Von Höcksken auf Stöcksken: Welches Schicksal interessiert uns noch?

Von Höcksken auf Stöcksken : Welches Schicksal interessiert uns noch?

Ein Bettler, offensichtlich fremdländisch und auf Krücken gestützt, habe in der Viersener Fußgängerzone einen gut gekleideten Herrn um eine Spende gebeten. Der wiederum habe prompt geantwortet: "Ich habe kein Kleingeld.

Ich hab nur eine Scheckkarte; und die hast du wohl nicht." Den Inhalt dieses Leserbriefes, der in vergangenen Woche unsere Redaktion erreichte, haben wir an dieser Stelle kurz zusammengefasst. Der Verfasser fragt schließlich, ob nicht ein einfaches "nein" gereicht hätte. Habe man das Recht, so von oben herab mit seinen Mitmenschen umzugehen? "Es geht nicht um das 'Warum?', es geht um die Art und Weise, wie dieser Mensch sich gegenüber dieser Person verhalten hat. Natürlich ist den meisten klar, dass viele dieser Menschen in organisierten Banden tätig sein müssen, dass viele Menschen zum Betteln gezwungen werden, doch wer von uns weiß wirklich um das Schicksal jedes Einzelnen?", schrieb uns Roman Skronski.

Eine berechtigte Frage. Was wissen wir schon? Über den als gut betucht beschriebenen Herrn wissen wir allerdings auch nichts. Wie leicht ist solche eine Szene interpretiert? Und wie schnell liegt man aber sowas von daneben?

Mich hätte eher interessiert, wer dem Mann auf den Krücken gespendet hat? Wem war es letztlich egal, wie er aussieht, was er trägt, wie er spricht? Wer hatte ein paar Münzen übrig?
Da fällt mir LoeyLane ein. Die Amerikanerin veröffentlichte auf YouTube einen Beitrag, in dem sie dicken Frauen Mut machen will, Bikinis zu tragen. Die schlanken Menschen fühlten sich unwohl, so viel Haut und so wenig Stoff betrachten zu müsse, sagt sie. Ist das wirklich so? Oder beschreibt sie nur einen Moment und ergreift die Chance, sich zur Wehr zu setzen. So schnell sind andere in eine Ecke gerückt. Und das Schicksal des Einzelnen kennen wir deswegen immer noch nicht.