Keine Bomben im Flugzeug

Für die Geschichte des am 18. Dezember 1944 über Brüggen abgeschossenen Flugzeugs ist das letzte Kapitel geschrieben: Bei Grabungsarbeiten wurden keine Bomben gefunden.

Brüggens Bürgermeister Frank Gellen ist erleichtert, als er am späten Donnerstagvormittag erfährt, dass die Grabungsarbeiten am Deichweg beendet sind und keine Kampfmittel gefunden wurden. „Das ist das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben“, sagt er. „Und jetzt haben wir die Gewissheit, dass es kein Sicherheitsproblem für unsere Bevölkerung gibt.“

Seit Mai letzten Jahres war bekannt, dass auf dem Feld am Deichweg die Überreste eines amerikanischen Flugzeugs lagen. Die amerikanische Defense POW/MIA accounting agency (DPAA) war bei Recherchen auf die Absturzstelle gestoßen. Allerdings hatten die Amerikaner ein anderes Flugzeug dort vermutet. DPAA kümmert sich darum, die sterblichen Überreste amerikanischer Soldaten in die Heimat zu holen. Und die Ermittler hatten vermutet, dass dort eine im Januar 1945 abgeschossene Maschine liegen könnte, deren Pilot seitdem als vermisst gilt und später für tot erklärt wurde.

Bei der ersten groben Suche im Mai hatte es dann auch einen spektakulären Fund gegeben: Das Spornrad einer P51 Mustang. Deshalb war bereits im Juli ein zweites Team angerückt, um weitere Grabungen vorzunehmen. Dabei dann die Überraschung, ans Licht gebracht von der Registrierungsnummer eines Maschinengewehrs, das der Bagger zutage förderte: Es ist gar nicht die gesuchte Maschine. Vielmehr gehört dieses Maschinengewehr zu einem anderen, baugleichen Flugzeug, das bereits am 18. Dezember 1944 abgeschossen worden war. Über das Schicksal dieses Piloten, Donald Turnidge, war alles bekannt; kein Anlass für DPAA, auch nur einen Moment länger zu suchen.

Für die Gemeinde Brüggen allerdings erst der Anfang der eigenen Geschichte. Denn Turnidge war mit seiner Maschine in geheimer Mission unterwegs gewesen. So geheim, dass nicht verzeichnet war, ob sich Bomben an Bord des Flugzeugs befanden. Bodenscans hatten „verdächtige Bereiche“ ergeben. Für Bürgermeister Frank Gellen war klar, dass man die Angelegenheit nicht einfach auf sich beruhen lassen konnte. „Die Sicherheit der Bevölkerung geht vor“, hatte er gesagt. Und das hieß: Der Verdacht muss ausgeräumt werden – so oder so.

Das war in dieser Woche so weit. Am Montag begann eine Spezialfirma mit der Grundwasserabsenkung, am Donnerstagmorgen konnte der Bagger in trockenen Boden eindringen. „Wir mussten bis zu drei Meter tief graben“, sagt Jörg Köning von der Firma Röhll.

Und schon wenige Blicke schufen Klarheit: Was hier liegt, sind Teile des Motors der Mustang, keine Bomben. Dann ging alles ganz schnell. Eine Schaufel voll Metall brachte der kleine Bagger zum Bauhof. Dort liegt in einer Kiste bereits das, was bei der Aktion im Juli ans Licht gekommen war.

Ob sich nun Teile dazu eignen, gereinigt und ausgestellt zu werden, das ist noch nicht klar und soll in den nächsten Tagen entschieden werden.

(Report Anzeigenblatt)