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Finanzierung für Karnevalszug Niederkrüchten ungewiss

Tulpensonntagszug Niederkrüchten : Der Zoch kütt, die Finanzen wackeln

Über Geld wird im Karneval sehr selten öffentlich gesprochen. Die Prinzengarde des KV „Maak Möt“ sagt: „Jetzt ist es an der Zeit dafür“.

Als sich abzeichnete, dass im Jahr 2023 wieder Karnevalszüge möglich sein würden, haben sich die Karnevalisten aus Niederkrüchten schnell entschieden, es soll wieder einen Tulpensonntagszug geben. Die Verantwortlichen ahnten jedoch, dass es schwer werden könnte mit der Finanzierung.

Der Tulpensonntagszug wird von einem zum anderen Jahr finanziert. Durch die beiden Corona-Jahre ohne Züge waren die Rücklagen geschmolzen, da Kosten wie die Unterbringung und Instandhaltung der Karnevalswagen weiterliefen.

Seit dem letzten Zug im Jahr 2020 ist zudem alles deutlich teurer geworden. Allein beim Wurfmaterial liege die Preissteigerung zwischen 50 und 100 Prozent. Auch bei den Kosten für die Toilettenwagen, die entlang des Zugwegs aufgestellt werden, sei ein Plus von 75 Prozent zu verzeichnen. Der Sicherheitsdienst sei teurer geworden, der Mindestlohn gestiegen. Außerdem sei dort kaum Personal verfügbar, was die Kosten noch einmal in die Höhe treibe. Hinzu kommen die Kosten für die GEMA, für die Veranstaltungstechnik, die Musikvereine erhalten ihren Obolus, Versicherungen und auch das Personal für den Getränkeausschank müssen bezahlt werden.

Die Möglichkeiten für Einnahmen seien überschaubar. Der Umsatz am Getränkeausschank am Lindbruch ist recht gering, da die meisten Besucher*innen des Zuges Selbstversorger sind. Aufgrund von Inflation und gestiegenen Preisen möglicherweise in diesem Jahr noch stärker als sonst.

Als Gebühr zahlen die Zugteilnehmer 2,50 Euro (Erwachsene) und Kinder einen Euro – ein primär symbolischer Beitrag. Spenden und Zuschüsse gebe es nur in geringem Umfang. Eine Finanzierung über die Feier nach dem Zug in der Begegnungsstätte sei schon lange nicht mehr gegeben. Auch hier steigen die Kosten für Personal und Technik sowie die Einkaufspreise für die Waren.

Mitte Januar folgte für die Niederkrüchtener Karnevalisten dann noch ein Schock. Auch im Bereich des Sanitätsdiensts und bei den Rettungskräften fehlen wie in so vielen Bereichen die Ehrenamtler. Die Bereitschaft, seine Zeit für das Vergnügen anderer Menschen einzusetzen, sinkt. Nun muss auch hier Personal zugekauft werden.

„Wenn wir nicht seit vielen Jahren eine gute Zusammenarbeit mit Bürgermeister, Gemeindeverwaltung, Bauhof, Feuerwehr, DRK, Polizei, Jugendamt und ÖPNV pflegen und deren Unterstützung bekommen würden, wäre ein Tulpensonntagszug schon lange nicht mehr möglich“, sagt der Vorsitzende der Prinzengarde Carsten Scholz.

  • Hinweistafeln werden aufgestellt.⇥Foto: Stadt Viersen
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Die aktuelle Situation lässt ihn und die anderen Verantwortlichen aber nicht an eine Absage des Zuges denken. „Das wäre jetzt zu kurzfristig“, sagt Scholz. „Die Gruppen haben Wagen gebaut, Kostüme und Wurfmaterial gekauft und freuen sich auf den Tulpensonntagszug.“

Die Rechnung, die der Verein jetzt aufmacht, zeigt unter dem Strich ein fünfstelliges Minus. 11.000 Euro fehlen zur Finanzierung des Zuges. Im Augenblick laufen Gespräche mit den verschiedensten Partnern, um noch etwas auffangen zu können.

700 bis 800 Teilnehmende wird der Zug in diesem Jahr haben, an den Straßen werden wieder rund 10.000 Menschen erwartet. Auf jeden Fall soll sich der Zug am 19. Februar um 14.11 Uhr an der Begegnungsstätte in Niederkrüchten in Bewegung setzen.

Wie in diesem Jahr aber auch in der Zukunft das Minus aus dem Karnevalszug aufgefangen werden soll, darüber herrscht noch keine Klarheit. „Aber eins ist gewiss, ein Karnevalszug gehört zu Niederkrüchten sowie zum Karneval, und wir kämpfen für den Erhalt dieser schönen Tradition“, da sind sich die vielen Mitglieder des Vereins einig.“