Wasserfälle - wie gemalt

Wasserfälle - wie gemalt

Der Rheydter Maler Gregor Wosik hat Weltrekorde gebrochen und wird es wieder tun. 1570 Quadratmeter misst sein Arche-Noah-Bild in Wilhelmshaven - das größte 3-D-Straßengemälde der Welt. Seine Spezialität: Fließendes Wasser.

„Das kann man eigentlich gar nicht malen.“

Gregor Wosik Foto: Klaus Schröder
Gregor Wosik Foto: Klaus Schröder

Gregor Wosik hat viel zu tun. „Wie lang brauchen wir?“ In seinem Atelier im Souterrain an der Hegerstraße muss er gleich noch eine viele Meter hohe Lokomotive vorzeichnen, die bald aus der Wand eines Schweizer Einkaufszentrums hervorpreschen soll. Und tags drauf wird er auf dem 1. Internationalen Madonnari Festival in Kevelaer (auch noch am 20. August) erwartet, wo die besten Straßenmaler aus aller Welt riesige kirchliche Motive auf dem Boden abbilden werden - organisiert von einer Künstlerin, die bei ihm ihr Handwerk gelernt hat. Das Wort „Madonnari“ verweist auf die jahrhundertealte italienische Tradition, bei religiösen Festen und Prozessionen auf öffentliche Plätze Madonnendarstellungen bekannter Meister zu kopieren.

Wasserfälle - wie gemalt

Von Kindesbeinen an hat sich der 1955 in Oberschlesien geborene Gregor Wosik dem Malen verschrieben – ausgelöst durch Langeweile: „Es gab so viel Freizeit.“ Als er im Kulturhaus Alterskameraden zeichnen sieht, sagt er selbstbewusst: „So gut kann ich das auch.“ Und noch viel besser. Leidenschaft erfasst ihn. „Ich bin extra morgens um 8 in die Messe gegangen, um mehr Ruhe für meine Bilder zu haben.“

Stille schätzt er auch heute noch. Direkt am Anfang des Gesprächs hebt er darauf ab und formuliert seinen Grundsatz: „Ohne Ruhe kann sich Kreativität nicht entwickeln.“ Deshalb arbeitet er oft bis tief in die Nacht, und morgens um 9 sollte man ihn folglich nicht unbedingt anrufen.

Doch Interaktion mit den Bewunderern seiner Werke ist ihm mindestens genau so wichtig wie die Einsamkeit des Künstlers. Dann redet er mit den Passanten, während er seine Arbeit auf dem Pflaster weitertreibt. Bei den Straßenaktionen erlebt er es oft, dass ein vorbeigehender Junge plötzlich ruft: „Mama, Mama, guck dir das mal an.“ Die Mutter guckt flüchtig, aber der Junge bleibt hartnäckig: „Du musst dir das von hier aus ansehen.“ Die Mutter folgt und sagt plötzlich „Boah, das kann doch nicht wahr sein!“ wenn sie auf dem einen Punkt steht, an dem das 3-D-Gemälde von Gregor Wosik seine ganze Wucht und Ausstrahlung entfaltet, weil das Gehirn des Betrachters in diesem Moment das Signal aussendet: Gleich stürzt du in den Abgrund des Wasserfalls!

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Dann ist der Künstler froh: Er hat sein Ziel erreicht. Schließlich malt er seine Werke ja nur auf eine plane Fläche, Asphalt oder Steinplatte.

Damit die perfekte Illusion emporsteigt, muss der Maestro alles geben. „Wasser malen geht ja eigentlich gar nicht.“ Der Trick ist, es in Bewegung darzustellen. Seit 15 Jahren feilt er an seiner Street-Art-3-D-Technik und genießt es, wenn von Privatpersonen und Unternehmen Aufträge kommen.

Zum Abschied führt der Meister noch kurz durchs Haus, um dem Besucher seine Ölbilder zu zeigen, hier ein Selbstporträt Rembrandts, dort eine christliche Szene, im Schlafzimmer eine nur leicht verhüllte schlafende Schöne, die von einem am Fenster stehenden Jüngling angesehen wird. Alle Bilder sind von voluminösen Rahmen eingefasst, „die mir Auftraggeber geschenkt haben, weil sie auf dem Speicher verstaubten und meinten, mein Preis für die Arbeit sei zu niedrig gewesen.“

Allen Fans, die ein Ölgemälde von ihm bestaunen wollen, rät er zu einem Besuch in der Messajero Bar an der Sophienstraße. „Das sollten Sie schreiben: An der Decke sind drei große Bilder von mir angebracht, das weiß kaum jemand.“

(Report Anzeigenblatt)