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Von Höcksken auf Stöcksken: Von der unbändigen Lust, sich zu verzetteln

Von Höcksken auf Stöcksken : Von der unbändigen Lust, sich zu verzetteln

"Siessese?" Gestern hatte die Lesebrille noch auf der gefalteten Zeitung gelegen. "Nee", muss ich zurückrufen. "Hassese jetzt?" "Kannssema mitsuchen?" "Annama." Siessema, denke ich, so isse.Die Brille brauchte ich, weil ich im facebook einen Eintrag von Iris Kater gefunden habe und noch mal genau nachlesen wollte, wie sie dort formuliert hatte.

Die Dame hat den sehnlichen Wunsch, Bürgermeisterin in Viersen zu werden und veranstaltet nach Bedarf ein Frühstück, bei dem sich vornehmlich Viersener Bürger mit ihr treffen und über Dies und Das und über Jenes plaudern können. Dabei kommt die gute Iris von Höcksken auf Stöcksken und findet das ganz charmant, wie sie bei facebook notierte.

Einige glauben ganz fest, dass "von Höcksken auf Stöcksken" (irgendwie von Hölzchen aufs Stöckchen) nicht anderes meint, als sich zu verzetteln. Die, die nicht ganz so streng sind, nennen es abschweifen. In Bielefeld, so haben wir herausgefunden, schweift man nicht ab, sondern wechselt urplötzlich das Thema. Das alles mag auf unsere Geschichten hier an dieser Stelle zutreffen, wenn Iris zur Bürgermeisterin für rund 75.000 Bürger gewählt würde, dann sollte sie relativ selten vom Höcksken aufs Stöcksken kommen. Wir vermuten: Dann wären auch die Frühstückstermine recht selten platziert. Und: Der Meersburger Schriftsteller Ralf Boscher hat einen Gedichtsband veröffentlicht, den er "Vom Höcksken aufs Stöcksken" titelte. Vielleicht hatte die Iris das Büchlein in Erinnerung, als sie in facebook nach Worten suchte.

Wir haben uns jedenfalls gefreut, dass Iris eine unerwartete Anlehnung an unsere kleine Kolumne gefunden hat. Nehmen wir uns aber nicht zu wichtig. Schließlich kann man nicht zum Nabel der Welt vorstoßen, wenn man von Höcksken aufs Stöcksken kommt.
Die Leselupe habe ich im Altpapier wieder gefunden. Ungefaltet. Siessema.