Einer trage des anderen Last

Edith Berndt aus Amern leitet seit 18 Jahren den Gesprächskreis für pflegende Angehörige. Ernsthaftigkeit und Heiterkeit schließen sich dabei nicht aus.

„Man darf das Lachen nicht verlieren, die Lebensfreude, sonst ist man ganz schnell am Ende“, sagt Edith Berndt. Mit dieser Einstellung leitet sie den Gesprächskreis für pflegende Angehörige im Evangelischen Gemeindezentrum in Amern: Monat für Monat kommen Frauen und Männer aus Schwalmtal, Brüggen, Viersen und Umgebung zusammen, tauschen sich aus über ihre Erfahrungen in der kräftezehrenden Pflege von Angehörigen. „Ich hab’ die Gesprächsleitung“, erklärt Berndt.

Die heute 82-Jährige zögerte, als der evangelische Pfarrer Harald Ulland sie im Jahr 2000 bat, den noch zu gründenden Gesprächskreis zu übernehmen: „Ich war ja nicht vom Fach, hab als Verkäuferin gearbeitet, ich konnte höchstens Herz und Ohren offen halten für andere.“

Doch genau das brauchen Betroffene – jemanden, der ein offenes Herz und offene Ohren für sie hat: „Noch immer gibt es die Runde, natürlich mit neuen, anderen Teilnehmern im Laufe der Jahre, aber da sieht man mal, wie vielen Menschen es wichtig ist, über die Pflege von Angehörigen zu sprechen.“

Da ist eine Frau, die ihren krebskranken Mann zu Hause pflegt, eine andere, die sich rund um die Uhr um ihre dementiell veränderte Mutter kümmert: „Wie oft hab ich im Gesprächskreis gehört: Ich kann nicht mehr, wie soll das weitergehen“, erzählt Berndt. Weshalb in der ökumenischen Runde, die in Verbindung mit der Caritas stattfindet, regelmäßig Fachleute Tipps zur Pflege geben und Anstöße, sich nicht entmutigen zu lassen.

Ernst der Anlass und oft ergreifend die Gespräche, und doch kann die Stimmung laut Berndt auch heiter sein: „Sich auszusprechen, das erleichtert, man wird empfänglicher für Schönes, und natürlich wird auch gelacht.“ Wie gut das tut, erfuhr sie selbst, als sie ihren kranken Mann zu Hause bis zu seinem Tod pflegte: „Ich war ausgelaugt, da hab ich gemerkt, wie wichtig die Runde ist, so viel ich da geben kann, so viel nehme ich auch selbst mit.“ Dazu passt Edith Berndts Motto, das sie immer wieder motiviert, sich für den Gesprächskreis zu engagieren – sie zitiert aus dem Brief des Apostels Paulus an die Galater: „Einer trage des anderen Last.“

(Report Anzeigenblatt)