Mit Theater gegen Mobbing

Bereits in der fünften Klasse oder sogar noch früher gehört Mobbing mittlerweile zum Alltag vieler Kinder. Am Gymnasium St. Wolfhelm wurden Schüler der Klassen fünf und sechs mit Hilfe eines Theaterstücks für das Thema sensibilisiert.

"Wie, ich war das doch gar nicht. Jetzt stell dich mal nicht so an", spielt die selbstbewusste Franzi ihr Verhalten gegenüber ihrer Mitschülerin Laura herunter. "Doch", "Wohl ich habs gesehen", "Du hast Sie geärgert", ertönen aufgebrachte Kinderstimmen aus dem Publikum in der Aula des Gymnasium St. Wolfhelm. Sie konnten genau mitverfolgen, wie gerade aus anfänglichen Neckereien Psychoterror und Manipulation wurde. Wie aus "ein bisschen ärgern" Mobbing wird und was das für tragische Folgen haben kann.

 Insgesamt nahmen knapp 180 Schüler an der Aktion teil. Auf dem Bild zu sehen: der stellvertretende Schulleiter Dirk Göbels mit seiner Klasse und den beiden Schauspielerinnen Eva-Maria Hamm und Jessica Baumgarten.
Insgesamt nahmen knapp 180 Schüler an der Aktion teil. Auf dem Bild zu sehen: der stellvertretende Schulleiter Dirk Göbels mit seiner Klasse und den beiden Schauspielerinnen Eva-Maria Hamm und Jessica Baumgarten. Foto: Gina Dollen

Mit dem Theaterstück "Mobbing — wenn Ausgrenzung einsam macht" führen die beiden Schauspielerinnen des Weimarer Kulturexpress, Eva-Maria Hamm und Jessica Baumgarten, den Kindern vor Augen, was tagtäglich in ihrem Umfeld passiert. Franzi, Klassensprecherin, Kapitän der Basketballmannschaft und scheinbar unendlich selbstsicher, sitzt im neuen Schuljahr neben der eher stillen "Streberin" Laura. Was mit kleinen Ärgereien anfängt, endet in manipulierten Klassenarbeiten, organisiertem Cybermobbing und einer verzweifelten Laura.

Nach dem circa einstündigen Stück sprechen die Schauspielerinnen mit den Schülern darüber, was gerade auf der Bühne passiert ist. Warum werden Menschen zu Opfern? Was bringt jemanden dazu zu mobben? Wie reagieren Außenstehende und vor allem: Wie kann man sich wehren? "Oft antworten Schüler auf die Frage, wer denn der stärkere Charakter ist, Franzi. Obwohl Laura diejenige ist, die es gar nicht nötig hat, jemandem so etwas anzutun. Da sieht man, wie eine Person wie Franzi auf die Kinder wirkt", erklärt Eva-Maria Hamm. Für die Schüler scheint das Thema ein ganz alltägliches, gar selbstverständliches zu sein. Ohne es wirklich zu merken, schlagen sie sich während des Stückes auf eine der beiden Seiten. "Habt ihr das gemerkt? Ihr habt mitgemacht", wirft Jessica Baumgarten in die Runde. Auf die Frage, warum Franzi Laura gemobbt hat, kommen verschiedenen Antorten von den Fünft- und Sechstklässlern. "Franzi war neidisch" und "Vielleicht wollte Sie Aufmerksamkeit", mischen sich mit Sätzen wie "Laura konnte man gut ärgern" und "Es gibt viele, die sich über Streber lustig machen" — dabei sind gute Noten eine tolle Sache für die Zukunft.

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Auch wie es hätte weitergehen können, wird in der Runde diskutiert. Nach Überlegungen, ob die Schule gewechselt wird, die beiden sich vertragen oder es Sozialstunden für Franzi gibt, kommt eine Aussage, die es kurz still werden lässt: "Laura hat sich umgebracht". Harte Worte aus dem Mund eines so jungen Menschen.

Mobbing selbst passiert nach der Schule, bei Whats App, über Facebook oder sogar persönlich. "Doch die Auswirkungen bekommen wir und auch andere Schulen hier im Unterricht zu spüren", betont der stellvertretende Schulleiter Dirk Göbels. "Aus diesem Grund fängt unsere Arbeit bei der Prävention an." Das Theaterstück ist ein Versuch, die Schüler zu einem anderen Verhalten zu ermutigen. Den Gemobbten zu helfen, ein inneres Stoppschild aufzubauen. "Ich bin wirklich begeistert, dass unsere Schüler so gut mitgemacht haben", freut sich Dirk Göbels über den Verlauf des Theaterstückes und der anschließenden Diskussion.

Ganz zum Schluss wird noch einmal gemeinsam überlegt, was man gegen Mobbing tun kann. Mit Beweisen zur Polizei gehen, sich nicht alles gefallen lassen, mit Lehrern sprechen, all das wird aufgezählt. "Einfach gar nicht damit anfangen", ruft plötzlich ein Mädchen aus den hinteren Reihen. Ein überraschtes und zustimmendes Lächeln macht sich auf den Gesichtern aller Anwesenden breit. Gar nicht erst anfangen — ja, so einfach könnte es sein.

(Report Anzeigenblatt)