Die Rückkehr des Harmoniums

Klavier, Orgel, Akkordeon — all diese Begriffe rufen ungewollt ein Bild in den Kopf. Doch Harmonium — was war das noch mal? Ein in Vergessenheit geratenes Instrument, welches Toningenieur, Musiker und Komponist Klaus Langer beim "europäischen Harmoniumfestival" in Brüggen wieder aufleben lässt.

"Ich möchte dieses in Vergessenheit geratene Kulturgut wieder zurückholen, Interesse wecken und zeigen, wie facettenreich das Harmonium ist", erklärt Klaus Langer seine Motivation, das mittlerweile zweite europäische Harmoniumfestival zu organisieren. Aus eigener Tasche finanziert und mit ganz viel Herzblut bietet er mit dem Festival am Wochenende vom 6. bis 8. Oktober fünf abwechslungsreiche Konzerte.

Nach einer Ausbildung zum Toningenieur und einem Kirchenmusikstudium kam Klaus Langer durch ein Konzert zurück zum Harmonium, welches ihn schon in seiner Kindheit fasziniert hatte. "Für meine Lukas-Passion brauchte ich etwas, das den letzten Atemzug darstellen kann. Da bot sich das Harmonium mit seiner tollen Dynamik an", berichtet er. Doch das Instrument, das er bei E-Bay ersteigerte, war defekt und wurde kurzerhand von Langer persönlich repariert— und das sprach sich rum. Ehe er sich versah, war er einer von vier Harmoniumbauern in Deutschland. Seit 2009 hat er mittlerweile knapp 150 Instrumente restauriert. Doch das reicht ihm nicht: Er möchte, dass das Harmonium wieder populär wird.

Den Beginn des Festivals macht das Duo Hélène Schmitt und Florence Rousseau. Sie zeigen, welchen Einfluss die keltische Musiktradition auf die Musik der Romantik hatte.

Samstagnachmittag entführt Simon Buser das Publikum in die Anfänge des Harmoniums. Dabei wird es richtig experimentell. Bei dem Stück "Ups and Downs" beispielsweise schiebt der Komponist Bleiklötze über die Tastatur und erzeugt so einen ganz speziellen Klang. Am Abend wird der Holländer Dirk Luijmes zeigen, was heute alles mit dem Harmonium möglich ist. Übrigens: Das Harmonium, auf dem der Musiker spielen wird, das "Mustel", ist sozusagen der Rolls Royce unter diesen Instrumenten.

Am Sonntag heißt es nicht nur spielen, sondern auch lesen: In "Harmonium trifft Literatur" wird der Frage nachgegangen, wo das Harmonium in der Literatur auftaucht und wo man Literatur mit dem Harmonium dargestellt hat. Abends gibt es dann eine Uraufführung mit dem derzeit wohl weltbesten Duo für die Besetzung Klavier und Harmonium. Die Brüder Thomas und Jonathan Scott aus Manchester haben sowohl Kompositionen aus der Romantik als auch eigene Stücke mitgebracht.

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Eine Besonderheit gibt es am Samstagnachmittag. Klaus Langer wird Kinder im Workshop "Pustekuchen" spielerisch in Berührung mit dem Harmonium bringen. "Wir werden gemeinsam die einzelnen Bestandteile des Harmonium erkunden und am Ende selbst eines zusammensetzen", erzählt er.

"Ich freue mich auf das Wochenende und hoffe, den einen oder anderen mit dem ,Harmonium-Virus' anstecken zu können. Vielleicht können wir ja das ein oder andere Instrument, das auf dem Dachboden verstaubt, retten", sagt Klaus Langer schmunzelnd und ergänzt: "Wir, die Harmoniumbegeisterten, sind eine große Familie, und die soll wachsen."

(Report Anzeigenblatt)