: Mehr als nur Musik machen

„Fighting Spirits“, das sind junge „kämpfende Geister“, die gemeinsam Musik machen und daraus Kraft schöpfen. Entstanden ist das Projekt vor zehn Jahren an der Uniklinik Düsseldorf. Über 30 Kinder und Jugendliche, die mit einer lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert sind oder waren, treffen sich regelmäßig, um gemeinsam zu musizieren und um füreinander da zu sein. Am 29. Februar geben sie ein Konzert in Waldniel, das bereits restlos ausgebucht ist.

Die Kindheit sollte unbeschwert sein. Kinder sollten lebensfroh durchs Leben laufen, sich keine Sorgen machen müssen. Schon gar nicht über die eigene Sterblichkeit. Den Kindern und Jugendlichen der „Fighting Spirits“ ist das leider nicht gegönnt. Viel zu früh sind oder waren sie mit lebensbedrohlichen Krankheiten, hauptsächlich mit Krebs, konfrontiert – als Erkrankte oder als Geschwisterkind eines Erkrankten.

2010 hatte Ergotherapeut Frank Gottschalk eine Idee: Er trommelte Kinder und Jugendliche auf der Onkologie-Station in der Uniklinik Düsseldorf im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Cajon zusammen, um sie zum gemeinsamen Musik machen zu animieren. Das Projekt kam bei allen Beteiligten so gut an, dass die Schwalmtalerin Alexandra Vahlhaus, deren Tochter Alina ebenfalls an Krebs erkrankt war, dachte: „Da muss man etwas draus machen!“

Sie und Michaela Steffen (ebenfalls Spirits-Mutter) gründeten den gemeinnützigen Förderverein, der das Projekt seitdem mit all seinen Spenden trägt. Die beiden Mütter gehören zum Vorstand des Schwalmtaler Vereins.

Mehrere Auftritte im Jahr sowie die wöchentliche Bandprobe sind fester Bestandteil im Terminkalender der über 30 „Fighting Spirits“. Ein „kämpfender Geist“ ist auch die 20-jährige Lucia Vahlhaus, Alinas kleine Schwester. Als Alina damals an Krebs erkrankte und bei dem Projekt mitmachte, schloss auch ihre Schwester sich an. „So konnte ich Zeit mit Alina verbringen, denn ihr haben die ’Fighting Spirits’ so viel bedeutet“, sagt Lucia. Aber auch für sie selbst wurden die regelmäßigen Treffen, das untereinander austauschen und das füreinander da sein zum wichtigen Teil ihres Lebens – und haben sie schneller erwachsen werden lassen. „Ich wusste schon früh, worauf es im Leben wirklich ankommt. Für mich zählten andere Werte als vielleicht für Gleichaltrige“, sagt Lucia gerade heraus. „Es kommt nicht auf die schönsten Haare oder den tollsten Körper an. Gesund zu sein und zu leben, das ist wichtig!“

Auch nach dem Tod ihrer großen Schwester 2015 blieb Lucia den „Fighting Spirits“ treu. „Die Treffen, das Komponieren von Songs und das gemeinsame Singen haben fast schon therapeutische Züge“, erklärt die angehende Ergotherapeutin. „Hier habe auch ich als verwaiste Schwester das Gefühl, verstanden zu werden. Wenn ich mal einen schlechten Tag habe, muss ich mich nicht großartig erklären.“ Auch Mutter Alexandra engagierte sich weiter für das Projekt. „Bekannte hatten Zweifel und fragten, ob mich das nicht auffressen würde“, erinnert sie sich. „Doch ich dachte nur: Ich muss es auch für all die anderen Kinder und Jugendlichen weiterführen, denen die Gruppe so viel bedeutet.“

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Doch die Fighting Spirits führen nicht nur die Projektteilnehmer durch dunkle Zeiten – auch anderen kranken Menschen möchten sie Mut machen und mit ihrem Kampfgeist anstecken. Am 29. Februar geben sie ihr nächstes Konzert in der Achim-Besgen-Halle, das allerdings bereits ausgebucht ist. „Ein Konzert, das viele Menschen erden wird“, sagt Alexandra Vahlhaus.