Zelte und Container tabu

Als Bürgermeister Michael Pesch im Frühsommer die ehemaligen Offiziershäuser am Zoppenberg als Unterkünfte für Flüchtlinge präsentierte, schien es noch so, als ob Schwalmtal mit den dort vorhandenen Plätzen ein bequemes Polster hätte, was die Flüchtlingsunterbringung angeht.

Seitdem sind die Zahlen explosionsartig gestiegen.

Im Jahr 2014 waren zu Spitzenzeiten gut 100 Flüchtlinge in Schwalmtal. Inzwischen sind es 220, allein in den letzten drei Wochen kamen 43 von ihnen hier an.

Schwalmtal braucht also schnell mehr Platz. Und der ist jetzt gefunden. Nachdem einige Privatwohnungen angemietet werden konnten, gibt es aktuell eine Reserve von 50 Plätzen. Wenn die Zuweisungen so weiter laufen, sind die in drei Wochen auch belegt.

Am Mittwoch haben die Bauarbeiten am ehemaligen Naafi-Verwaltungsgebäude an der Dülkener Straße begonnen. Der letzte Mieter war dort vor einiger Zeit ausgezogen, und der Eigentümer, der die Nachrichten über steigende Flüchtlingszahlen auch verfolgt, war von sich aus auf die Gemeinde zugegangen, um das Gebäude, das auf einem großen Grundstück liegt, anzubieten.

Der Rat hat grünes Licht gegeben, die Pläne sind fertig, die Arbeiten gehen los. In drei Wochen könnte möglicherweise schon die erste der drei Etagen fertig werden. Mit dem Eigentümer hat die Gemeinde einen Mietvertrag für drei Jahre geschlossen – mit einer Option auf ein oder zwei weitere Jahre.

Dafür übernimmt dieser die kompletten Umbauarbeiten. Auf jeder Etage sollen etwa 50 Menschen Platz haben. Großzügige Gemeinschaftsräume sind ebenso vorgesehen wie Duschen und verschieden große Küchen.

1.500 Quadratmeter stehen insgesamt zur Verfügung. „Wir sind uns einig, dass wir nicht unter acht Quadratmetern pro Person zur Verfügung stellen wollen“, sagt Marc Diede vom Sozialamt.

„Die menschenwürdige Unterbringung ist uns wichtig“, betont auch Bürgermeister Michael Pesch. Deshalb seien Zelte oder Container für Schwalmtal keine Option gewesen.

Kostenmäßig ist längst noch nicht alles klar. „Eine 100-prozentige Kostendeckung ist auch nach der Aufstockung der Beträge durch das Land noch lange nicht gegeben“, sagt Bürgermeister Pesch. Etwa zu 60 Prozent würden die Kosten durch diese finanziellen Zuweisungen gedeckt.

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Der Städte- und Gemeindebund habe am Mittwoch noch einmal gemahnt, dass Bund und Land den Kommunen diese Kosten komplett abnehmen müssten. Auch die Frage nach der Bezahlung der Arztkosten sei noch völlig offen. Bislang müssten die Gemeinden diese ebenfalls selbst übernehmen und bekämen nur bei ganz kostenintensiven Fällen Unterstützung. „Die Aufstellung des Haushalts für 2016 wird uns unter diesen Voraussetzungen vor enorme Probleme stellen“, so Pesch.

(Report Anzeigenblatt)