Wie geht altentauglicher Alltag?

Wie geht altentauglicher Alltag?

Wer den schwarzen Geländewagen der Firma Topcon mit seiner Kamera am Mittwoch durch Rheindahlen und Hardterbroich-Pesch fahren gesehen hat, braucht sich keine Gedanken über Datenschutz und Privatfotos zu machen.

Das Messfahrzeug hat lediglich im Rahmen des Forschungsprojektes Urban Life+ zwei Testgebiete auf Seniorentauglichkeit untersucht.

Bänke in seniorenfreundlicher Höhe mit Rückenlehnen, die keinem weh tun, Straßenbeleuchtungen, die auch für nicht mehr ganz so gute Augen taugen, Bürgersteige, die barrierefrei von Rollstühlen und Rollatoren genommen werden können und Ampeln, die sich bei Bedarf der Geschwindigkeit querender Personen anpassen – so könnte die Zukunft in einer Welt aussehen, in der immer mehr Menschen die 65 schon überschritten haben. Die Umwelt muss sich dem so genannten demografischen Wandel anpassen, da sind sich Wissenschaft und Politik einig. Doch damit es so weit kommt, muss sich einiges bewegen.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsprojekt Urban Life+ hat das Ziel, die Teilhabe älterer Menschen am Alltag zu erleichtern. Richtungsweisend für ganz Deutschland wurden im Rahmen dieses Projektes jetzt die Stadtteile Hardterbroich-Pesch und Rheindahlen - städtisch und ländlich - mit einem Messfahrzeug unter die Lupe genommen. „Keine Angst, das hat nicht die Qualität von Google Street View“, so Björn Sommer, von Projektpartner Drees & Sommer, es seien lediglich die Wege aufgenommen worden. Das Fahrzeug der Firma Topcon war drei Stunden unterwegs, fuhr 60 Kilometer und sammelte 300 Gigabyte Daten. Davon verspricht man sich, herauszufinden, wo Stolperfallen für alte Leute, in welchen Abständen Bänke zu finden sind, wie schwierig es ist, mit Rollator oder Rollstuhl von A nach B zu kommen und vieles mehr. Voraus gegangen war dem Ganzen in beiden Stadtteilen eine 16-seitige Umfrage nach den Bedürfnissen und Gewohnheiten der Menschen. Von 6 000 Haushalten machten dabei mehr als 21 Prozent mit. „Das zeigt ein riesiges Interesse“, so Helmut Wallrafen, Geschäftsführer von Projektpartner Sozialholding.

Die Ergebnisse sollen in einem Safety-Atlas als bundesweiter Leitfaden für künftige Bauvorhaben zusammengefasst werden. Dass den Messergebnissen konkret in Mönchengladbach aber auch Taten folgen sollten, darüber waren sich der CDU-Landtagsabgeordnete Jochen Klenner und der SPD-Vorsitzende Felix Heinrichs am Donnerstag einig.

(Report Anzeigenblatt)