Von Caracas nach Schiefbahn

Von Caracas nach Schiefbahn

Deutsche sind blond, haben blauer Augen, trinken gerne Bier und lieben Fußball. Mit diesen Erwartungen kam die Rotary-Austauschschülerin Daniela Pernia aus Caracas in Venezuela im August 2014 zu ihren Gasteltern Dorothee und Burkhard Gronwald nach Schiefbahn.

Das mit der Fußballbegeisterung traf auf jeden Fall zu. Schließlich war Deutschland nur wenige Woche zuvor Weltmeister in Brasilien geworden. Darüber hat sich auch die 19-Jährige sehr gefreut. Schließlich spielten mehrere ihrer großen Fußball-Idole in der Nationalmannschaft mit. Denn die Austauschschülerin ist bekennender Fan des FC Bayern. Sogar ihr Handy ist im Bayern-Look gestaltet. „Ich spiele selbst Fußball. In der Mannschaft meiner Schule habe ich im Tor gestanden“, erzählt sie. Und weil die Liga in Venezuela keinem Vergleich mit den großen Ligen in Europa standhält, verfolgt sie schon seit Jahren unter anderem das Geschehen in der Bundesliga und wurde so zum Bayern-Fan. Welch eine Fügung: Auch das Herz von Gastvater Burkhard Gronwald, Mitglied im Rotary Club Willich, schlägt für den Verein mit der blau-weißen Raute im Vereinsemblem. Gemeinsam mit ihm hat die junge Venezolanerin auch schon Spiele der Fortuna Düsseldorf und der Borussia Mönchengladbach besucht. Das größte Fußballereignis war für sie aber die 2:4 Niederlage von Deutschland gegen Argentinien, die sie in der Esprit Arena in Düsseldorf miterlebt hat. Das Ergebnis war nebensächlich, Hauptsache sie konnte ihre Idole einmal live sehen.

Das alles erzählt die 19-Jährige in bestem Deutsch im Garten der Gronwalds, auch wenn ihr hier und da mal das passende Wort fehlt. Man möchte nicht glauben, das sie nur einige wenige, mit Google-Translator erlernte Sätze („Bitte, ein Bier.“) kannte, als sie im August erstmals deutschen Boden betrat.

„Das verdanke ich meinem Schulbesuch“, strahlt Daniela Pernia. Sie besucht die Klassenstufe 11 des St. Bernhard-Gymnasiums und hat dort schnell viele Kontakte zu ihren Mitschülern geknüpft. Dabei hat sie ihr Abitur schon in der Tasche. Aber erstens ist ein Schulbesuch Bedingung für den Rotary-Austausch und zweitens gebe es keinen besseren Ort, um eine neue Sprache zu lernen, meint zumindest das Mädchen aus Caracas (und der Erfolg gibt ihr Recht). „Ich kann hier noch viel lernen“, betont sie. Ihre Lieblingsfächer sind Deutsch, Biologie und Geschichte („Von der europäischen Geschichte erfährt man in Venuzela wenig“).

Eigene Eindrücke von Europa konnte sie sich gerade bei einer von Rotary organisierten dreiwöchigen Reise machen: Stationen waren Prag, Budapest, Wien, Padua, Venedig, Rom, Florenz, Pisa, Monaco, Nizza, Avignon, Genf und Paris. Auch Deutschland hat sie bereits im vergangenen Herbst bei einer zweiwöchigen Rotary-Rundreise kennen gelernt. Zudem war sie mit ihrer Gastfamilie im Winter zum Skifahren in der Schweiz und in diesem Sommer geht’s noch mit den Gronwalds nach Schweden.

Apropos Winter: Die kalte Jahreszeit am Niederrhein hat der 19-Jährigen wenig gefallen. Sie ist in Caracas eine Durchschnittstemperatur von 22,5 Grad gewöhnt.

(Report Anzeigenblatt)