Wie „kriegen“ wir die Eltern?

Wie „kriegen“ wir die Eltern?

Dass in Deutschland immer noch der schulische und damit auch berufliche Erfolg von Kindern eng mit dem Bildungsstand der Eltern, dem sozialen Umfeld und den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Familie verknüpft ist, ist ungerecht.

In Mönchengladbach begegnet man dem Missstand mit dem Projekt Home plus. Nach drei Jahren ziehen die Beteiligten Bilanz.

Wenn Kinder trotz Eignung nicht auf eine weiter führende Schule gehen, dann stimmt was nicht. Leider ist es in Deutschland meistens immernoch so, dass die Bildungs- und damit auch Berufschancen mit dem sozialen Umfeld zu tun haben. „Wir können den Ganztag bis zur Blödsinnigkeit ausweiten, dann sind die Kinder trotzdem noch die meiste Zeit zu Hause“, so Schuldezernent Dr. Gert Fischer.

Mit dem Projekt Home plus versucht man in Mönchengladbach an fünf Grundschule gegenzusteuern. Dabei gehe es um die Frage „Wie kriegen wir die Eltern?“ erklärt Fischer. Home plus setzt auf Willkommenskultur. So steht Projektleiterin Annika Ahrens mit ihren vier Kolleginnen schon bei der Einschulung im Warteraum und knüpft erste Kontakte zu den Eltern. Willkommenskultur heißt, dass die Eltern Hilfestellung beim Ausfüllen von Formularen bekommen, dass regelmäßige Infoveranstaltungen für sie stattfinden, dass gemeinsam mit den Eltern auch außerschulische Aktivitäten wie etwa Sport passend zum Kind organisiert werden und dass zum Beispiel Tage der offenen Tür von Schulen auch in der Gruppe besucht werden können. Kurz: die Eltern kennen die Gesichter der Home plus-Mitarbeiterinnen und können sich an sie wenden, wenn sie Hilfestellung brauchen. So soll vermieden werden, dass die Schule zu Hause zum Feindbild wird, nur weil die Eltern möglicherweise in ihrer eigenen Schullaufbahn schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Der Erfolg hat nicht lange auf sich warten lassen: Dr. Markus Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung, die das Projekt fördert, ist begeistert, weil sich allein die Beteiligung der Eltern an Elternabenden und -sprechtagen schon von 50 auf stolze 80 Prozent gesteigert hat.

Die Stiftung, die das Projekt seit 2015 mit einem jährlichen Betrag von 152 800 Euro bei einem städtischen Anteil von 43 200 Euro fördert, hat gerade ihre Unterstützung für weitere zwei Jahre zugesagt. Das gesammelte Wissen des Projektes soll danach für Lehrer und Schulsozialarbeiter nutzbar gemacht werden. „Nutzbar machen heißt nicht, dass dann überall einer mehr hingesetzt wird“, weiß Schulaufsichtsbeamtin Ursula Schreurs-Dewies, immerhin habe die Landesregierung aber signalisiert, die Stellenzahl für pädagogische Kräfte in der Schuleingangsphase zu erhöhen.

(Report Anzeigenblatt)