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Wenn leise Töne gewinnen

Wenn leise Töne gewinnen

Das Viersener Jugendprojekt Young Life hat zum zwölften Mal zum Bandwettbewerb Young Talents aufgerufen. Vier Bands haben sich in den Vorrunden durchgesetzt und durften ihr Können beim Finale in der Viersener Festhalle zeigen.

Tiefenentspannt sitzt der 27-jährige Lennart von „CassMae“ im Backstage-Bereich der Viersener Festhalle. In knapp einer Stunde wird der Gitarrist mit Sängerin Cassandra und Soundkünstler Leon auf der Bühne stehen und mit drei weiteren Bands im Finale von „Young Talents“ um den Sieg kämpfen. Von Aufregung ist noch nicht viel zu spüren. Dabei springt der Gitarrist heute nur ein und hatte lediglich eine Probe, um die neuen Songs zu lernen. Trotzdem ist er zuversichtlich: „Hier ist einfach so eine tolle Stimmung, die Organisation und die Leute sind super, jetzt hoffe ich einfach, dass alles klappt“, erzählt er.

Kurze Zeit später geht es los. Mittlerweile haben sich viele Fans der vier Final-Bands vor der Bühne versammelt. Zu Rage Against The Machines „Killing in the Name“ begrüßt eine Stimme aus dem Off das Publikum und kündigt die erste Band an.

„Bakali“ eröffnen mit ihrem an Silbermond und Jennifer Rostock erinnernden Deutsch-Rock den Abend. Die rockige Stimme von Sängerin Svea wird von einem sehr gut aufeinander abgestimmten und tighten Zusammenspiel der Band getragen. „Ist das geil, ihr macht ja richtig Stimmung hier“, freut sich die Sängerin über das gut gelaunte und mitsingende Publikum, welches die Band aus Moers und Kamp-Lintfort nach dem letzten Song mit lauten Zugaberufen belohnt. „Als erste Band des Abends hat man es ja nicht immer leicht, aber das war echt geil und hat Spaß gemacht“, freut sich Bassist Thomas später.

Als zweite Band des Abends bringt „Get Hired“ den Saal zum Beben. Das Trio hat ohne Zweifel die lautesten Fans mitgebracht. Darunter sogar einen, der sie auf jedes Konzert begleitet und dem restlichem Publikum so richtig einheizt. Auf sein lautes „Get“ folgt sofort ein „Hired“ aus dem Publikum. Der rockige Sound der drei Jungs aus Süchteln wirkt punkig-rotzig, was sich auch in den Songtexten widerspiegelt.

Nachdem es zweimal ganz schön laut war, wurde es mit „CassMae“ etwas ruhiger, aber nicht weniger anspruchsvoll auf der Bühne. Die 16-jährige Cassandra überraschte mit einer extrem starken Stimme und clever arrangierten Songs, die durch Gitarrist Lennard und die elektronischen Akzenten von Leon perfekt ergänzt werden. Selbst eingefleischte Rockfans, die vor einigen Sekunden noch die lange Haarpracht beim Headbangen geschwungen haben, stehen jetzt andächtig, mit teils geschlossenen Augen, vor der Bühne, um „CassMae“ zu lauschen. Mit ihren sympathischen Ansagen hat Cassandra nach wenigen Sekunden die Sympathie des Publikums auf ihrer Seite. „Der Refrain in diesem Teil ist auf Hindi. Ich weiß selbst nicht mehr genau, warum ausgerechnet Hindi. Ich bin ein Freak – und ich bin stolz drauf“, erklärt die Duisburgerin ganz ehrlich und direkt.

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Den Abschluss bildete dann die vierköpfige Band „The Muted Kingdom“, die mit melodischem Alternative-Rock überzeugten. Die teils soulige Stimme von Sänger Phil gesellte sich dabei zu durchdringenden Gitarrenriffs, clever eingesetzten Effekten und einer starken Bühnenpräsenz. Phil, der sich kurz vor dem Auftritt vor allem gute Stimmung und viele Leute im Publikum gewünscht hatte, ist zufrieden: „Die Stimmung war mega, und die Leute haben sogar mitgesungen – das war wirklich toll“, sagt der 30-jährige.

Dann wird es spannend. Die Jury, bestehend aus Musikjournalisten, Veranstaltern und Musikern, zieht sich zurück. Währenddessen werden schon mal die Publikumsstimmen ausgezählt, die gemeinsam die „fünfte Jurystimme“ bilden.

Gemeinsam mit dem zweiten stellvertretenden Bürgermeister Michael Lambertz und Jugendamtsleiterin Sabine Rau betritt die Jury wenig später die Bühne. Der vierte Platz und damit 100 Euro gehen an The Muted Kingdom, die keineswegs enttäuscht sind: „Auch wenn’s am Ende nur der vierte Platz geworden ist, werden wir diesen Abend nicht so schnell vergessen“, schreibt die Band später auf ihrer Facebook Seite. Platz drei belegte Bakali, die sich über 200 Euro freuen. Dann wird der zweite Platz bekanntgegeben: Get Hired bekommen 300 Euro für die Bandkasse. Währenddessen schlägt sich Leon schon die Hände vor den Mund, als er realisiert was das heißt: CassMae haben gewonnen.

Das bedeutet nicht nur 500 Euro für die Bandkasse, sondern auch einen Auftritt beim Viersener Festival „Eier mit Speck“. „Wir haben da überhaupt nicht mit gerechnet, ich muss erstmal nachgucken, ob ich da kann“, sagt Leon lachend. Der Festivalgig wird ihr bisher größter Liveauftritt. „Das zeigt, dass die Akustikmusik, die wir machen geschätzt wird, auch wenn sie erstmal anders ist“, freut sich Cassandra. Traditionell überraschte das Catering-Team vom Hubert-Vooz-Haus die Sieger-Band mit einem Kuchen. „Cassandra füllt mit ihren 16 Jahren den ganzen Saal mit ihrer Stimme“, sagt Young-Talents-Veranstalter Markus Heines. Auf Young Talents 2018 blickt er positiv zurück: „Es ist gut, dass wir den Wettbewerb überregional gemacht haben, so gab es wirklich viele Bands zur Auswahl.“

Bis 2019 die nächste Runde startet, geht es erstmal am Freitag, 27. Juli, weiter, wenn CassMae am Hohen Busch in Viersen bei Eier mit Speck auftreten.

(Report Anzeigenblatt)