: Vom Flachs zum Leinen

Das Niederrheinische Freilichtmuseum des Kreises Viersen widmet nun auch dem Flachs Raum: Zwei neue Bereiche der Dauerausstellung in der Hofanlage Hagen zeigen ab sofort das Thema.

Der Anbau von Flachs hat am Niederrhein eine lange Tradition, die von der Antike über das Mittelalter bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts reicht. „Die Verarbeitung von Flachs zu Leinenstoff bestimmte früher das Leben zahlreicher Menschen in der Region. Daher ist es ein wichtiger Bereich für unser Volkskundemuseum“, sagt Kreisdirektor und Kulturdezernent Ingo Schabrich. „Die ehemalige Flachsdarre der Hofanlage Hagen eignet sich hervorragend für die Ausstellung.“

Dort sind die verschiedenen Arbeitsschritte von der Ernte des Flachses bis zur Gewinnung seiner wertvollen Faser dargestellt. Diese Entwicklung der Pflanze zeigt das Museum in vier Vitrinen. Ergänzt wird die Präsentation durch eine Schautafel für Kinder: Elf Illustrationen und altersgerechte Texte veranschaulichen den jüngeren Besuchern die Verarbeitung der Pflanze.

Der zweite Ausstellungsbereich befindet sich in einem landwirtschaftlichen Speichergebäude der Hofanlage. Anhand von Schautafeln und Ausstellungsstücken wird hier die Verarbeitung der Flachsfaser mit dem Spinnrad zu Garn und schließlich mit dem Webstuhl zu Leinenstoff gezeigt. „Auf dem Land diente die Arbeit als Nebenerwerb zur Sicherung der Existenz. In den Städten arbeiteten Spinnerinnen und Weber hauptberuflich in den Leinenfabriken“, erklärt Kevin Gröwig, stellvertretender Leiter des Freilichtmuseums. Unmittelbar an den Ausstellungsbereich ist nun die Schauweberei des Freilichtmuseums angegliedert. Museumsweberin Silke Heks gewährt dort den Besuchern einen Blick auf ihre Arbeit und verkauft die im Museum gewebten Stücke.

Finanziert ist das neue Ausstellungsprojekt vollständig aus Sponsorengeldern der NEW AG sowie Fördermitteln des Museumsvereins Dorenburg. Tafil Pufja, Prokurist der NEW AG, schaute sich die neue Dauerausstellung als einer der ersten Besucher an. „Das Museum bereitet die lange niederrheinische Tradition der Flachsverarbeitung mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail auf.“ Die neue Dauerausstellung füge sich wunderbar ins Gesamtbild ein, ist sich Herbert Kättner, Vorsitzender des Museumsvereins Dorenburg, sicher: „Insbesondere in Kombination mit dem ebenfalls neu eröffneten ,Arme-Leute-Häuschen‘ erhalten die Besucher nun ein umfassendes Bild.“ In der sogenannten „Miertz-Kate“ ist vor allem das soziale Leben der Heimarbeiter im Leinengewerbe dargestellt. Die beiden Ausstellungsbereiche in der Hofanlage Hagen zeigen die Handwerkstechniken bei der Leinenherstellung.