: Immer mehr Mini-Jobber

Immer mehr Menschen im Kreis Viersen üben neben ihrer Hauptbeschäftigung einen Nebenjob aus. Laut Agentur für Arbeit stieg die Zahl der Mini-Jobber im Nebenjob im Kreis Viersen von Dezember 2013 von 8934 auf 10509 im Dezember 2018. Das ist ein Anstieg um 15 Prozent.

,,Die Tatsache, dass immer mehr Menschen im Kreis Viersen neben ihrem Hauptberuf noch einen Nebenjob leisten, ist ein Alarmzeichen. Wir haben in Deutschland den größten Niedriglohnsektor Westeuropas, jeder Fünfte muss für weniger als 10 Euro die Stunde arbeiten. Es sind vor allem die Frauen, die aufgrund von Teilzeitbeschäftigung und Niedriglöhnen nicht über die Runden kommen. Die Menschen wollen nicht von Zweit- und Drittjobs leben, sondern von einer sicheren, sozialversicherten und tariflich entlohnten Arbeit“, so DGB-Sekretär Klaus Churt.

Derzeit gibt es 30107 Minijobber im Kreis Viersen. 62,4 Prozent sind Frauen. 37,6 Prozent Männer. Davon haben 14386 einen Berufsabschluss und 1663 einen akademischen Abschluss. Insgesamt sind 53,3 Prozent Fachkräfte (16049).

An der Spitze der Mini-Jobs standen im Kreis Viersen im Dezember 2018 folgende Tätigkeiten: Verkaufsberufe (4507 Beschäftigte), Reinigung(3677), Büro und Sekretariat (3640), Gastronomie (2461) sowie Verkehr und Logistik (2051).

In der Sozialversicherung sind Mini-Jobs eine Besonderheit, da für die Beiträge geringfügig Beschäftigter in die Sozialversicherung andere Regeln gelten als für regulär Beschäftigte. Das betrifft die Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung.

Der DGB fordert eine grundlegende Mini-Jobreform. ,,Die Kleinst-Arbeitsverhältnisse müssen gebündelt werden zu Teilzeit- und Vollzeitjobs im Schutz der Sozialversicherung, auch damit die Beschäftigten nicht mehr so erpressbar sind. Der Boom der Neben- und Mini-Jobs zeigt, dass sich die Arbeitgeber hier ein Schlupfloch geschaffen haben, um aus den Sozialversicherungssystemen auszusteigen. Das aber verstärkt den Trend zu Billiglohn und Altersarmut‘‘, so Churt weiter.

Nach Berechnungen des DGB erwirbt man nach 45 Jahren in einem Mini-Job bei gewerblichen Arbeitgebern und Versicherungsfreiheit nur einen Rentenanspruch von rund 164,00 Euro. ,,Wenn über 53 Prozent aller Mini-Jobber Fachkräfte sind, gibt ein riesiges Potenzial um den Fachkräftemangel in bestimmten Branchen im Kreis Viersen aufzufangen. Das wäre ein Gewinn für alle Seiten“, so Churt.