Verlust der Steuervorteile?: Schützenvereine wehren sich - erfolgreich

Verlust der Steuervorteile? : Schützenvereine wehren sich - erfolgreich

Der Vorschlag einiger Finanzämter in NRW, den Schützenvereinen ihre steuerlichen Vorteile zu entziehen weil sie nicht "gemeinnützig" seien, sorgte für heftige Diskussionen - auch im Kreis Viersen.

Stein des Anstoßes ist der Vorwurf der Finanzämter, dass viele Schützenvereine keine Frauen aufnehmen würden. Dadurch seien sie nicht als "gemeinnützig" anzuerkennen.

Das sagen die Schützen
Für Bundesschützenmeister Wolfgang Genenger aus Viersen hätte man damit einen Präzedenzfall geschaffen: "Dann hätte man auch Fußballvereinen, in denen keine Frauen spielen, oder katholischen Frauengemeinschaften, in denen keine Männer sind, die Gemeinnützigkeit entziehen müssen. Das wäre ein Fass ohne Boden geworden."

Das sagt die Politik
"Das Schützenwesen wurde im vergangenen Jahr von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und soll daher besonders gefördert und geschützt werden. Letztlich muss es auf die Gemeinnützigkeit der Tätigkeit ankommen und nicht allein auf die Mitgliedschaft", sagt der Kreis Viersener Landtagsabgeordnete Dr. Marcus Optendrenk (CDU).

So ist die Situation bei uns
"Im Kreis Viersen gibt es nur noch ganz wenige Schützenvereine, die keine Frauen aufnehmen. Über 90 Prozent der Bruderschaften haben sich für Frauen geöffnet", sagt Genenger. Nur im Bereich Meerbusch/ Willich sowie in Richtung Neuss und Korschenbroich sei das "Schützenwesen noch eine Männerdomäne".

Das ist das Resultat
Für NRW-Finanzminister Norbert-Walter Borjans (SPD) war das Thema kurz nach Aufkommen der Diskussion schon wieder vom Tisch: "Traditionsvereine wirken im Regelfall weit über ihre Mitgliedschaft hinaus. Deshalb dienen sie der Allgemeinheit und sollten daher auch ihre steuerliche Gemeinnützigkeit erhalten. Dass es nach Auffassung vieler nicht mehr in eine aufgeklärte Zeit passt, wenn Frauen in einem Verein zur Förderung und Pflege von Kultur und Tradition die Mitgliedschaft verwehrt wird, steht auf einem anderen Blatt." Diese Frage solle aber in einer offenen Diskussion und nicht über den Fiskus geklärt werden.