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Zu hohe Nitrat- und Ammoniumwerte: Wie belastet ist die Nette wirklich?

Zu hohe Nitrat- und Ammoniumwerte : Wie belastet ist die Nette wirklich?

Paul Kröfges weiß, wovon er spricht. Über 30 Jahre lang war der ehemalige Landesvorsitzende des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) bei den Kölner Wasserwerken tätig und kennt sich daher bestens aus, wenn es um das Thema Wasserqualität geht.

Gemeinsam mit Almut Grytzmann-Meister von der Viersener Ortsgruppe des BUND hat er kürzlich eine Analyse des Nette-Wassers vor und nach der Kläranlage in Boisheim in Auftrag gegeben.

Das Ergebnis: "Die Nette weist in diesem Bereich eine hohe Nitrat- und Ammoniumbelastung auf. Die Phosphatkonzentration ist ebenfalls erhöht. Die Belastung führt zu einem vermehrten Algenwachstum. Die Nitratbelastung in der Nette dürfte vorwiegend aus landwirtschaftlichen Einträgen stammen", heißt es in dem Gutachten, das der Stadt Spiegel-Redaktion vorliegt.
"Wir wissen, dass es sich bei der Analyse nur um eine Stichprobe handelt. Aber wir vermuten, dass die Wasserqualität nicht nur rund um die Kläranlage so schlecht ist", sagt Kröfges.

Grundwasser ist auch belastet

Ein zweites Gutachten, ebenfalls vom BUND in Auftrag gegeben, scheint diese Vermutung zu bestätigen: "Wir haben eine zweite Stichprobe aus einem Brunnen in Boisheim analysieren lassen", sagt Almut Grytzmann-Meister. Hier wurde eine dreimal so hohe Nitratbelastung gemessen, wie sie eigentlich erlaubt ist. "Brunnenwasser ist in diesem Bereich also absolut nicht als Trinkwasser geeignet", sagt Almut Grytzmann-Meister. Daher werde bereits Grundwasser aus einer Tiefe von 80 bis 90 Metern gefördert. Sie appelliert an die Bürger:

"Lassen sie ihre Kinder nicht in Planschbecken schwimmen, die sie mit Brunnenwasser gefüllt haben. Lassen Sie Ihre Pferde kein Brunnenwasser trinken. Das Wasser ist gefährlich und kann in der Langzeitbelastung zu gesundheitlichen Schäden führen."

Paul Kröfges vom BUND fordert nun ein Umdenken in der Politik, auch, weil Deutschland sonst wegen der Wasserbelastung Strafen an die EU zahlen müsste: "Wir müssen weg von der Massentierhaltung und weg von der Überdüngung."

Mit besonderer Sorge beobachten die BUND-Mitglieder die Pläne, genau in dem Bereich, an dem das Wasser ohnehin schon so stark belastet sei, einen weiteren großen Maststall für 2.200 Schweine anzusiedeln. "Es wird scheinbar alles dafür getan, dass das Wasser der Nette noch schlechter wird", sagt Paul Kröfges.

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Volker Dietl vom Nette-Verband bestätigte auf Stadt Spiegel-Anfrage, es gebe landesweit Probleme mit der Nitratbelastung von Oberflächengewässer. Ohne Frage würde hier auch die Belastung durch den Gülle-Eintrag eine Rolle spielen, doch müsse man im Bereich der Nette vorsichtig sein mit der Bewertung der Analyse. Hier sei der unmittelbare Zusammenhang zwischen landwirtschaftlichem Eintrag in das Gewässer und die Rolle der Kläranlage noch nicht abschließend geklärt.