Weil Singen glücklich macht

Weil Singen glücklich macht

"Gesang ist die eigentliche Muttersprache des Menschen" — dieses Zitat von Yehudi Menhuin prangt auf der Website von Johannes Brand. Der Musiker hat es sich zu Aufgabe gemacht, Menschen beim "Public Singing" glücklich zu machen — mit großem Erfolg.

"Okay, beim nächsten Lied ist die Hauptsache, ihr macht Geräusche mit dem Kehlkopf", sagt Johannes Brand schmunzelnd. Bevor sich jemand fragen kann, was er damit wohl meint, stimmt er schon "In the Summertime" von Mungo Jerry an. Unter fröhliches Gelächter mischt sich ein Wirrwarr aus "Chu-Chu", "Uh" und "Da-do-da-da" — und spätestens jetzt wissen alle Bescheid. Jeder hier singt aus voller Kehle mit und scheint völlig sorgenfrei und glücklich zu sein. Willkommen bei "Sing mal!".

Schon immer hatte Johannes Brand mit Musik zu tun, spielte viel und gerne Gitarre und trat mit seiner Band auf. Dann, vor knapp vier Jahren, ging seine Schwester auf ein "Public Singing"-Konzert. "Sie hat mir sofort davon erzählt und gesagt, das sei genau mein Ding", erinnert sich der Musiker — und damit sollte sie recht behalten. Vor manchmal nicht mehr als zehn Besuchern startete er mit seinem Programm "Sing mal!". Heute muss man manchmal froh sein, noch einen Platz bei den meist ausverkauften Konzerten ergattert zu haben. Johannes Brand hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Seine Mission: Menschen zum Singen bringen.

Ein guter Mix aus Volksliedern, Rock'n'Roll, Evergreens und einigen aktuellen Popsongs, dazu eine große Leinwand, auf die die Liedtexte projiziert werden und eine ausgelassenen Stimmung. Mehr braucht es nicht. Das Publikum: bunt gemischt. Jung und alt, Wiederholungstäter und Neulinge, Laien und professionelle Chöre. "Es geht hier nicht darum, jeden Ton zu treffen. Es ist nicht wichtig wie, sondern was wir singen und vor allem, dass wir es gemeinsam tun", betont Johannes Brand. Manchmal mache er einfach selbst den ersten Fehler, so dass jeder im Publikum sieht: Das ist nicht schlimm, sing einfach mit. Der Unterschied zu einem "normalen" Konzert? Die Leute seien einfach freier, fühlten sich nicht so unter Beobachtung und ließen sich von dem Gemeinschaftsgefühl mitziehen.

Eine Gruppe Frauen erzählt in der Pause, sie kämen nun seit über zwei Jahren zu den Konzerten. "Es ist einfach eine so lockere und lustige Atmosphäre", berichtet eine von ihnen. Eine Freundin ergänzt: "Am Anfang war es für mich schon komisch, da ich der festen Überzeugung war, ich könne nicht singen. Jetzt macht es richtig Spaß." Annja Mücke ist zum ersten Mal dabei und wirklich überrascht: "Viele Lieder kannte ich, habe aber noch nie auf den Text geachtet. Das ist wirklich interessant. Jetzt sehe ich die Lieder ganz anders."

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Jedes Mal "komponiert" Johannes Brand sein Programm neu. Auf anspruchsvolle Lieder folgen auch solche "zum Luft holen", auf das Volkslied von 1934 der aktuelle Hit von Andreas Bourani. Nach jedem Konzert liegt außerdem eine Wunschliste aus, von der er sich immer wieder inspirieren lässt und neue Lieder ins Programm aufnimmt. Außerdem passt er sich Jahreszeiten oder besonderen Ereignissen an und versucht, keinen Song zu häufig zu wiederholen. So ist jedes Konzert ein Unikat.

Nachdem der letzte Ton verklungen ist, klatscht nicht nur das Publikum, sondern auch Johannes Brand selber. "Der Applaus gehört zu 90 Prozent euch", sagt er und blickt dabei in fröhliche Gesichter.

(StadtSpiegel)