Dankeschön „Mama Ida“

Es sind ehrliche Augen mit denen Ida Dunkel auf die letzten 40 Jahre zurückschaut: Mit 60 Kindern hat sie bis heute ihr Leben geteilt – einige sind nur wenige Tage geblieben, viele davon sind bei der Kinderdorfmutter großgeworden.

Ida Dunkel hat in ihrem Leben so einige Pflaster geklebt, sie war Trösterin bei schlechten Noten oder dem ersten Liebeskummer, Zuhörerin bei Sorgen und Zukunftsängsten, Ratgeberin bei der Findung von beruflichen Zielen und liebevolle „Mama“, die auch die Sehnsucht der Kinder nach der leiblichen Familie verstehen konnte. In diesem Jahr feiert Ida Dunkel 40-jähriges Jubiläum als Kinderdorfmutter im Bethanien Kinder- und Jugenddorf in Schwalmtal.

Dankeschön „Mama Ida“

„Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich auf gar keinen Fall Kinderdorfmutter werden wollte“, erzählt die 63-Jährige und lacht. „Damals habe ich bei Schwester Ludgera, einer Kinderdorfmutter, drei Jahre, als Erzieherin im Haus mitgearbeitet. Das hat mich sehr berührt und begeistert. Aber selbst eine Familie zu übernehmen, kam mir damals noch nicht in den Sinn.“

In den 70er Jahren war es üblich, Zeitverträge mit den Kinderdorfmüttern zu vereinbaren. Als eine Kinderdorfmutter beschließt, ihren Vertrag aufzulösen, spricht Schwester Ludgera mit ihren zwei Mitarbeiterinnen: Eine von ihnen soll zukünftig diese Familie übernehmen. „Das war das erste Mal, dass ich mir bewusst darüber Gedanken gemacht habe, ob das nicht auch ein vorübergehendes Lebensmodell für mich sein kann“, erklärt die Erzieherin. „Einige Wochen später habe ich zugesagt – aber für mich war klar, nur auf Zeit. Fünf Jahre wollte ich damals nicht überschreiten.“

Heute, vier Jahrzehnte später, ist die erste Geschwistergruppe schon längst erwachsen und hat eigene Kinder oder sogar Enkelkinder. Ida Dunkel lebt aktuell mit zwei Kindern als Kinderdorffamilie zusammen. Dazwischen hat sie nicht nur Kinder großgezogen, versorgt und gefördert, sondern sie ist selbst etliche Male Großmutter und Urgroßmutter geworden. Wenn sie Geburtstag feiert, ist das Haus voll mit „ihren“ Kindern.

„Ich habe alles miterlebt, was in einem Leben passieren kann. Trauer und Freude, Tod und Geburt, Krisen und Liebe“, sagt sie. „Es gab so viele schwere und schmerzhafte Tage, aber die gehören genauso zu meinem Leben, wie alle unzähligen tollen Momente.“ Begleitet und unterstützt wurde Ida Dunkel dabei von der Gemeinschaft des Kinderdorfes, von Familie und Freunden sowie von einer guten Nachbarschaft.

Kindern, die als Sozialwaisen keine Chance auf Zukunft gehabt hätten, hat die Kinderdorfmutter ins Leben geholfen. „Was gibt es Besseres als zu sagen, ich habe daran mitgewirkt, dass ein selbstständiges Leben stattfinden kann?“, fragt sie schmunzelnd. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir und vielen Kindern das gelungen ist“. Eine Dankbarkeit, die man Ida Dunkel nach 40 Jahren als Kinderdorfmutter gerne zurückgeben möchte.

(StadtSpiegel)