„Uns stinkt das auch“

Wer dieser Tage durch die ländlicheren Gebiete des Kreises Viersen fährt, dem wird der unangenehme Geruch sofort auffallen - es ist wieder Gülle-Zeit. Die Landwirte setzen in diesem Jahr aber moderne Technik ein, um den Gestank in Grenzen zu halten.

Im Frühling rümpfen die Menschen in Regionen mit viel Landwirtschaft gern mal die Nase. Der Bauer habe „getonnt“, sagen die älteren Leute – also sein Güllefass auf dem Feld geleert.

Gülle ist eine Mischung der flüssigen und festen Ausscheidungen von Nutztieren. Also ein Naturprodukt. Gülle enthält Nährstoffe und Kohlenstoff – Wachstumshilfen für die Pflanzen. „Und ja, das Zeug stinkt“, sagt Paul-Christian Küskens, der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen. „Uns übrigens auch. Das können wir leider nicht ändern.“ Aber damit es weniger stinke, verwendeten die Landwirte moderne Technik. Anstatt hinter dem Güllefass nur einen Prall-Teller anzubringen, von dem aus die Gülle in alle Richtungen verteilt wird, gibt es jetzt Schleppschlauch-Verteiler und Scheiben-Eggen mit Injektor. So wird die Gülle mit dem Schleppschlauch direkt in den Boden gebracht. Bei der Scheiben-Egge wird hinterher sogar im selben Arbeitsgang der Boden wieder darüber geworfen. Das stinkt nicht nur weniger – es bewahrt auch die Nährstoffe, die an die Wurzeln der Pflanzen gelangen sollen, deutlich besser.

Die Vorrichtung hinter dem Güllefass sieht interessant aus. Die kleinen Eggen sind gut zu erkennen. Die Schläuche darüber wirken fast wie ein überdimensionaler Tintenfisch. Die Genauigkeit, mit der die Gülle so dosiert werden kann, hat nicht nur den Vorteil, dass die Geruchsbelästigung deutlich sinkt. Die Nährstoffe landen dann auch da, wo sie gebraucht werden. Das sorgt dafür, dass deutlich weniger Gülle eingesetzt werden kann.

Gülle hilft auch, den nicht nur teuren, sondern auch mit erheblichem Energieaufwand hergestellten Mineraldünger zu sparen.

Vieles, was die Landwirte tun, sehen die Menschen, die an den Feldern vorbeigehen, nicht. Immer wieder wird mit Bodenproben Bilanz gezogen – wie viel Nährstoffe haben wir eingebracht, was haben die Pflanzen verbraucht, was ist noch da? Und wie können wir das, was da ist, für die Pflanzen nutzbar machen?

Der Rheinische Landwirtschaftsverband möchte auf die Arbeit der Bauern aufmerksam machen – unter anderem mit einer Plakatkampagne. Seit Anfang der Woche gibt es das zweite Motiv mit dem Titel „Wir machen Mief“ an etwa 100 gut befahrenen Straßen und einigen großen Bahnhöfen im Rheinland. Auf dem Hof des landwirtschaftlichen Lohnunternehmens P& P Coenen in Elmpt haben die hiesigen Landwirte das Motiv nachgestellt und auch gleich die passenden Fahrzeuge dazu präsentiert.

(Report Anzeigenblatt)