Ein Stück Heimatgeschichte

Der Waldnieler Franz Ahlers hat nach langjähriger Recherche zum 70. Jahrestag des Zweiten Weltkriegsendes ein informatives Buch zu den Geschehnissen aus den letzten Kriegstagen in und rund um Waldniel veröffentlicht.

„Es geht mir vorrangig darum, das Vergessen dieses Stücks Zeitgeschichte zu verhindern,“ betont Franz Ahlers (73). Bereits 1983 begann er, sich mit dem Kriegsende in Waldniel zu beschäftigen. Er habe in der Veröffentlichung des Vierseners Klaus Marcus („Die letzten Tage“) lediglich wenige Zeilen über die Situation in den letzten Kriegstagen in Waldniel gefunden, sagt er und erklärt: „Ich bin meinem Heimatort, in dem ich geboren bin und seitdem fast ausschließlich gewohnt und gelebt habe, sehr verbunden.“ Im Dezember 1986 verschriftlichte er nach aufwändiger Arbeit mit Archivquellen, Original-Militärakten aus den USA, Fotos, einschlägigen Veröffentlichungen und Erinnerungen von rund 50 Zeitzeugen erstmals ein Manuskript. „Dabei war mir immer wichtig, dass ich nur Informationen als Fakten aufgenommen habe, die in optimalerweise drei unterschiedlichen Quellen übereinstimmten,“ erzählt der agile ehemalige Rechtspfleger am Amtsgericht. Im Jahr 2009 stieß er bei Aufräumarbeiten zu Hause erneut auf dieses Manuskript und entschloss sich, das Konzept unter Nutzung zeitgemäßer Arbeitsmittel und Recherchemöglichkeiten zu überarbeiten, um damit einen Beitrag zur Waldnieler Heimatgeschichte zu erbringen. „Nach dieser Überarbeitung, die 2010 erschien, eröffneten sich mir in den folgenden fünf Jahren nochmals mit Hilfe des Leiters des Kreisarchivs, Herrn Dr. Gerhard Rehm, weitere Quellen und Dokumente zur Recherche – so wurde eine Ergänzung und Vervollständigung meines Buches notwendig, die in der jetzigen Auflage Niederschlag fand“, erzählt Franz Ahlers. Natürlich habe ihm sein lebenslanges Interesse an Geschichte und Fotografie und seine Freude an selbstverantwortlichem Arbeiten bei der Recherche sehr geholfen. Seine Ehefrau Monika, mit der er seit 48 Jahren verheiratet ist, formuliert es so: „In dieser Veröffentlichung steckt sehr viel Herzblut und die akribische Arbeit vieler Jahre!“ Beispielsweise galt es so herauszufinden, wie alte Straßenverläufe damals waren und wie sich die Örtlichkeiten in jenen letzten Kriegsjahren dargestellt haben, denn in den letzten siebzig Jahren hat sich das Ortsbild in Waldniel grundlegend verändert. Eigene Erinnerungen konnten bei den Recherchen von Franz Ahlers nur bedingt einfließen, denn er war bei Kriegsende ein dreijähriges Kind. Viele seiner Zeitzeugen sind mittlerweile bereits tot, ihre Erinnerungen sind jedoch im Buch festgehalten. Genau beschreibt Franz Ahlers die Kampfhandlungen rund um Waldniel, besonders die in Waldnieler Heide, Berg und Eicken, bei denen 55 amerikanische und 50 deutsche Soldaten starben. Aber auch die Übergabe des Ortskerns, die Behandlung der Zivilbevölkerung, die ersten Tage unter US-Besatzung und Fakten aus dem Alltagsleben der Waldnieler Menschen in jenen Wochen(Post, medizinische Versorgung, Schulwesen usw.) sind hier nachzulesen. 10 Originalaufnahmen, acht Quellenablichtungen, 30 Skizzen zu Kampfhandlungen, umfangreiche Quellennachweise und ein umfassendes Literaturverzeichnis vervollständigen das historische Dokument.

(StadtSpiegel)