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Menschen mit Behinderung haben dank der Eltern neues Zuhause

Neues Zuhause für junge Menschen : Selbst die Initiative ergreifen

In Waldniel haben acht junge Menschen mit Behinderung dank des unermüdlichen Einsatzes ihrer Eltern und der Evangelischen Stiftung Hephata ein neues Zuhause gefunden.

Für acht junge Menschen hat vor etwa einem Jahr ein neuer Lebensabschnitt angefangen, als sie in das Haus an der Dülkener Straße in Waldniel gezogen sind. Jonas, Paulina, Roman, Annika, Jan, Vanessa, Marie und Patrick – alle zwischen Anfang und Ende 20 – leben hier in der Wohngruppe „gemeinsam (er)leben“.

Bis die auf unterschiedliche Weise pflege- und hilfsbedürftigen jungen Erwachsenen in das neue Haus einziehen konnten, ist jedoch viel passiert. Heute kann Elke Braun durchatmen und ist glücklich, wie wohl sich ihr Sohn Roman und die anderen Bewohner*innen der Gruppe fühlen. „Ich habe viele schlaflose Nächte hinter mir“, erzählt die Mutter am Küchentisch der Gemeinschaftsküche der Wohngruppe. „Viele Eltern – wir auch – realisieren leider erst spät, dass es alles andere als einfach ist, einen Wohnplatz für sein behindertes Kind zu finden.“

Die Wartelisten überall sind lang, Informationen über die doch sehr prekäre Lage und wie viel Engagement und Einsatz notwendig ist, gab es wenig. Und die wenigen Informationen, die Elke Braun und befreundete Eltern erhielten, kamen spät. Vor etwa fünf Jahren nahm sie gemeinsam mit drei weiteren Elternpaaren die Sache selbst in die Hand. „Wir kennen uns schon seit Kindergartentagen, unsere Kinder passen gut zueinander“, erklärt Elke Braun, „wir standen alle vor dem gleichen Problem: der Gedanke, unsere Kinder nicht versorgt zu wissen, wenn wir irgendwann nicht mehr können, war furchtbar.“

Nach einigen Rückschlägen traf die Elterngruppe mit der Evangelischen Stiftung Hephata auf den perfekten Partner für ihr Projekt. „Hephata war der absolute Glücksfall für uns“, erinnert sich Braun, „wir haben dort offene Türen eingerannt.“ Die Stiftung nahm die Eltern als Träger an die Hand durch den Urwald von Förderanträgen und mehr, übernahm den Bau des Hauses an der Dülkener Straße und schließlich die Betreuung der jungen Bewohner*innen. „Ohne Hephata hätten wir das niemals geschafft“, betont Elke Braun.

Zu den vier Elternpaaren gesellten sich schnell weitere Familien, ein Förderverein wurde im Januar 2021 gegründet. Der eingetragene Verein „gemeinsam (er)leben“ besteht aus Angehörigen und Freunden der Wohngruppe und unterstützt die Bewohner*innen an der Dülkener Straße auf vielfältige Weise. „Letztlich alles, was in den Gemeinschaftsräumen steht, wurde durch uns angeschafft. Vom Kaffeelöffel in der Küchenschublade bis zu den Waschmaschinen und Trocknern im Waschraum.“ Nächstes Projekt ist der noch etwas karge Garten des Hauses.

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Betreut von einem Team Hephatas haben sich die Abläufe der Wohngruppe inzwischen eingespielt. „Unsere Kinder fühlen sich pudelwohl“, strahlt Elke Braun. Die Eltern sind unglaublich stolz auf das, was ihre Kinder geschafft haben. „Sie sind alle so viel selbstbewusster geworden, man merkt, wie gut es ihnen tut, auf eigenen Füßen zu stehen.“

In der Wohngruppe hat jeder seine kleinen Haushaltsaufgaben. Es gibt einen Wochenplan, es wird gemeinsam gekocht, eingekauft, es werden Ausflüge unternommen. Doch hat jeder auch seinen Freiraum zu sagen „heute möchte ich für mich sein“, „ich esse heute lieber allein“... Die individuell eingerichteten Apartments der acht bieten dafür ausreichend Raum und Ruhe. Alle haben eine eigene Küchenzeile, ein Wohn- und Schlafzimmer und eigenes Bad.

Aber auch wenn Jonas, Paulina, Roman, Annika, Jan, Vanessa, Marie und Patrick jetzt „versorgt“ sind, ist es für Elke Braun und ihre Mitstreiter*innen noch lange nicht Zeit, sich zurückzulehnen. Zum einen sind sie weiterhin unermüdlich für ihre Kinder, für die Wohngruppe, im Einsatz – Spenden werden nach wie vor für Anschaffungen und laufende Kosten benötigt. Zum anderen ist es ihnen aber auch ein besonderes Anliegen, anderen Eltern in der gleichen Situation zu helfen. „Wir machen das nicht nur für uns, wir möchten unsere Erfahrungen weitergeben“, bekräftigt Elke Braun und appelliert: „Legen Sie die Hände nicht in den Schoß, ergreifen Sie selbst die Initiative!“