Dritter Teil unserer Sommerserie: Redakteur David Friederichs wagte sich zum ersten Mal im Leben auf ein Pferd: Wir spielen „Hoppe hoppe Reiter“

Dritter Teil unserer Sommerserie: Redakteur David Friederichs wagte sich zum ersten Mal im Leben auf ein Pferd : Wir spielen „Hoppe hoppe Reiter“

„Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ heißt ein bekanntes Sprichwort. Doch ist das wirklich so? Kann man glücklich sein, wenn man auf dem Rücken eines Rosses sitzt? Redakteur David Friederichs hat sich dieser Herausforderung gestellt und sich im dritten Teil unserer Sommerserie „Mein verborgenes Talent“ auf den Pappelhof in Nettetal begeben.

Da steht er nun also vor mir. Mit seinem braunen Fell und den dunklen braunen Augen schaut er mich an. 1,70 Meter hoch ist sein Rücken, also nur knapp zehn Zentimeter weniger als ich von Fuß bis zum Scheitel. Angstschweiß steht mir zwar nicht auf der Stirn, aber Respekt, den habe ich vor ihm. „Das ist Lord Optimus“, sagt mir Tina Pickers vom Dressur- und Ausbildungsstall Pappelhof in Nettetal-Bruckrath. „Optimus, das klingt wie Optimismus“, denke ich mir. Und der kann ja bekanntlich nicht schaden. Netterweise haben zwei junge Nachwuchsreiterinnen, die sich in den Reiterferien auf dem Pappelhof befinden, meinen „Lord“ schon gesattelt, so dass wir gar nicht lange zögern und in Richtung Sprungplatz gehen. Glücklicherweise sind an diesem Morgen hier keine Sprünge aufgebaut, nur eine große Sandfläche liegt vor mir.

Tina Pickers, die zusammen mit ihrem Freund Markus Ludwigs den Pappelhof führt und sich um insgesamt 35 Pferde kümmert, erklärt mir irgendwas zu den einzelnen Zügeln. Die Worte erreichen mich zwar, doch hängen bleibt wenig. Zu angespannt bin ich. Schließlich bin ich nur noch wenige Momente davon entfernt, zum ersten Mal im Leben auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen. Als kleiner Junge, das fällt mir kurz vorher ein, hab ich schon mal auf einem Pony gesessen. Zumindest kommen mir Bilder aus irgendeinem Urlaub in den Kopf. Aber echte Erinnerungen habe ich nicht.

Und dann ist es soweit, jetzt gibt es kein zurück mehr. Die Steigbügel sind eingestellt, und nun muss ich hoch. Tina hält mein Pferd am Zügel während ich mit Schwung mein Bein über den Rücken des Pferdes werfe. Und schon sitze ich auf Lord Optimus und „genieße“ den Ausblick von oben. Ein wenig zittrig sind meine Beine, doch das will ich mir nicht anmerken lassen. Zunächst erklärt mir Tina, wie ich die Zügel halten soll. Daumen und kleiner Finger unter den Zügel, die drei anderen darüber. „Jetzt halte die Hände ganz locker vor deinem Bauch“, sagt sie.

Und dann geht es los. Ganz langsam setzt Lord Optimus einen Huf vor den nächsten. Das Tempo ist ruhig, und doch krampfen meine Hände etwas zusammen und ich ziehe die Arme an. „Die Hände locker lassen“, sagt mir Tina, die das Pferd an der Longe, so etwas wie ein Seil, führt. Nach ein paar Runden stoppen wir und ich ahne, dass es das noch nicht gewesen sein kann. „Wir werden jetzt traben“, sagt Tina, „lass es einfach erstmal auf dich wirken.“ Wirken lassen, na klar. Aber Widerstand scheint mir zwecklos. Also ergebe ich mich meinem Schicksal und wir traben los. Immer wieder wird mein Körper nach oben bugsiert und wenige Hundertstel später knalle ich mit meinem Gesäß wieder auf den Sattel. „Aua“, denke ich und bin zugleich froh, dass ich eine gepolsterte Radfahrhose unter meiner Jeans trage, um die „Einschläge“ so erträglich wie möglich zu gestalten. Von Entspanntheit ist bei mir keine Spur, ich kralle mich an den Zügeln fest und merke, dass Reiten nicht so entspannt ist, wie es immer aussieht. Im nächsten Schritt soll ich nun sogar aktiv mitarbeiten. Meine Aufgabe: immer wieder versuchen im Rhythmus des Trabs aufzustehen. Doch wie ich schnell merke, gibt es da ein kleines Problem. Sobald Lord Optimus in den Trab geht, rutsche ich mit meinen Füßen in den Steigbügeln durch, so dass die Bügel ständig vor mein Schienbein stoßen. „Richtig aufstehen“, ruft mir Tina zu. „Versuch ich doch“, antworte ich.

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Nach einigen Runden hat Tina Erbarmen mit mir und wir halten an. „Jetzt fehlt noch der Galopp“, sagt sie „der ist wieder etwas entspannter für dich.“ Ich solle mich dabei ein wenig nach hinten lehnen und mich gut festhalten, empfiehlt meine Lehrerin. Gut festhalten hatte ich ja schon die ganze Zeit geübt, doch im Galopp machen sich dann doch die ersten Schweißperlen auf der Stirn breit. In diesem Moment lege ich mir auf, nie mehr etwas gegen Reiter zu sagen. Ein wenig komisch scheint es auf jeden Fall auszusehen, denn die neben dem Sprungplatz sitzenden Mädchen haben ihren Spaß an meinen reiterischen Darbietungen.

Zum Abschluss darf ich auf Lord Optimus dann sogar ohne Longe reiten. Im Schritt muss ich anhand von leichtem ziehen der Zügel mein Ross in die richtige Richtung bewegen. Anfangs scheint es so, als würden mein Lord und ich nicht die selbe Sprache sprechen, doch nach ein paar Versuchen habe ich den Dreh raus. Fast schon souverän bringe ich uns beide sogar bis zu den Stallungen und mit einem beherzten Hüpfer geht es wieder auf den Boden.

Zufrieden und auch ein wenig stolz verabschiede ich mich von meinem tierischen Begleiter. Und ich bin um zwei Erkenntnisse reicher. Erstens: Auf einem Pferd zu sitzen ist gar nicht schlimm wie ich dachte. Und Zweitens: Ich liebe meine Radfahrhose.

(Report Anzeigenblatt)