das Thema „Bäume“ will Kaiser möglichst bald wieder ins Programm aufnehmen, „als Wesen, die dem Himmel sehr nah sind“. Spontan fallen ihm die Olivenbäume in der Toskana ein oder ein Feld mit uraltem Baumbestand auf Kreta. In Stefan Kaisers Kopf sammeln sich bereits neue Bilder an – vielleicht die Bäume mit dem Himmel verbinden? Sein Blick bleibt hängen an einer Drahtskulptur. Früher habe er viele plastische Arbeiten gemacht, „das wäre auch schön, sich da noch mal reinzuvertiefen“. Aber mit dem Bereich Bildhauerei müsse man sich intensiv beschäftigen, auch im Kopf. Kreative Schaffenspausen sind ihm fremd. „Ich will immer viel mehr machen, als ich überhaupt Zeit habe“, sagt Stefan Kaiser über sich selbst. Und: „Ich bin immer überzeugt davon, dass das, was ich gerade mache, das Beste ist.“

(Report Anzeigenblatt)