Austausch beim Mündeltreffen

Alle zwei Jahre veranstaltet die Amtsvormundschaft im Amt für Schulen, Jugend und Familie des Kreis Viersen ein Mündeltreffen, bei dem sich Mündel, Pflegefamilien und Bezugspersonen aus den Jugendhilfeeinrichtungen zu einem gemeinsamen Erfahrungsaustausch treffen können.

Amtsvormundin Doris Franzen schminkt einem kleinen Mädchen ein pinkfarbenes Muster mit viel Glitzer ins Gesicht, daneben baut Gaukler Dieter Lüpertz die Utensilien für seine Vorführung auf. Von der knallblauen Hüpfburg ertönt begeistertes Kinderlachen, die hungrigsten kleinen Gäste stärken sich bereits mit einer Grillwurst und Brötchen. „So ein Fest ist toll“, da sind sich Sarah (12) und ihre Freundinnen aus dem Waldnieler Kinderdorf einig.

 Angelika und Jürgen Bröxkes mit ihren Pflegekindern Dennis und Celine. Fotos (2): Christiane Samuel
Angelika und Jürgen Bröxkes mit ihren Pflegekindern Dennis und Celine. Fotos (2): Christiane Samuel

Eine der Pflegemütter hält ihr kleines, fünf Monate altes Pflegemädchen im Arm. „Ich finde es schön, dass ich hier bekannte Gesichter zum Austausch wiedersehe – und für die Kinder ist es gut zu sehen, dass es auch andere Kinder gibt, die genauso in Pflegefamilien oder Einrichtungen aufwachsen, dass sie also absolut ’normal’ sind“, sagt sie nachdenklich.

Yüksel Aras ist Amtsvormund und kennt die meisten Anwesenden persönlich. „Wenn die Kinder fragen, was genau ein Vormund ist, erkläre ich ihnen immer, dass ich ihr „Kümmerer“ bin, der dafür sorgt, dass es ihnen gut geht“, sagt er lächelnd. Maximal 50 Kinder dürfen er und seine Kolleginnen, die Amtsvormundinnen Angelika Bongartz, Ruth Rosen, Doris Franzen und Bettina Eichstädt laut Gesetz betreuen. Dabei umfasst das Einzugsgebiet des Kreisjugendamtes die Stadt Tönisvorst, Grefrath und die Gemeinden Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal. „Wir haben aber auch bundesweit Kinder untergebracht – das ist manchmal für alle Beteiligten eine sinnvolle Sache“, erzählt Bettina Eichstädt. Da alle wichtigen Entscheidungen, die die Kinder betreffen, vom Allgemeinen Sozialen Dienst, den Pflegeeltern und Erziehern und der Amtsvormundschaft gemeinsam getroffen werden, ist ein regelmäßiger Austausch genauso selbstverständlich wie monatliche Treffen.

Andrea (57) und Jürgen Bröxkes (59) aus Waldniel haben zur Zeit vier Pflegekinder. Der vierzehnjährige Dennis lebt schon seit seiner Geburt bei ihnen, die dreijährige Celina soll auch fest in der Pflegefamilie bleiben dürfen. Die anderen beiden Kinder werden vermutlich, und wenn alles passt, irgendwann zu ihren leiblichen Eltern zurückkehren. „Wir haben selbst drei erwachsene Kinder, die schon lange nicht mehr zu Hause leben – als unsere älteste Tochter ausgezogen ist, hatten wir ein Zimmer frei und haben überlegt, ein Pflegekind aufzunehmen, so kam Dennis zu uns“, erzählt die Pflegemutter. Die älteste Tochter ist mittlerweile selbst Mutter von zwei Kindern und hat ebenfalls noch ein Pflegekind. „Wenn wir bei Familienfeiern oder an Weihnachten zusammenkommen, sind wir also inzwischen eine richtig große Runde geworden“, sagt Andrea Bröxkes. Für ihre Pflegekinder findet sie das regelmäßige Mündelfest besonders schön, weil die dann auch ihre leiblichen Geschwister wiedersehen können. „Und wir mögen die Gespräche hier mit deren Erziehern und Pflegeeltern, da die mit den Kindern häufig ähnliche Situationen erleben und sich gut einfühlen können“, sagt das Ehepaar übereinstimmend. Entspannte Zeit dafür ist heute genug, denn die Kinder sind nach einer kurzen Essenspause lachend schon wieder mit Freunden und Geschwistern unterwegs Richtung Hüpfburg.

(StadtSpiegel)