1. Willich

Am Samstag feiert Willich 50 Jahre Freedom of the City.

50 Jahre Freedom of the City : Mit aufgepflanztem Bajonett durch die Stadt

Am kommenden Samstag, 27. Mai, ab 12 Uhr, feiert die Stadt Willich ein besonderes Jubiläum: Das „Freedom of the City“ - zu der selbst Gäste aus Australien, Neuseeland und Groß Britannien anreisen werden. Doch was genau ist „Freedom of the City“?

Mit einem Festakt für geladene Gäste beginnt der inoffizielle Teil der Veranstaltung „50 Jahre Freedom of the City“, und am Samstag, 27. Mai, ab 12 Uhr, sind alle Willicher eingeladen im Stahlwerk Becker mitzufeiern.

„Die Bezeichnung ‚Freedom of the City‘ kommt aus dem Mittelalter. Dabei handelt es sich um einen alten englischen Brauch, aus einer Zeit, als sich die Landesherren noch Söldner hielten, die bei den Bürgern der Städte aus gutem Grund unbeliebt waren und ihre Quartiere außerhalb der Stadtmauern hatten. Wollten sie in die Stadt hinein, mussten sie vorher ihre Waffen abliefern. Erst wenn sich ein Vertrauensverhältnis zwischen Stadt und Truppe herausgebildet hatte, verlieh die Stadt das Recht ‚Freedom of the City‘, welches den Soldaten fortan erlaubte, mit klingendem Spiel, wehenden Fahnen und aufgepflanztem Bajonett durch die Straßen der Stadt zu marschieren“, erklärt Stadtarchivar Udo Holzenthal.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1948, beschlagnahmte die britische Besatzungsbehörde das gesamte Areal Stahlwerk Becker. Anfangs unbeliebt wurde das dort stationierte „40 Advanced Engineer Stores Regiment RE“ ein Teil der Stadt Willich.

Sigrid Schmitz vom Ratsbüro, Stadtarchivar Udo Holzenthal zeichnen sich zusammen mit Sylvia Foy und Philip Holmes verantwortlich für das Fest am kommenden Samstag. Holmes, der selbst seinerzeit in Willich stationiert war und in Willich seine Heimat gefunden hat, freut sich auf das Fest. „Knapp 40 Gäste werden anreisen - aus Australien, Neuseeland und Groß Britannien. Viele von ihnen waren hier stationiert“, sagt Holmes.

Was am Samstag groß gefeiert wird, hatte vor 50 Jahren einen eher schwierigen Start. Wirklich willkommen waren die Briten in Willich damals nämlich nicht. Und das hatte seinen guten Grund. „Die Briten wurden anfangs nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen. Dies lag vor allem daran, dass der Gemeinde Willich mit dem Stahlwerk der mit Abstand größte Gewerbebetrieb und damit auch die größte Einnahmequelle entzogen wurde. Nach 1945 war das Werksgebäude an 18 verschiedene Firmen verpachtet worden, die nun das Gelände verlassen mussten“, weiß Udo Holzenthal zu berichten.

Das Verhältnis sollte sich aber im Lauf der Jahre verbessern. Das lag vor allem auch daran, dass sich die Briten für ihren Standort Willich engagierten, sich in das gesellschaftliche Leben der Gemeinde einbrachten und zahlreiche karitative Maßnahmen unterstützten.

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So kam es dann schließlich auch im Jahr 1973 dazu, dass der Rat der Stadt Willich am 16. November beschloss, dem Regiment das Recht der Stadtfreiheit zu erteilen - also das „Freedom of the City“.

Nachdem bereits 1977 ein Großteil der englischen Einheit Willich verlassen hatte, gab die Rheinarmee den Standort Willich 1992 komplett auf - die letzten 132 Soldaten der „Royal Engineers“ verließen mit ihren Familien die Stadt. 1991 fand letztmalig auf dem Kaiserplatz die traditionelle „Freedom of the City-Parade“ statt. Anfang 1992 errichteten die Royal Engineers als Abschiedsgeschenk an die Bevölkerung im Konrad-Adenauer-Park einen Pavillon samt Pflanzbeet, Pergola und Sitzgruppe. Mit einem am 1. Februar enthüllten Gedenkstein wurde an die Verbundenheit der Einheit mit der Willicher Bevölkerung gedacht. Am 31. August 1992 fand letztmalig eine Parade auf dem Kaiserplatz statt.

Jetzt, 50 Jahre später, will man dieses Ereignis mit allen Willichern feiern. „Wir haben uns für den Mai entschieden, weil wir hier auf besseres Wetter hoffen als im November“, sagt Sylvia Foy. Tatsächlich bekommt Willich an diesem Tag einen leicht britischen Anstrich - zumindest im Gründerzentrum. Das Motto des Tags „Very british“.

Los geht’s um 12 Uhr beginnend mit einer Parade der „White Hackle Pipes“. „Zuvor wird es eine kleine Andacht auf dem Friedhof geben mit einem britischen Priester“, sagt Sylvia Foy. Danach zieht die Parade vom Friedhof aus los Richtung Gründerzentrum im Stahlwerk Becker. Gebildet wird sie von Veteranen der Royal Engineers, einer aktiven Einheit der britischen Armee aus Minden und der „White Hackle Pipes and Drums Band“. Im Anschluss wird die Band noch bis 14 Uhr am Gründerzentrum traditionelle britische Märsche spielen.

Doch damit nicht genug. Während es im Gründerzentrum eine Ausstellung über die Geschichte der Royal Engineers geben wird, locken vor dem Gründerzentrum vor allem kulinarische Köstlichkeiten von der britischen Insel. Traditionelle englische Süßigkeiten werden im „Fudge Shop“ angeboten – daneben aber auch typische Souvenirs aus dem Königreich. Es gibt erfrischende Getränke und herzhaftes vom Grill.

Sportlich wird es dann ab 13.30 Uhr auf der Wiese am Gründerzentrum. Starke Männer in traditionellen Quilts werden Baumstämme werfen und Kugeln stoßen. Die „Highlander vom Niederrhein“ sind zu Gast, stellen ihr Können unter Beweis und bringen den Besuchern die Disziplinen der traditionellen „Highland Games“ näher. Und als ob das nicht genug wäre, gibt es noch eine andere traditionelle britische Sportart: Rugby (nicht zu verwechseln mit American Football). Die Rugby-Abteilung des DJK-VFL Willich wird dann die wohl britischste aller Sportarten in den Pausen demonstrieren.

Es ist also viel los am kommenden Samstag in Willich. „Ein Fest für die ganze Familie“, ist sich Holzenthal sicher. Das Fest endet um 16 Uhr, aber „... es gibt sicher einen gemütlichen Ausklang, der länger andauern wird“, sind sich sich die Verantwortlichen sicher. Übrigens: Die Ausstellung über die Royal Engineers ist noch weitere vier Wochen im Gründerzentrum zu sehen.